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Bertuch, Friedrich Justin; Bertuch, Carl
Bilderbuch für Kinder: enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Früchten, Mineralien ... alle nach den besten Originalen gewählt, gestochen und mit einer ... den Verstandes-Kräften eines Kindes angemessenen Erklärung begleitet (Band 1) — Weimar, 1801 (2. Aufl.)

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https://doi.org/10.11588/diglit.3198#0307
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ß. I, No. ÿS.

s/öget XIII.
MERKWÜRDIGE STRANDVÖGEL,

No* I* Der Kranich*
•Ï3er Kranich ist eigentlich bey uns und in den
nördlichen Ländern zu Hause, gehört unter die
Zugvögel, und macht unter ihnen die weitesten
Reisen. Der Sicherheit wegen ziehen die Kraniche
nur des Nachts, biegen sehr hoch in der Luft, in
ganzen Truppen, und geben, um lieh nicht zu
trennen, einander Zeichen durch ihr rauhes tte-
schrey, welches beytn gemeinen umviiTemlen Vol-
ke Veranlallung zu dem abergläubisclien Mähr-
eben vom wilden Tjäger, der mit dein wüthemlen
Heere des Nachts durch die Luft zöge, gegeben
hat. Der Kranich ist ohngefähr 4 Fuss hoch, hat
blaugraue und im Schwänze schwarze Federn, eine
schwarze Kehle, und auf dem Kopfe e n rothes
Fleck. Fr lebt und nistet am liebsten an Morästen
und Sümpfen, und nährt lieh von Fiöschen,
Schlangen und Waller - Insect-en ; deshalb er auch
mit seinen langen Beinen tief ins Walser geht,
Bey dev erst’en Herbstkälte zieht er sort in die Sud-
Länder, wo er den Winter zubringt, und kommt
erst im März oder April wieder. Weil der Kranich
bey seinen Zügen Wachen ausstellt, wenn sielt die
Truppe auf die Erde niederlässt, To hat man ihn
zum Bilde der Wachsamkeit angenommen.
No. 2* Der Storch.
Es giebt zwey Arten Storche, den weissen und
den Jchwavzen Storch. Gegenwärtiger ist der weisse,
der bey uns in Teutschland einheimisch ist, im
Herbste aber nach Egypten und in andere wärmere
Länder zieht. Er liebt die menschliche Gesellschast
und bauet daher gewöhnlich sein Nett auf die
Zinnen und Spitzen alter Thurme, Häuser, Feuer-
essen und dergleichen Er ist gewöhnlich 5 Fuss
hoch, hat weisses Gefieder und halbschwarze Flü-
gel, lange Beine, und nährt lieh von Schlangen,
Evdechsen, Früschen u. s. w. Wenn er höseoder
hungrig ist, so klappert er mit dem Schnabel;
ausserdem aber hat er kein Geschrey. Er lic-bt
sehr seine Jungen, versorgt auch mit zärtlicher

Sorgfalt seine alten und schwachen Aeltern , und
ist daher ein Sinnbild der kindlichen Liebe worden.
Der schwarze Storch lebt mehr in warmen Län-
dern, einsam in den dicksten Wäldern und Süm-
pfen , und scheuet die Menschen, welche der
weisse Storch sucht und liebt.
No. 3. Der graue Reiger. '
Der graue Reiger ist bey uns einheimisch, und
zieht des Winters nicht fort. Er ist dritthalb bis
drey Fuss hoch, hat ein blaugraues Gefieder, und
ein sehr trauriges melancholischesTemperament.so
dass er oft Tage lang ganz unbeweglich steht. Er
nährt sich blos von Fischen und Fröschen, daher
er auch auf hohe Bäume an grossen Land Seen
nistet. Die Reiger Jagd mit Falken, oder die
sogenannie Reiger - Beize, war sonst ein Vergnü-
gen gvosser Herren, das aber jetzt aus der Mo-
de kommt.
No. 4. Der weisse Reiger.
oder die Aigrette.
Der vjeisse Reiger, und sonderlich die Gattung
davon, welche die Aigrette heilst und hier abge-
bildet ist, ist viel kleiner als der graue, und nur
20 Zoll hoch. Er ist seltener als jener, undhatauf
dem Rücken hinab einige überaus schöne, zarte
seidenartige Federn, woraus man die berühmten
kostbaren und sehr theuern Federbüsche zum
Schmyck grosser Herren und Damen macht.
N. 5» Der Savacou.
Der Savacou ist gleichfalls eine Art vonReiger,
der in Süd-Amerika, in Gegenden, welche die
grossen Ströme iiberschwemmen, lebt, und lieh
blos von Fifchen nährt. Er ist nur 20 Zoll hoch,
braun von Farbe, hat einen weissen Hals, unge-
heuer breiten Schnabel, und einen grossen
schwarzen Federbusch. •
 
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