Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bertuch, Friedrich Justin; Bertuch, Carl
Bilderbuch für Kinder: enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Früchten, Mineralien ... alle nach den besten Originalen gewählt, gestochen und mit einer ... den Verstandes-Kräften eines Kindes angemessenen Erklärung begleitet (Band 1) — Weimar, 1801 (2. Aufl.)

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.3198#0214
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nierf. Thier e N NII.

B. i.

No. 67.

FLEDERMÄUSE
verschiedener Art.

-Die Alten rechneten die Fledermaus zu den
Mogeln, weil sie fliegt ; allein sehr unrecht; denn
sie hat alle Eigenschaften der vierfüssigen Thiere,
und gehört auch wirklich zu denselbcn. Es giebt
in allen Landern der Welt Fledermäuse, und
zwar sehr verFchicdene Gattungen, an Grösse so-
Wohl als Gesialt. In den heissen Ländern , wo
sie sehr gross sind, ist ihr Aufenthalt auf den Bäu-
men ; in kälteren aber halten sie sich in den Klüf-
ten der Felsen, Mauern, in Thürmen , Kirchen,
Scheuern und alten Häusern auf. Hier ruhen sie.
Weil sie das Licht scheuen, am Tage über, und
ssiegen nur in der Abenddämmerung, bis zum
Einbrüche der Nacht; denn die Ankunft der Eu-
len, welche auf sie Jagd machen, treibt sie in
ihre Löcher zurück. Wenn sie ruhen , so hängen
sie sich entweder mit ihren Hinterfüssen, oder
mit dem Haken an ihren Flügeln auf. Ihre Nah-
fung besteht in Schmetterlingen , Käfern , Flie-
gen , Mücken, und andern Insecten, die sie im
F luge fangen ; sie sressen aber auch gern Fleisch,
sonderlich geräuchertes und Speck. In unseren
kälteren Ländern ziehen die Fledermäuse im
Winter' haufenweise in dicke Gemäuer, Keller,
Todtenkrüfte, Höhlen und hohle Bäume, hän-
gen sich in der Höhe dicht neben und unter ein-
ander in Klumpen, hüllen sich in ihre Flügel ein,
Werden kalt und Harr, und bleiben so ohne alle
Nahrung bis zum solgenden Frühjahre hängen,
Wo sie wieder aufleben. In manchen Ländern,
z. E. in China, und in den Philippinischen Inseln,
Ast man sie. Die merkwürdigsten Gattungen da-
von sind folgende.
Fig. l. Der Vampyr,
oder Blutsauger
( Nespertilio Ncimpyrusd)
lebt in Afrika und Südasicn , und ist die grösste
Gattung, die wir kennen, oft bis 10 Zoll lang,
silo frcll'en die Frucht der Palmen, und saugen
jü’ch den Safl gern; allein sie Taugen auch Mön-
chen und Thieren das Blut aus, indem üe sich
fl11 Schlafe an sie machen, mit ihrer seharfèn
Zunge sie wund lecken, und ihnen auf diele Art
, as Blut unmerklich aussaugen, welches olt Le-
cosgefahr bringt.

Fig. 2. Die Hasenscharte.
(Nesp. leporinus.)
Sie ist so gross als eine Ratte, lebt in Peru,
hat einen runden Kopf mit einer Mop6schnautze,
und in der Ober-Lippe eine grosse Hasen-Scharte.
Fig. 3. Die gemeine Fledermatis.
(Nesp. murinus.)
Diese ist in Teutschland die gemelnste, oJ
Zoll lang, und hält sich häusig bey uns um die
Städte und Dörfer auf.
Fig. 4. Die Speckmaus.
( Nesp. Noctuld).
Sie ist so gross als die vorige, undicht vor-
züglich in Frankreich.
Fig. 5- Die Huseisennase.
(Nesp. ser rinn eejuinum).
Diese Fledermaus zeichnet sich vor allen da-
durch aus, dass ihre Nase wie ein Hufeisen aus-
sieht. Sie ist auch nur 2,- Zoll lang, und wohnt
in Frankreich und Teutschland.
Fig. 6. Die Bart-Fledermaus.
( Nesp. hispidus).
Sie lebt in Senegal, ist 2 Zoll lang, und hat
beynahe ein Bocksgesicht, und einen Bart.
Fig. 7. Das Langohr.
( Nesp. ciuritus).
Sie ist merkwürdig wegen ihrer Ungeheuern.
Ohren, die beynahe wie doppelt aussehen. Sie
ist 2 Zoll lang, und man findet sie zuweilen in
Teutschland.
Fig. 8. D er Grosskopf.
(Nesp. cephalotes').
Sic lebt in den Moluckischen Insein, ist 2J-
Zoll lang, und hat vor andern einen grossen Kopf,
dicke Schnautze und hcrunterhängende Lippen?
 
Annotationen