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Bertuch, Friedrich Justin; Bertuch, Carl
Bilderbuch für Kinder: enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Früchten, Mineralien ... alle nach den besten Originalen gewählt, gestochen und mit einer ... den Verstandes-Kräften eines Kindes angemessenen Erklärung begleitet (Band 1) — Weimar, 1801 (2. Aufl.)

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https://doi.org/10.11588/diglit.3198#0169
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Pflanzen X.

B. I. No. 52.

GEWÜRZ E.

yntev den Gewürzen, welche uns Ostiudien
liefert, sind die Aluscatcn - Blumen, Muscaten-
und Gewürz-Nägelein oder Nelken auch
unsern Rüchen lehr bekannt. Hier ist die
Abbildung vpn beyden.
No, i. Dar Muscatetib.uim.
Der Muscatenbanm vvächst auf allen Mo-
luckischen Insein , vorzüglich aber auf Banda,
Und wird so gross als unsre grössten Birnbäume.
Er hat hellgrüne glänzende Blätter, und blühet
gelb. Das Gewürz, das wir Alnscatenbhithcu
üennen, ist nicht seine Blume, Tondern eiufase-
y‘ges Gewebe, das auf der Schade der Nuss liegt.
Seihe Frucht ist fast so gross und so gestaltetals
€*ne Psirsche, nur unten etwas spitzig, hat eine
harte und unbrauchbare Schaale, welche, wenn
bereifet,gelb wird, auffpringt.und die Aiuscaieri-
Niss heraussalleo lässt. Diese ausgefallene Mus-
sàtennüss (ßg..a.) ist nun mit zwey Schaalenum-
geben ; dieäivitereist, wie obgedacht, ein rothes
ästiges Gewebe, das die drunter liegende sch war-
Schaale umgiebt, sorgfältig davon abgelölet
hnd getrocknet wird,und ist eigentlich dasjenige,
Was wir Musealen- BLiUhen oder Muscaten - Blu-
men nennen, (Biss. b.). Diese Schaale wird gesam-
Juelt, getrocknet, mit SeewasTer besprengt, und
ln Säcke gepackt, wo sie dann gelb wird. Die da-
hinter liegende sch vvarze Schaale ist holzig, wird
,zGschlagen, und die Muscatennuss herausge-
110®men. Diese Muscatennuss ist, wie Ftg. c.
2e‘gt, innerlich weiss und braun geadert, und
^uss inKalkwasser eingetaucht werden, damit
he nicht faulet. Beydes, sowohl dieMuscatcn-

Blinnen als auch die Nulle, sind ein wichtiger
Handels - Artikel. Aus den schlechtesten Nülsen
und Blüthen wird in Ostindien das sogenannte
Miiicatenöl gebrannt, welches in der Mediciü
sehr gebraucht wird.
No. 2. Der Gewürznägelein-
oder Nelken - Baiun.
Das Vaterland der G eiuilrzNelkc sind gleich-
falls die Moluckischen lnseln. Sie ist die Blü-
thenknospe eines hohen pyramidalischenBaums,
der etwa so l'tark als ein Mannes -Arm ist, und
spitzige Blätter wie der Lorbeerbaum hat. Er
blühet röthlich.und trägt hernach in einer dicken
Rapsel (fig.d.), die man MutLeruelken nennt, ei-
nen blauschwarzen Kern (fig, e.), wodurch sich
der Baum fortpflanzet. DieBliithenknospen wer-
den abgebrochen, und durch Rauch getrocknet,
damit lie sich halten und die schwärzliche Farbe
annehmen, die lie haben. Alles ist an dem Nel-
kenbaume gewürzhaft; Blätter, Frucht, Rinde,
ja selbst die Wurzel. Es gieht auch einen wil-
den Nelken- Baum, der dem edlen schr ähnlich
ist, aber durchaus nichts Gewürzhaftes hat.
Die Holländer sind bis jetzt noch die einzi-
gen Besitzer des Handels mit diesem kostbarert
Gewürze; denn fie haben alle Nelkenbäume,
ausser in Amboina und noch drey kleinen Be-
fitzungen, ausgerottet, um den Schleichhandel
damit zu verhindern; und die Preise davon
nicht herunter kommen zu laden; allein die
Frarizosen und Engländer haben bereits glückli-,
che Versnche gemacht, sie auch in ihre Besitzun-
gen in Indien zu verpflanzen.
 
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