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Bertuch, Friedrich Justin; Bertuch, Carl
Bilderbuch für Kinder: enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Früchten, Mineralien ... alle nach den besten Originalen gewählt, gestochen und mit einer ... den Verstandes-Kräften eines Kindes angemessenen Erklärung begleitet (Band 1) — Weimar, 1801 (2. Aufl.)

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.3198#0175
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t-ogel. IX.

EULEN
von verschiedener

A r t;

B' I. N. 54,

A-üe Eulen Hndbekanntlich Raub Vögel, dienur
l^es Nachts, bey Monden-Scheine, und in der
Abend- oder Morgendämmerung (denn in einer
ganz lindern Nacht sehen lie eben so wenig als
alle andere Thiere) auf ihren Raub auslliegen,
"’eilihre grossen und sehr weit geöffneten Augen
2u empsindlich fiir das Tages und Sennen-Licht
^ind. und gänzlich davon geblendet werden. Sie
teilen sichin zwey grosse Haupt - Geschlechter
ak; nämlich 1) in die Schuhus, oder Ohr-Eulen,
die 2 Federbüsche auf dem Kopfe, in Form von
Obren, haben, und 2) in Eulen, die keine Feder-
°bren und nur gro'sse runde Köpfe haben. Jedes
dieser Geschlechter hat wieder mehrere Gattun-
§en unter lieh.
No. i. Der Schuhu.
Der grosse Schuhu ist derKönig aller Nacht-
vögel , und man könnte ihn mit liecht den Adler
*}gt.Nacht nennen. Er ist3Fuss hoch, wenn er
*lt2t, undGFuss, wenn er fliegt; hat einen unge-
beuern Kopf, 5 Zoll hohe Feder- Ohren, einen
kurzen Schnabel und starke Fänge. Er ist von
i'arbe braun, mit schwarzer Zeichnung. Er be-
lohnt hauptsächlich Felsen Klüfte, alte Thiirme
Und verfallene Schlösser, wo er auch nistet. Er
kann unter allen Eulen das Tagee-Licht noch am
Reisten vertragen, ssiegt aber am liebsten in der
Abenst Dämmerung auf seine Jagd aus. Sein
flaub sind Haasen, Kaninchen, Feldratten,Fleder-
niause, Schlangen, Eidechsen, Frösche und Krö-
ten, davon er die kleineren ganz verschluckt, und
^enn er ihr Fleisch im Magen abgezehrt hat, ihre
Quöchen in runden Ballen wieder ausspeiet.
AJle Tag - Vögel sind seineFeinde, und sonderlich
slleRaben, Kiähen und Hühnerweyhen, die ihn
groTscm Geschrey verfolgen, sobald üe ihn
ei‘tdecken. Daher setzen ihn auch die Jäger an-
.BefesTelt, auf ihre sogcnanntenPiabenhütten, um
t>ihen herbeyzulocken und zu schiessen.
No. 2. Der kleine Schuhu.
s Er wohnt vorzüglich im Feuerlande, ist nur
uU hoch, und hat unbedeckte Füsse.

No. Die schwarze Eule.
Diejehwarze .Eule ift am grössten unter allen
Eulen, denn sie ist anderthalb Fuss hoch. Sie
wohnt in Wäldern in hohlen Bäumen , ssiegt
überaus leise und still , und nährt, lieh von Feld-
mäusen, Hamstern und kleinen Vögeln, die sie
ganz verschluckt. Sie legt ihreEyer gern in die
Nester des Hühnerweyhen, der Krähen und El-
stem, und lässt lie da ausbrüten.
No. 4. Die Stock-Eule.
So wie die Haupt-Farbe der vorigen Eule
sehwarz ist, so ist sie bey diesergeib. Die Stock-
Eule ist ohngefähr 15 Zoll hoch, sehr Tchön ge-
zeichnet, hat grosse dunkelblaue Augen , und
wohnt, wie jene, in hohlen Bäumen , hat auch
mit ihr gleiche Nahrung und Eigenschaften.
No. 5. Die Thurm-Eule.
Sie heisst so, weil sie nicht in den Wäldern,
sondern immer in den Städten, in Kirchen, auf
Thürmen und Kirchhöfen wohnt. Diessundihr
trauriges, widriges Geschrey bey Nacht macht
oft, dass lieh Kinder und alte Weiber, die noch
an Hexen, Kobolde und Gespenster glauben, da-
vor fürchten, sie den Todtenvogel oder das Lei-
chen- Iluhn nennen, und den lächerlichen Aber-
glauben haben, es musse jemand in dem Hause
sterben, auf welches lie sich setze. Sie ist 13 Zoll
hoch , goldgelb von Farbe, und sehr schön ge-
zeichnet. Sie nährt sich von Mäusen, und säuft
gern das Oehl aus den grossen Kirchen - Lampen,
No. 6. Das Käuzchen.
DasKäuzcheJiiR diekleinste von allen Eulen,
denn es ist kaum 7 Zoll hoch. Es lieht grauge-
sseckt aus, wohnt in altem Gemäuer zerstöhrter
und einsam liegender Schlösser, Thürme oder
Steinklüfte, und nährt sseh von Feld mäusen und
jungen Vögeln. Es kann am Tage sehr gut ssie-
gen, und die Schwalben verfolgen es, wenn sie
eins entdecken, mit grossem Geschrey.
 
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