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Bertuch, Friedrich Justin; Bertuch, Carl
Bilderbuch für Kinder: enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Früchten, Mineralien ... alle nach den besten Originalen gewählt, gestochen und mit einer ... den Verstandes-Kräften eines Kindes angemessenen Erklärung begleitet (Band 1) — Weimar, 1801 (2. Aufl.)

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https://doi.org/10.11588/diglit.3198#0184
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B, I, No, 57,

?"ennischtt Gegenstände. L
FABELHAFTE THIEPvE.

clic wunderbaren Thiere, die untere neue
Naturgeschichtc nicht kennt, und die man in den
Werken der Dichter und Geschicbtschreiber der
Alten, so wie in den Arabischen Mahrchen, al-
*etl Ritter-Romanen und Volkssagen sindet, lind
“losseWesen der Phantasie, und. sabelhafte Thie-
re’ die niemals existirten. Gegenwärtige Tafel
liefert 6 dergleichen fabelhafte Thiere aus der
Mythologie der Reyptier, Griechen und Römer,
Kstd zeigt, wie lie (ich diese Wesen der Einbil-
dungskraft dachten, und auf ihren KuuIUverken
ödeten.
No. 1. Der Centaur.
~ Die Centauren waren, nach der Fabel, halb
ARntch, halb Pferd und hatten lange Ziegen-
^'uen. Man findet sie abgebildet mit einer Lö-
'Wnhaut auf dem linken Arme, und einem
Wurfltnuppel zur Jagd in der rechten Hand.
' ahrscheinlicl} haben die erslen Reiter, die auch
?ug eich Jäger waren, Anlass zu dieser Dich-
Ullg gegeben.

No. 2, Die Ghimära.
p Soll ein Ungeheuer gewesen seyn, das die
°riU und den Kopf eines Ungeheuern Löwen,
au(latt des Schwanzes eine giftige Schlange, und
dem Rücken noch einen Ziegenkopf hatte;
*U\veilen aus seinem Rachen Feuer spie, und das
hönigre;^ Lycien verwiistete; aber vom Prin-
len Heller ophon, der lieh auf das Flügel-Pferd
i.e8as"s Tetzte, aus der Luft herab erlegt wurde.
I 'j1 Sinn dieser wahrscheinlich allegorischen Fa-
e Rt dunkel und uns unbekannt.

Ko.
4. Hie agyptiselie

3- Die griecliisclie

Sphy

nx.

S/jhynx war ein fabelhaftes Thier in der
g ^Biologie derEgyptier und Griechen, wodurch
* 'vie man glaubt, ein Symbol der bey ihnen

geheimen Wilsenschaften aufstellen wollten. Sie
hatte bey beyden Völkern den Kopf und dieBrust
eines Weibes und den Leih eines Löwen, bey den
Griechen blosses Haar und Adlers Flügel ; beyden
Egyptiern keine Flügel, und einen Egyptischen.
Kopfputz. Ihr berühmtes Räthsel, das sie in
Theben jedermann, der sichihr nahete, vorlegte,
und dabey Alle , die es nicht erriethen , zerriss,
welches aberOedipus allein aullöste, ist bekannt,
und beynahe zum Sprüchworte worden.
No. 5. Der Gryllus
war bey den Alten ein aus Gliedern und Theilen
mehrerer Thiere und Masken grotesk zusarnmen-
gesetztes Thier; z. E. ein Adler mit einem Lö-
wenkopfe an der Bruit und zwey Widderköpfen
an Statt der Flügel; oder ein Hahn mit Pferde-
Füssen und dergleichen. Alle diele sonderbaren
unnatürlichen lächerlichen Compositionen und
Spiele der Imagination des Künltlers, nannten die
Alten Gryllus. Man lindet viele dergleichen auf
antiken Siegeln. Wahrscheinlich kommt du
teutsehe Sprüchwort, besondere oder uärrische
Grillen haben, davon her.
No. 6. Die Sirenen.
Die Alten bildeten die Sirenen als Jungfrauen
von oben herab bis auf die Hüften, die unten
aber Adlerklauen, einen Vcgelschwanz, und auf
dem Rücken Flügel hatten. Sie dichteten ferner
von ihnen, dass lie sich auf einer Insel bey Sici-
lien aufhielten , und durch ihren Zaubergesang
und stisse Musik, welche lie auf elfenbeinernen
Pfeifen machten, alle Reisende, die an der Insel
vorbey schilften, unwiderstehlich an sich lockten,
und dann zerriil'en und frässen. Von ihnen ist
das Sirenen - Ried zum Sprüchworte worden.
Falsch ist es aiso , wenn man die Sirenen mit
einem Fisch- Schwänze im Meere schwimmend
ab bildet.
 
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