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Kameraden in alter Weift

Herbstliche Ukraine

Von Hans-Jürgen Weineck, Kriegslehrgangsteilnehmer des Langemarckstudiums Prag

Das Weizenfeld erstreckt sich über die An-
höhe hinweg bis zu dem nächsten Weg, der
eine knappe Viertelstunde von der Straße ent-
fernt ist. Jetzt sinkt die wogende goldene
Fracht dahin und steht nur noch einige Tage
gebündelt, ehe sie zu den Dreschmaschinen
gefahren wird. Ein großer Weizenberg wächst
in der"Halle bei der Maschine. Täglich kommen
viele Tonnen dazu — Brot für Europal Seit
zwei Wochen zieht der mächtige Traktor an
den langen Eisenbalken sechs Mähmaschinen
hinter sich her. Und doch ist die Flut der
Halme auf diesem Feld noch nicht gebändigt.
Rabote, Rabote — vom frühen Morgen bis in
den späten Abend! Die Bauern stöhnen gern
ein wenig unter der Last der Erntearbeit. Noch
manches Feld wartet, obwohl das Aufgebot der
Hände groß ist und alt und jung willig um-
faßt. Erst im nächsten Frühling kann alles
Ackerland unter den Pflug genommen werden
— und doch war noch nie soviel Frucht einzu-
holen wie in diesem Jahf.

Die hellgelben Lichter der Sonnenblumen
sind bald ganz von den Feldern verschwunden,
schmählich geköpft wurden die stolzen Häupter.
Nun liegen sie in großen Haufen auf den Hö-
fen neben dem Bohnengestrüpp und dem von
der Natur so gut in Blättern verpackten Mais-
kolben, deren Perlschnüre noch an der Sonne
reifen müssen, bis sie tiefgelb sind. Die
schwarzen Samenkerne der Sonnenblumen, ein
wichtiges Nahrungsmittel im Haushalt der
Bauern, sind leicht auszumachen. Dabei kön-
nen die Kinder genau so flink arbeiten wie
die Erwachsenen. Mit einem Holz schlagen sie
die Kerne heraus. Den verbleibenden fleischi-
gen Teller fressen die Kühe als einen Lecker-
bissen. Auf jedem freien Plätzchen sieht man
den Samen in kleinen Bergen zum Trocknen
ausgebreitet. Nur ein geringer Teil davon wird
geröstet und als Delikatesse gegessen. Viele
Säcke dieser Kerne wandern später in die Öl-
presse, in der dieser Rest einer Sommerherr-
lichkeit zu dickflüssigem goldgelbem öl ge-
wandelt wird. Erst zehn Kilo davon ergeben
einen Liter des begehrten Öls. Auf Säcken
ausgebreitet trocknen die Bohnen in der Sonne
und werden dann, ebenso wie der Weizen, den
der Bauer dicht beim Hause gesät hat, mit
einem geriffelten Stück Holz mit der Hand
gedroschen.

So füllen sich allmählich die Keller und Bö-
den der Bauern. Im Hause unter der Wohn-
stube, wohin im Winter keine Kälte kommt,
liegen die Kartoffeln, die der Bauer meist nur
für sich angepflanzt hat. Auf dem Boden sind
die Erbsen, Bohnen und der Weizen schon zu
einem Teil neben den getrockneten Kirschen
aufgeschüttet. Die roten Apfelschnitzel hängen
auf Schnüren neben der Paprika. Ein Fäßchen
'In der EcKo wird sich noch mit öl füllen, wenn
erst die Ölpresse frei ist. Im großen Keller, der
außer dem Hause neben dem Sommerofen liegt,
stehen Zwiebelsäcke und würzig duftende Salz-
gurken in großen Holztonnen. Für das Sauer-
kraut liegen noch einige Fäßchen bereit. Das
wenige Eingemachte, die Birnen, Pflaumen und (
Kirschen werden hier ohne Zucker in weithalsi-
gen Flaschen aufbewahrt. Die dicken Zucker-
melonen halten sich in ihrer wachstuchartigen
Schale bis tief in den Winter hinein.

Wenn der ukrainische Bauer das alles, samt
dem lebenden Inventar, der Ifuh, den Ziegen
und Hühnern überblickt, gibt er gern zu, daß
es ihm besser geht als je zuvor, da er für alle
möglichen Fonds abzuliefern hatte. Er kann es
sich getrost leisten, in der Wodkafabrik aus
Mais oder Weizen einen Wodka brennen zu
lassen, und selbst die Bettlerinnen, die manch-
mal auf den Hof kommen, gehen nicht leer aus.

Ich schlendere In den lauen Abend hinein.
Mit den sich färbenden Blättern der Obstbäume
verschwinden nun auch die winzigen Sommer-
seligkeiten, die uns mitunter in einer glück-
lichen Minute unter dem endlosen blauen Him-
mel aus dem Blut stiegen. Ganz in der Ferne
wogt die Erinnerung an rauschende Bäche, rau-
nende, herbstlich flammende Wälder und letzte
jubelnde Vogelstimmen. Schwalbenzüge sind
auf dem Flug zum warmen Süden schon durch
das Dorf gekommen; sie hinterlassen einen
Tropfen Wehmut in unseren Herzen.

Jetzt strömt die Erde schon einen herben Duft
aus, der sich mit dem beizenden Qualm der
Feuer aus Stroh, Mist und Maisblättern ver-
mischt und in jedem Winkel hängt. Die Bie-
nen summen in ihren letzten Tagen bis in den
späten Abend. Ihre Körbe sind hinter den Häu-
sern zwischen den Steinen untergebracht, wo
die verbleibende Wärme des Tages vor dem
Reif der kühlen Nächte schützt. Die Winterruhe
werden sie in einem warmen Keller verbringen.

Das Dorf wacht erst gegen Abend eu einem
raunenden, kichernden und tanzenden Leben
auf. Der Tag mit seiner Arbeit gehört den Fel-
dern. Vor mir singen fünf Burschen ein Lied.
Recht unmelodisch hört es sich an. Auch die
Mädchen fingen nicht besser — nur wenige
gute Stimmen hört man hier auf dem Lande.
Die Melodien erinnern immer wieder daran,
daß wir auf dem Wege nach Asien sind. Da-
gegen hat die gesprochene ukrainische Sprache
einen zärtlichen, fast betörenden Klang.

„Wohin Pan? Tanzen? Dort viele Mädchen
und Kameraden!" wendet sich eine Sängerin an
mich und zeigt in ihre Richtung. Ich gehe mit
ihnen. Auf einer Anhöhe tanzen im Halb-
dunkel zu einer Ziehharmonikamusik die
Paare ihre Figuren, so wie sie wohl in
jedem Volkstanz vorkommen. Aber\ diese

Mädchen zeigen dabei, trotz Ihrer meist ge-
drungenen Gestalt, eine Beweglichkeit und
einen Sinn für Rhythmus, den man ihnen zuerst
nicht zutraut. Alle Bewegungen erfordern mehr
Kraft als unser wohltemperierter Tanz. Für-
wahr, ein merkwürdiger Ausgleich nach der
harten Feldarbeit des Tages.

Auf dem Tisch erwartet die Besucher eine
riesige Klump mit Tomatensalat. Ein paar bunt
bemalte Holzlöffel liegen daneben. Das Liebes-
mahl mag seinen Anfang nehmen. Wenig Brot
und viel Tomaten nimmt man dazu. Tee oder
Kaffee als Getränk ist fast unbekannt. Dafür
wird Wodka aufgetischt. Er scheint verdünnt
zu sein, denn er wird schnell und in Wasser-
gläsern getrunken. Behaglich dreht ein präch-
tiger Alter den Kopf, damit das köstliche Naß
seinen Hals inwendig vollends bespüle; höchst
zufrieden brummt er mit tiefer Stimme dazu.
Auch mir, dem Quartiergast, schenkt man ein,
und ich trinke einen Schluck dayon. Alle Ge-
sichtsmuskeln verändern sich bei dem Ziehen
und Reißen, das danach aus Mund und Hals
kommt. Niemand hat es bemerkt; inzwischen
ist der karge Rest des Salates auf den Ofen
''gewandert und gelbe Melonen, die hier bei uns
wie Rüben angepflanzt werden, türmen sich
auf. Hörbar verschwinden die Scheiben der
wasserhaltigen Frucht, dis im Geschmack etwas
an Banane erinnert. Die Kerne werden in ein
Gefäß gespuckt und anderentags auf Steinen
getrocknet. Eine Krönung aller Genüsse und
wirkliche Delikatesse sind die in Salzwasser
gekochten Maiskolben, stattliche Symbole der
Fruchtbarkeit. Durch Butter werden sie gerollt
und mit ein wenig Salz bestreut. Sie verschwin-
den unwahrscheinlich schnell vom Tisch.

Die Ursprünglichkeit eines solchen Mahles
gemahnt leicht an das Mittelalter, in dem Lu-
ther in seiner kräftigen Sprache fragen konnte:
„Was rülpset und pforzet ihr nicht, schmackets
euch nicht?" — Als hätten sie diese Gedanken
erraten, schreiten sie schon zur Tat und öff-
nen den Mund zu einem wohligen Aufstoßer.
Nur ein Schuft würde der Hausfrau dieses
höchste Lob vorenthalten, mit dem man sich
als ein höflicher und gebildeter Mensch aus-
weist und — mit der Hand auf dem vollen
Bauch — ruhig oder auch schon sehr eilig ver-
abschieden darf.

Das Kriegsgeschehen:

Deutsches Kulturleben im Kriege

und seine Berücksichtigung in der Arbeit des NSD.-Studentenbundes

Von Richard Schaal, Leiter des Kulturamtes der Caustudentenführung Kurhessen

Neidischen Blickes schaut man in allen Län-
dern der Erde auf die Geistesgüter des deut-
schen Volkes. Selbst in den Feindstaaten kann
man nicht über die Werke hinwegsehen, die
uns Deutschen den Ruf des Volkes der Dichter
und Denker gegeben haben.

Diese Tatsache mag dazu beigetragen haben,
daß sich die deutsche Führung zu Beginn des
Krieges entschloß, nicht, wie es in den Staaten
unserer Gegner größtenteils geschah, das Kunst-
leben stillzulegen, sondern alle maßgeb-
lichen Kräfte zu mobilisieren und
dem deutschen Volk im Kriege
nichtnurStunden derEntspannung
und Erholung, sondern auch Anre-
gung verschiedensterArt zu bieten.
Wenn die Universitäten Deutschlands geöffnet
blieben, so %eschah das aus dem klaren Be-
kennen heraus, daß eine Stillegung dieser Gei-
stesarbeitsstätten gleichzeitig eine Lahmlegung
der wissenschaftlichen Forschung bedeutet, die
im Kriege natürlich von besonderem Wert ist.

Das Kulturschaffen in! Deutschen Reich hat
trotz der Kriegsverhältnisse einen Fortgang ge-
nommen, wie es selbst im Frieden nicht besser
gewünscht werden kann. Allerdings wird jede
dieser Arbeiten im wesentlichen getragen vom
Geiste des Kriegserlebnisses. Sei es in der
Dichtung, in der Musik oder in der Malerei:

Die Verantwortung des deutschen Studententums

Von Oberleutnant Hans Bauer

Verantwortung ist die Grundlage für jeden
Einsatz des deutschen Akademikers. Gilt diese
Auffassung für jedwede berufliche Tätigkeit
schon während des Friedens, so in noch er-
höhtem Umfang während dieses Lebenskampfes
unseres Volkes. *

Nur wer ernstlich gewillt ist, Verantwortung
nicht nur zu tragen, sondern auch zu suchen,
kann seiner politischen Verpflichtung als deut-
scher Akademiker, als deutscher Student ge-
recht werden.

Wir haben alle längst erkannt, daß es in
diesen; Kriege nicht um den Gewinn von Raum
und Boden und Rohstoffen, die wir für die Ge-
staltung unserer Zukunft benötigen, allein geht.
Es geht vielmehr letztlich um Sein oder
N i c h t s e i n u n s e r e s völkischen Da-
seins überhaupt.

Bei dieser Erkenntnis, die uns eindringlichst
der weltanschauliche Kampf, den wir derzeit
auf russischem Boden kämpfen, vermittelte,
wird die Frage nach der Dauer dieses kämpfe-
rischen Einsatzes nebensächlich.

Nicht, weil uns der Krieg zur Gewohn-
heit geworden ist, oder weil er der kämpferi-
schen Natur des deutschen Mannes entspricht,
sondern weil das Denken und Handeln
des ganzen deutschen Volkes nur
die Ausrichtung auf das eine Ziel
kennt: denKriegzugewinnen! Diesem
einen Ziel hat sich alles unterzuordnen.

Wie gesagt: das Ziel ist erkannt und eindeu-
tig von uns angesprochen. Es kommt nun nur
noch auf die persönliche Einstellung des ein-
zelnen an, deren Summe die Haltung des Vol-
kes ausmacht. Und hier beginnt die Verant-
wortung des deutschen Studenten-
tums. Eine Verantwortung, die geboren ist
aus Veranlagung, Ausbildung wie schließlich
Beruf und Stellung.

Wir alle sind bewußt oder unbewußt Zeugen
einer der gewaltigsten politischen Entwicklun-
gen Deutschlands und damit Europas. Eines ge-
Seite 4 / Die Bewegung / Folge 3

schichtlichen Prozesses, der nach Jahrhunderte
zurückliegenden Anfängen zum Gipfelpunkt
führt. Wer in dieser schicksalhaften deutschen
Stunde das Glück hat, als Student — und 'ich
fasse den Begriff „Student" sein, als Lebens-
aufgabe — leben und wirken zu können, der
fühlt auch die gesteigerte Verpflichtung seiner
Berufung, die darin besteht, in allem und
jedem Führer des Volkes zu sein.
Diese Führungsaufgabe offenbart sich im Mili-
tärischen in der Person des deutschen Offi-
ziers; auf dem politischen und wirtschaftlichen
Sektor in der Person des politischen Führers
wie des Ingenieurs, des Kaufmannes oder des
Beamten. Und in allen diesen Personenkreisen,
die als. Ganzes den geschlbssenen Personen-
kreis des deutschen Führertums bedeuten,
steht der deutsche Student in vorderster Linie.
Aus geschichtlicher Erkenntnis, Tradition und
erneuter Bewährung gehört er zu diesem Füh-
rungskreis, der deutsche Arbeit und deutsches
Mühen zum Höhepunkt und endlichen Erfolge
führt. Dabei geht es nicht nurum Deutsch-
1 an'd, sondernletztlich um die Neu-
gestaltung unseres europäischen
Kontinents, dessen Herz und Hirn für alle
Zukunft Deutschland heißen muß.

So ruhen die Augen der Zukunft auf uns. Sie
werden das Urteil abgeben, ob wir in unserer
Haltung, in unserem Einsatz vor der Geschichte
bestehen. Unser Einsatz stellt so aber zugleich
auch die ständige Frage nach der Bewährung.
Die Antwort kann uns heute nur unser eigenes
Gewissen geben. Dieser Selb6tprüfung gilt es,
sich zu jedem Augenblick zu unterziehen. Das
Auge des Führers ruht auf uns allen und stellt
zu jeder Zeit die Frage: Was hast d u getan, um
unsere Kraft zu mehren, was hast du zum Siege
beigetragen an persönlichem Einsatz, Können
und Opfer?

Das deutsche Studententum möge und wird
mit seiner Antwort vor dem deutschen Volk
und damit vor unserem Führer bestehen.

jeder Kunstgattung ist das Erleben einer Zeit ;
zugrunde gelegt, über deren Größe die Gnade :
einer Vorsehung steht, durch welche wir s
Deutsche berufen sind, aus der Erkenntnis der ;
Naturnotwendigkeit heraus uns den Platz auf !
der Erdkugel zu sichern, der uns unsere Exi- S
Stenz ermöglicht. Daß hei der Machtgruppen- ;
Verschiebung die deutsche Kunst eine gewich- 5
tige Rolle spielt, ist selbstverständlich. Die S
Kunst erfährt jetzt im Kriege Antriebe, die sie 3
zu Leistungen auffordert, deren Würdigung die »
Veröffentlichung von Werken der Musik, der -
Dichtkunst, der Malerei oder anderer Kunst- »
Schöpfungen bedeutet. 1 ■

In Amerika werden Kulturstätten geschlos- ■
sen. In Deutschland erlebt man in Kriegszeiten 3
die Eröffnung neuer Theater und Museen. Das 5
Konzertwesen hat einen Aufschwung genom- g
rnen, der in seinen Zahlen unglaublich erscheint. 3
Die Künstler unserer Zeit werden staatlicher- 3
seits so gefördert, daß ihnen ein von materiellen s
Dingen sorgenfreies Arbeiten ermöglicht wird. g
Der Kunstschaffende von heute hat hinter sich 3
den Schutz des Staates. Dieser fordert aller- B
dings ein hohes Maß von Können und Fach- s
bildung, ohne die auch der noch so Begabteste 3
nichts zu schaffen vermag, sollen es nicht S
formlose Gebilde sein. s

Das deutsche Studententum kann in seiner 3
Entwicklung zurückschauen auf eine kulturelle S
Arbeit, die sich besonders auf dem Gebiete der s
Liedpflege hervorgetan hat. Das Lied als 3
Ausdruck der Gemeinschaft stand g
bei allen Veranstaltungen im Mittelpunkt jeder g
Gemeinschaftsarbeit. Weiterhin wird deutsches 5
Liedgut in den Kameradschaften starke Berück- S
sichtigung finden und die Gemütstiefe der g
deutschen Volksseele erkennen helfen.

Die Collegia musica an den einzelnen 3
Hochschulen sehen eine große Anzahl von Stu- S
dentenbundskameraden in ihren Reihen. Manche 5
Kameradschaften haben eine Instrumentalgruppe 5
gebildet, die bei Feiern und ähnlichen Anlas- 3
sen sich an der Ausgestaltung beteiligt. Es g
kann nur gewünscht werden, daß sich recht 5
viele Studenten zum gemeinsamen Musizieren B
zusammenfinden und damit in deutsche Kul- ■
turwerte eindringen. g

In der Kameradschaftsarbeit sollen alle Ge- 3
biete der deutschen Kunst ihre Berücksichti- S
gung finden. Das Schaffen unserer;
Dichter, besonders auch derer der Gegen- 5
wart, bietet soviel Anregungen, daß eine wei- B
tere Beschäftigung mit den Werken die Folge g
einer Besprechung derselben sein wird.

Einen besonderen Punkt im deutschen Kul- g
turleben bildet das Problem der Tanz-5
m u s i k. Eine solche hat es zu allen Zeiten jjj
gegeben und wird es auch fernerhin geben. Nur g
ihre Form wird eine andere sein. Das kann g
man heute schon voraussagen.

Die Entwicklung der Tanzmusik hat den Jazz -
ziemlich in den Hintergrund gerückt, obwohl g
er zeitweise noch in vielen Tanzstücken zum g
Ausdruck kommt. Diese Auswüchse sind das B
Ziel zahlreicher Angriffe, die sich gegen die
Tanzmusik allgemein zu richten scheinen. Es
wäre verfehlt, wollte man sich gegen jede Art 3
moderne Tanzmusik wenden. Jazzmusik jedoch
ist unbedingt abzulehnen. Vor allem ist die
Jugend ein entscheidender Faktor in dieser
Frage.

Die Kulturgüter zu hegen und zu pflegen Ist
die Aufgabe derer, die sich in dieser großen
Zeit in der Heimat befinden. Auch das
deutsche Studententum wird sich
für diesErhaltung deutscher Kul-
tur einsetzen. Wir alle sind dafür ver-
antwortlich)

| Ausblick auf den pazifischen Krieg

B (CI) Die japanische Kriegführung kann übel
5 den bisherigen Kriegsverlaul eine Bilanz vor-

3 legen, die alle Erwartungen übertrotien hat. Das
Z entscheidende Ereignis war die absolute Schwä-
g chung der amerikanischen Pazifikflotte bei Pearl
3 Harbour und in den drei Salomonenscnlachten.
Z Man muß sich daran erinnern, wie verwund-
3 bar Japan vor dem Kriege in wehrwirtschaft-
Z licher Hinsicht war. Für alle kriegswichtigen
Z Rohstoffe mit Ausnahme der Kohle war Japan
3 so gut wie ganz auf Einfuhr und gehortete Vor-
Z rate angewiesen. Aus eigener Produktion
Z konnte es weder Erdöl, noch Eisenerz, noch
3 Roheisen, noch Legierungsmetalle oder Gummi
Z in einem Ausmaß fördern, das auch nur den
B zivilen Bedarf gedeckt hätte. Japan muß
Z zwar seit Beginn des Chinakrieges im Jahre
S '937 erhebliche Mengen gehortet haben, aber
3 die gehemmte Außenhandelslage und die da-
Z mit zusammenhängende Devisenknappheit ver-
g hinderten, daß diese Vorräte in den Himmel
5 wuchsen. Außerdem ist es immer bedenklich,
g wenn ein Land seinen Rüslungsbedarf während
Z eines Krieges aus Vorräten statt aus natür-
3 liehen Rohstoffquellen bestreiten muß.
g Die japanische Strategie hat daher gleich vi
g Beginn des Krieges die Operationen auf die
3 Gewinnung der ostasiatischen Rohstoffbasen
Z angesetzt. Die ersten größeren Unternehmen
g nach der Schlacht bei Hawai zielten deutlich
5 auf die Gewinnung der großen ostasiatischen
S Erdölzentren. Mit Sumatra, Borneo und später
B Burma erwarben die Japaner über 80 v, H. der
S ostasiatischen Erdölförderung, die im letzten
3 Friedensjahr rund 10 Millionen Tonnen betrug
g und mit dieser Menge den zivilen und ttdO-
g tärischen Bedarf Japans zu decken in der Lage
S ist. Natürlich wird diese Förderziffer noch nicht
3 sofort wieder erreicht werden können; ander-
Z seits aber sind die englischen Nachrichten über
g die Zerstörungen der öllelder gewaltig über-
g trieben, ölfelder können überhaupt nicht zer-
g stört werden. Zerstört werden allenfalls Bohr-
g anlagen und Raffinerien, und die sind reparier-
3 bar. Zusammen mit der Gewinnung aus eigenen
Z Vorkommen (einschließlich der synthetischen
Z Gewinnung) und den noch nicht erschöpften
g Vorräten konnte die Erdölförderung der neu-
3 gewonnenen Gebiete bereits im letzten Viertel
Z des Jahres 1942 den gesamten militärischen
Z Bedarf Japans decken.

S Ahnlich günstig liegen die Verhältnisse hin-
S sichtlich der anderen kriegswichtigen Roh-
» Stoffe. Aus eigenen Vorkommen konnte Japan
S vor dem Kriege decken: ein Drittel des Bedarfs
5 an Zink, ein Viertel an Zinn, ein Achtel an
; Eisenerz, ein Zwölftel an Blei; für Mangan,
5 Wolfram, Nickel, Antimon, Bauxit und Roh-
jj gummi war die eigene Förderung entweder

■ gleich Null oder sie fiel nicht ins Gewicht.
5 Hier hat nun der pazifische Krieg das Bild auch
: grundlegend gewandelt. Zusammen mit Thai-
Z land und Indochina, deren Produktion jetzt

• auch dem japanischen Bedarf zur Verfügung
jj steht, kann Japan nunmehr eine Rohstoffreserve
: mobilisieren, die last auf allen Gebieten den

■ Bedarf entweder deckt oder — wie beim Roh-

• gummi'— ihn sogar erheblich übersteigt. So

• ergibt sich in rohstoffwirtschaitlicher Hinsicht
i ein Gesamtbild, das schon jetzt, lange bevor
jj alle Möglichkeiten der Nutzung in den neu-
i gewonnenen Gebieten erschöpft sind, einer
: wehrwirtschaftlichen Autarkie Japans nahe-
\ kommt. Japan ist rohstoffmäßig so gut wie
I ganz immun geworden. Darin liegt die unge-
i heure Tragweite der bisherigen japanischen

• Eroberungen. Japans Durchstehkralt für die
! nächsten Etappen des Krieges ist nicht mehr
l zu erschüttern. Keine noch so lange Kriegs-
\ dauer kann die wehrwirtschaftliche Kraft Ja-
| pans ernsthaft erschöpfen. Aus dem früheren
| Habenichts, den die Amerikaner wegen seiner
j Rohstoffarmut zynisch verhöhnten, ist über

• Nacht ein rohstoffgesättigter Gegner geworden.
j Das Kriegepotential Japans hat sich binnen
: Jahresfrist vervielfacht.

Dabei kann von einer ernsthaften Gefährdung
der eroberten Gebiete keine Rede mehr sein.
Die englische und holländische Ostasienllotte
ist verschwunden, die kleine französische neu-
tralisiert, die amerikanische entscheidend ge-
schwächt. Wir wissen, daß amerikanische Ma-
rinekreise vor dem Kriege eine Auseinander'
Setzung mit der japanischen Flotte nur dann
für aussichtsreich hielten, wenn die amerikani-
sche Pazifikflotte hierbei von der kombinierten
englisch-französisch-niederländischen Ostasien-
flotte „assistiert" würde. Heute ist aber von
den Assistenten keiner mehr da, und die ame-
rikanische Flotte selbst ist dezimiert worden.
Die japanische Kriegsflotte Ist daher zur Siche-
rung der gewonnenen Südgebiete heute
souverän in der Lage. Mit alledem aber Ist
nunmehr für den großostasiatischen Lebens-
raum nicht bloß der Grund gelegt, sondern
auch schon der Rahmen abgesteckt, In dem
sich in Zukunft ein maßgeblicher Teil des welt-
politischen Schwergewichts aufspeichern wird.

z Leibesübungen:

§ 100 deutsche Eishockeyländerkämpfe

Das erste Eishockeygroßereignis des deutschen
Sportwinters 1942/43 brachte zugleich auch eine
Veranstaltung von geschichtlicher Wichtigkeit.
Der Länderkampl gegen die Slowakei am 19. De-
zember 1942 in Preßburg, der von den Deutschen
überraschend hoch mit 10:2 gewonnen' wurde,
nachdem das erste Spiel vor einem Jahr nur
mit 3:2 geendet, war nämlich das 100. Spiel der
deutschen Auswahl seit ihrem Wiedereintritt
in die Internationale Eishockeyliga 1927 nach
dem Nachkriegsboykott durch die Alliierten.

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