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Bertuch, Friedrich Justin; Bertuch, Carl
Bilderbuch für Kinder: enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Früchten, Mineralien ... alle nach den besten Originalen gewählt, gestochen und mit einer ... den Verstandes-Kräften eines Kindes angemessenen Erklärung begleitet (Band 1) — Weimar, 1801 (2. Aufl.)

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https://doi.org/10.11588/diglit.3198#0223
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Altertli'ùmer III.

B. I. No.- 70.

DIE SIEBEN WUNDER DER WELT.

Fig, 1. Der Coloss zu Pihodus.
n
EJ as fünste TFnnàev der JJ'elt, der Coloss zu
Hhoclus, war eine 70 Ellen hohe, ans Erz gegos-
lene BildTäule der Sonne, oder des Apoll, wel-
che die Einwohner dieser Stadt als einen Leucht-
thurm über den Eingang ihres Hafens hatten setzen
lallen. Der berühmte Bihlgiesser Chares war der
Verfertiger davon. Er arbeitete 12 Jahre lang an
die sein ungeheuren Werke. Innerlich war die
Bildsäule mit slarken, eisernen Ankern verwahrt,
Und mit Quadersteinen ausgefüllt. Man konnte
drinnen bis Zum Feuerbecken in die Ilöhesteigen.
Sie hatte eine vergoldete Strahlenkrone, Bogen
Und Pfeil. Ein Erdbeben stürzte diesen Coloss 56
Jahre nach seiner Erbauung um; allein der Römi-
sçhe Kaiser Vespastan liess ihn wieder ausTichten.
Als aber die Saracenen im Jahr 667 Rhodus ero-
berten , liess ihr König Moavia , weil sie nach
ihrer Religion keine Bilner dulden , die Bildsäule
Umwerfen, und verkaufte das Erz an einen Ju-
den , der goo Kameele damit belud. Der Coloss
'Var so gr 0ss, dass ein Mann kaum einen Finger
davon umklasiern , und ein Scliift mit vollen
Seegein zwisclien seinen Beinen hinuurch fahren
konnte.
Fig. 2. Der ölympische Jupiter.
Die Griechen und Römer liebten die Colossa-
hseh u Statuen fin ihre Tempel gar sehr, um da-
durch ein hohes Bild von der Majestät und Erha-

benheit der Götter über die Menschen zu geben.
Ein Beweiss davon ist unter andern die berühmte
Bildsäule des Olympijchen Jupiters zu Olympia.
Sie war mit dem Throne, worauf ste sass, 63 Fiüs
hoch, und von Fhidias aus Elfenbein und Gold
gearbeitet. Der Gott hatte um das Haupt einen
Lorbeerkranz , in der rechten Hand eine kleine
Victorie, und in der linken einen Zeptcrstab mit
einem Adler. Er hatte einen goldnen Mantel,
und aus der Rücklehne seines Throns tanzten die
Horen und Grazien; auf seinen Armlehnen aber
lagen 2 Sphinxe. Kurz man verehrte diess hohe
Meisterstück der griechischen Kunst so sehr, dass
man es für das sechste Wunder der Welt hielt.
Fig. 3* Der Dianen-Tempel zuEphes.
Wir willen von diesem siebenten Wunder-
werke der Welt nur so viel, dass der Dianen-
Tempel zu Ephes der prdchtigste und berühmtste
unter allen war. Eine Königin der Amazonen
soll ihn gebauet haben. Ein berufener Bäsewicht
Herostratus brannte ihn blos darum ab, um lieh
einen berühmten Namen zu machen; die Epheser
bauten ihn schöncr als zuvor wieder auf, und
verwandten alle ihre Reichthümer daran. Der
Grund dieses Tempels und seine unterirdischen
Gewölbe slehen zwar noch heut zu Tage in Klein-
Alitn ; es ist uns aber von seiner äussern Gestalt
kein Bild weiter' übrig geblieben, als das uns
einige alte Münzen fehr unvollkommen liefern,
und weiches ich hier zur AuliclU gebe.
 
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