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Unser kulturelles Schaffen:

Die musische Feierstunde

Die Kameradschaften der Studentenführung
Universität Marburg/L. haben sich schon seit
jeher besonders für die kulturellen Werte un-
seres Volkes eingesetzt. Auch im Winter-
semester 1942/43 hatten es sich die Kamerad-
schaften nicht nehmen lassen, außer ihren
kleineren Abenden musische Feierstunden im
größeren Rahmen herauszustellen und damit
auch geladenen Gästen einen Einblick in die
Arbeit zu geben. Man mag die Frage aufwer-
fen, ob es augenblicklich überhaupt ange-
bracht ist, derartige kulturelle Arbeit zu lei-
sten. Dr. Goebbels kündigte in seiner gro-
ßen Rede im Sportpalast an, daß auch weiter-
hin die musischen Institute geöffnet, die Kon-
zerte und Theateraufführungen bestehen blei-
ben. Damit wird zum Ausdruck gebracht die
Entschlossenheit des deutschen Volkes und
seiner Führung, auch im totalen Krieg die kul-
turellen Güter zu pflegen und vor allen Din-
gen zu fördern.

Die Dozentenschaft der Philippsuniversität
nimmt an der Arbeit der Kameradschaften
regen Anteil. Das war auch wieder besonders
der Fall bei einer musischen Feier-
stunde der Kameradschaft \,F r i e d -
rieh Ludwig Jahn". Hier hatten sich
unter den Gästen der Hochschulringführer
fi-Obersturmbannführer Prof. Dr. Pfannen-
stiel, der Gaudozentenbundführer Prof. Dr.
Martin, Vertreter der Gaustudentenführung,
der Altherrenschaft und der Kameradschaft
versammelt.

„Von Sonne und Alltag" lautete der Titel
der Stunde. Musik von Händel, Bach, Mozart
und Haydn, Worte von Eichendorff, Mörike
und W. Flex, vorgetragen von Kameraden im
grauen Rock und Kriegsversehrten, wechselten
im bunten Reigen. Zu gesanglichen Darbietun-
gen von Schubert untl Schumann hatte sich
die Konzertsängerin Fräulein Strack aus*—
Kassel zur Verfügung gestellt. Im Mittelpunkt
der Veranstaltung stand aus dem „Wanderer
zwischen beiden Welten" von Walter Flex die
kraftvolle Lichtgestalt des jungen Leutnants
Ernst Wurche, der inrnitten des grausamen
Kriegsgeschehens sein immer frohes Herz be-
wahrt hat und damit ein Abbild ewigen deut-
schen Soldatentums zeigte.

So fand die Feier ihre innere Berechtigung,
inmitten des heutigen Ringens. Wie der Soldat
an der Front immer neue Kraft aus dem Reich-
tum unserer deutschen Seele schöpft, so hat
auch diese Stunde jedem, der daran teilnehmen
durfte, Freude und mit der Freude neue Kraft
für den Alltag gegeben.

Diese Feierstunde zeigte, daß die Kamerad-
schaft Friedrich Ludwig Jahn ihre Aufgabe im
großen Kriegsgeschehen begriffen hat und die
Kraft besitzt, neben der starken Beanspru-
chung durch Studium und Kriegseinsatz das
überkommene kulturelle Erbe zu pflegen.

Richard S c h aal

P. Helwig las im Humboldt-Klub

Paul Helwig, der Verfasser leichtge-
schürzter Komödien, wie „Götter auf Urlaub"
oder „Am hellichten Tag", die in Berlin in
den letzten Jahren Erfolg hatten, und ge-
wichtigerer Stücke, wie „Der Barbar", das jetzt
im Theater in der Josefstadt in Wien von
Hilpert uraufgeführt worden ist, las im Hum-
boldt-Klub vor ausländischen Studenten aus
eigenen unveröffentlichten Arbeiten.

Der erste Teil „Zur Dichtung selbst" hob
mit einem Vorspiel „Der Streit der Versfüße"
an, in dessen erster Strophe eines steigenden
feierlichen Jambus und in dessen zweiter eines
kräftig einsetzenden fallenden Trochäus sich
die Form besonders kleidsam dem Gehalt an-
schmiegt. Der Beschluß des Dichters klingt
dann wie ein Vivace im Dreiertakt. Am hu-
morvollsten erschien aus diesem Zyklus das
„Mißlungene Gedicht". Anschließend folgten
drei Szenen, zwei aus „Die schöne Marie",
einer historischen Komödie voller erregter
Situationen und theatralischer Spannungen,
und eine Szene aus einem noch unfertigen
Lustspiel, das sich gegen Ende des Siebenjäh-
rigen Krieges ereignet und dessen Probe uns
das Geheimnis von Frauenherzen und ihren
Männneridealen offenbarte.

Im dritten Teil las Helwig humorig-nach-
denkliche Preislieder auf die Möbel, abwech-
selnd als Sonette und in der sehr kunstvollen
Form des heute kaum noch gebräuchlichen
Trioletts. Unter den philosophischen Gedicht-
proben gefielen die mit lachender Miene ge-
schriebenen Verse „Der Astronom und der
Physiker", in denen der Mensch zwischen das
maximale Unendliche des Makrokosmos und das
minimale Unendliche, des Mikrokosmos ge-
stellt wird, am besten.

Im Schlußteil las dann Helwig aus seinem
noch in Arbeit befindlichen Roman „Jürgen
Kattwald", der die letzten 20 Jahre vor dem
Weltkrieg in der Spiegelung eines damals auf-
wachsenden Menschen in Helwigs Vaterstadt
Lübeck schildern soll, -das 14. Kapitel, „Die
Posaunen", das von der Wende 1899/1900 er-
zählt und einprägsame Bilder für das aufstei-
gende gewitterschwangere Jahrhundert findet.

Ingvelde Karwehl

Japanischer Geist und Sieg

Gesandter Sakuma in Posen

Das Auslandsamt der Dozentenschaft an der
Reichsuniversität Posen veranstaltete einen
Vortragsabend, auf dem der Kaiserlich-Japani-
sche Gesandte, Exz. Sakuma, von der japa-
nischen Botschaft in Berlin über das Thema
„Der japanische Geist und der Sieg Japans"
sprach. Vom Leiter des Auslandsamtes, Prof.
Dr. Mackensen, in herzlichen Worten als
Gast und als Vertreter der befreundeten Macht
willkommen geheißen und von den zahlreichen
Zuhörern, die die kleine Aula der Reichsuni-
versität bis auf den letzten Platz füllten, mit
warmer Freundlichkeit begrüßt, entwickelte der

Seite 4 / Die Bewegung / Folge 6

Gesandte in breiter Darstellung das System der
japanischen Tugendlehre. Durch sie, die auf ein
ehrwürdiges geschichtliches Alter zurückblickt,
wird der japanische Geist bestimmt. Der Ge-
sandte zeigte die Wirksamkeit an packenden
Beispielen aus der Gegenwart und jüngsten
Vergangenheit. Dabei verstand er es vortreff-
lich, an Beispielen aus der deutschen heldischen
Dichtung nachzuweisen, wie eng verwandt der
japanische dem deutschen Geist ist. Die Zu-
hörer dankten dem Gast mit langanhaltendom
Beifall und gaben ihrem fanatischen Glauben
an den. Sieg in einem dreifachen Sieg-Heil auf
die verbündeten Mächte Ausdruck.

Der Veranstaltung wohnten u. a. der Stell-
vertretende Gauleiter Schmalz, der Rektor
der Universität, Prof. Dr. Carstens, ^-Ober-
gruppenführer Koppe, hohe Vertreter der
Wehrmacht, der Oberbürgermeister der Gau-
hauptstadt Posen, Dr. Scheffle r, Regierungs-
präsident Dr. V. B o e 11 i c h e r und zahlreiche
weitere Vertreter des öffentlichen Lebens bei.

Am vorangegangenen Nachmittag war der
Gesandte vom Oberbürgermeister im Rathaus
empfangen worden und hatte sich dort in das
Goldene Buch der Gauhauptstadt eingetragen.
Nach dem Vortrag hatte er Gelegenheit, die
maßgebenden Persönlichkeiten bei einem Emp-
fang, den das Auslandsamt der Dozentenschaft
veranstaltete, näher kennenzulernen.

Erfolgreiche Außenarbeit in Wien

An den Wiener Hochschulen studieren rund
2500 Angehörige befreundeter und neutraler
Länder Europas, vornehmlich natürlich aus
den Staaten des Südostens Mit diesem gro-
ßen Kreis einen fruchtbaren" Kontakt aufrecht-
zuerhalten ist um so schwieriger, als natur-
gemäß dem Außenamt nur noch wenig Ar-
beitskräfte zur Verfügung stehen, die praktisch
mit den vielseitigen Verwaltungsarbeiten rest-
los ausgefüllt sind.

Allein ein erster Versuch, der der Initia-
tive des Leiters des Studentenwerkes in Wien,
Dr. G e r 1 i c h , zu verdanken ist, wurde zum

vollen Erfolg. Ein großer Teil der ausländi-
schen Studierenden war, zusammen mit dem
studentischen Führerkorps des Gaues Wien,
den ANSt.-Führerinnen und kriegsversehrten
Studenten sowie Studienurlaubern zu einer
Festvorstellung im Redoutensaal der Hofburg
geladen worden. Der durch Erkrankung ver-
ursachte Spielplanwechsel — es wurde „Rode-
linde" statt „Wiener Blut" gegeben — rief zwar
erst eine kleine Enttäuschung hervor, die je-
doch in der Aufführung, zu der die besten
Kräfte der Staatsoper aufgeboten waren, sich
in helle Begeisterung über das meisterhafte
Spiel und die Händeische Musik verwandelte.
So nahm es nicht wunder, daß die Darsteller
von der dankbaren Zuhörerschaft lebhaft ge-
feiert wurden. Anschließend waren die 40 be-
sten ausländischen Studenten, die sich ent-
weder durch ihre wissenschaftlichen Leistun-
gen, vor allem aber durch ihre politische Ar-
beit hervorgetan haben, zusammen mit ANSt.-
Führerinnen und Kameradschaftsführern der
Wiener Hochschulen Gäste des Gaustudenten-
führers in den gemütlichen Räumen des Spor-
ting-Klubs.

Der Abend wurde bestimmt durch eine At-
mosphäre herzlicher Freundschaft und jugend-
licher Solidarität, in der sich die Studenten
aller Europäischen Ordnungsmächte mit ihren
japanischen Kollegen schnell fanden. Gaustu-
dentenführer R u h 1 begrüßte die Gäste, und
Dr. G e r 1 i c h zeichnete in kurzen Zügen das
Programm, nach dem in Zukunft die Zusam-
menarbeit in diesem Führungskreis vertieft
werden soll. Lebhaften Beifall fanden die Dar-
bietungen von Schülerinnen der Reichshoch-
schule für Musik sowie der Vortrag von Wein-
hebers Gedicht „An eine Wienerin".

Der erfolgreiche Verlauf dieses ersten Ge-
meinschaftsabends deutscher und ausländischer
Studenten, und der freudige Widerhall, den
die angeschnittenen Fragen in den Herzen
aller Jungakademiker fanden, läßt eine wei-
tere fruchtbare Außenarbeit im Gau Wien
schon jetzt als völlig gesichert erscheinen.

Mbg.

N

Studentische Kulturarbeit in Prag!

Von Dr. Ernst Schremmer, Leiter des Kulturarntes der Gaustudentenfiihrung Sudelenland

Die Kulturarbeit des sudetendeutschen Stu-
dententums kann auf eine bedeutende und ver-
pflichtende Vjberlielerung zurückblicken,. In
den Zeiten schweren völkischen Kampfes —
und an solchen war ja die Geschichte des
Prager Studententums nicht gerade arm —
bildeten die steinernen Zeugen großer deut-
scher Kunst in der Herzstadt des Reiches im-
mer wieder Aufruf und Mahnung für alle, die
auf völkischen Vorposten standen und kämpf-
ten. Die Besinnung auf die unvergänglichen
Werte deutscher Kunst als Ausdruck des um-
fassenden Volkstums bestimmte auch die Ge-
staltung des kulturellen Lebens, inbesondere
in den letzten Jahrzehnten bis zur Wiederein-
gliederung Prags in das Reich. Der Krieg hat
dann neben einer weiteren Verwesentlichung
und noch klareren Ausrichtung der gesamten
Kulturarbeit nach innen für das Prager Stu-
dententum vielfältige neue Außenaufgaben ge-

Gaulelter und Reichsstalthalter Konrad Henleln und Reichsamtsleiter Dr. Ulrich
Gmellnl '.) während der geselligen GemeinschaUsstunde iin Kreise von Prager
Studenten, Verwundeten, Umsiedlern und Langemarckstudenten.

bracht: vor allem die Lazarettbetreuung und
der Einsatz bei den Umsiedlern und den Grenz-
deutschen im Protektorat. Hier konnte sich in
schönster Weise das bewähren, was in den
Kameradschaften des NSD.-Studentenbundes
und in den Gruppen der ANSt. gestaltet und
gepflegt worden war.

Die ■ studentischen Veranstaltungen in Prag
selbst stehen nach wie vor im Vordergrund des
kulturellen Lebens der Prager Deutschen über-
haupt. Die Kulturtage der Prager Studenten wa-
ren vor allem den kriegsversehrten und wehr-
machtsbeurlaubten Studenten gewidmet. Aus
ihnen sprach der Geist einer einsatzfreudigen,
aus dem Grenzlanderlebnis gewachsenen jungen
Generation und die Verantwoitungsfreude jun-
ger Menschen, die an ihre Aufgaben folgerich-
tig herangehen.

Bei der Eröffnungskundgebung unterstrichen
der Gaustudentenfuhrer Parteigenosse Adam
die Bedeutung der Kulturarbeit in unserer Zeit.
Der Dichter Karl Franz Leppa, der selbst
alter Prager Student ist, hat als glühendes Be-
kenntnis zu 600 Jahren studentischem Kampf
bei dieser Feier einen Vorspruch „Den Prager
Studenten" gesprochen. Die Schau der sudeten-
deutschen Kunststudenten, die vor allem Gra-
phiken und Aguarelle brachte, zeigte eine große
Zahl verheißungsvoller Begabungen. !m Vorder-
grund standen Bilder aus dem Fronterlebnis.
In einer kleinen Schrifttumsschau „Wir Prager

Studenten" war gleichfalls das Vermächtnis der ;
gefallenen Studentischen Dichter, Volkstums- '
kämpfer und Wissenschaftler bestimmend.

Im Laufe der Woche sprachen die Dichter
Hans Watzlik und Karl Hans Stroblj
auf einem Leseabend. Die Tagung des Ge- !
Schichtsvereins der Deutschen in den Sudeten- \
ländern, einer studentischen Gründung, gipfelte I
in einem Vortrag von Universitätsprofessor i
Dr. A u b i n (Breslau) über germanisches Erbe ;
und germanische Leistung in Europa. Bei einem
Zusammensein des Gauverbandes- Sudetenland i
des NS.-Altherrenbundes gab Universitäts- |
Professor Dr. Wostry (Prag) anläßlich des ■
Erscheinens des Buches „Prag und das Reich"
von Wolfram von Wolmar eine aufschlußreiche
Uberschau über den studentischen Kampf.

Die Nachwuchskünstler des Hochschul-
institutes für Musik und darstellende Kunst
stellten sich in einem Kammermusikabend und
mit der Uraufführung
des heiter-besinnlichen
Spiels „Um Casanova"
erfolgreich vor.

Der Primatorstell-
vertreter der Haupt-
stadtPrag,Universitäts-
professor Dr. Pfitz-
n e r, bot in Anerken-
nung des Kriegsein-
satzes der Studenten j
den jungen Kamera-
den im feldgrauen
Rock ein großes Sin-
foniekonzert der Deut-
schen Philharmonie
Prag dar, auf dessen
Programm neben Wer-
ken von Bach, Mozart
und Beethoven das
Orgelkonzert unseres
Studentenbundkamera-
den Karl Michael Kom-
ma stand. Presse und
Rundfunk, wie auch
der Spielplan der deut-
schen Bühnen standen
in dieser Woche ganz
im Zeichen studenti-
scher Arbeit in Würdigung ihres Kriegsein-
satzes.

In einer Gemeinschaftsstunde, die zusammen
mit dem Gauamt für NS.-Volkswohlfahrt ver-
anstaltet war, saßen die Prager Studenten und
die von ihnen betreuten Verwundeten aus den
Prager Lazaretten, bessarabiendeutsche und
buchenlanddeutsche Umsiedler, Grenzdeutsche
im Protektorat und Langemarck-Studenten des
Lehrganges Prag beisammen. Die Darbietungen
sollten ein Gesamtbild der Betreuung und Ein-
satzarbeit vermitteln und in bunter, sinnvoller
Folge volksnah und artgemäß deutsches Gut
darbieten. Die Chöre der" ANSt. und der Lange-
marck-Studenten wetteiferten dabei mit den ;
Volksgruppen der Umsiedler und der Spiel- j
gemeinschaft des Hochschulinstitutes, die zwei !
Hans-Sachs-Spiele gab.

Auf einer großen Morgenfeier, die unter dem i
Leitgedanken „Opfer und Tat" das Vermächt- ;
nis der gefallenen Kameraden zur Tatver- !
pflichtung unserer Generation gestaltete, spra- :
chen , der Frontdichter Friedrich Wilhelm j
Hymnen und der studentische Ritterkreuz-!
träger Uffz. Arthur Becker. Diese Feier!
wurde neben dem großen Semester-Appell, an :
dem der Bevollmächtigte Vertreter des Reichs- '
Studentenführers im Kriege, Reichsafttsleiter I
Dr. G m e 1 i n , und Gauleiter Konrad H e n - i
lein sprachen, zum Höhepunkt und größten ;
Erlebnis der Tage. I

Das Kriegsgeschehen:

Zwischen Winter und Frühjahr

Am politischen Horizont der anglo-amerika-

nischen Konstellation stand seit der Jahres-
wende mehr denn je ein allzu massig werden-
des Gestirn, der bolschewistische Davidstern.
Da das noidatrikanische Abenteuer Eisenhoweis
in Tunesien Schlappe aul Schlappe erlitt, die
Abwehr maßnahmen gegen den U-Boot-Krieg
keine Verringerung der Versenkungsziilern er-
zielten und sich Roosevelts „Pazitikoiiensive"
bei den Salomonen totgelauten halte, brauchte
die Weltmeinung im Feindlager eine belebende
Einspritzung. Die große Winterschlacht im
Osten und die raumgreilenden Angrilie der aui
Biegen und Brechen vorgeworlcnen Sowjet-
armeen wurden zum glühenden Morgenrot
eines — wie man wähnte — herannahenden Sie-
ges. Stalin verwandelte sich in die „Zentral-
iigur" aller militär- und machtpolitischen euro-
päischen Planungen der Gegenwart und Nach-
kriegszeit. Diesseits und jenseits des Allantik
überschlug sich die Welle der Ausrichtung auf
sowjetische Forderungen und Kriegsziele. Briti-
sche Minister, USA.-Senatoren und zahlreiche
Politiker gerieten in Bewegung, den Bolschewi-
sten das Blaue vom Himmel zu versprechen.
Das Weltjudentum jubilierte und kündigte in
maßloser Voreiligkeit Serien von Vernich-
tungsprozeduren iür das deutsche Volk an. Noch
Mitte Februar iühlte sich z. B. die Londoner
„Daily Mail" so sicher, die operativen Haupt-
aulgaben der Roten Armee vorauszusagen; die
Bolschewisten würden nicht nur die Ukraine,
sondern Bessarabien zurückerobern, womit die
rumänischen Erdölreviere in Bomberreichweite
rückten. Aber der von Briten und Yankees er-
wartete entscheidende Augenblick im Süden
der Ostlront kam nicht. Im Gegenteil, dieser
Optimismus, der wohlberechnend der Sowjet-
union weiter die Blutopter aufzuhalsen gedachte,
friert jetzt schon wieder unter dem sibirischen
Eiswind eines neuen Moskauer Agitationsield-
zuges. Die inzwischen nicht unwesentlich ver-
änderte Kriegslage veranlaßt die Bolschewi-
sten, vor Überschätzungen ihrer Kriegführung
zu warnen, weil das Fehlen einer anderen, von
den westlichen Demokratien zugesagten Front
es den Deutschen ermögliche, den größten Teil
ihrer Kräile im Osten einzusetzen. Die Gloriole
um Stalin hat nicht einmal bis zum Einbruch
und Ablaufen der bewegungslcindlichen Tau-
und Schlammperiode gehalten. Z-var bleibt den
Sowjets noch eine kurze Frist, das Wettrennen
mit der Jahreszeit lortzusetzen, jedoch sind
ihre Aussichten gegenüber der Lage vor vier
Wochen zusammengeschmolzen.

Die Winter- und Angriflsschlacht der Bolsche-
wisten hat gegenüber Februarende das Gesicht
gewechselt, aus d&r Abwehr tragen Diirchbruch:
und Umfassung ging die deutsche Führunn an
wichtigen Frontabschnitten, besonders im Süd-
abschnitt, zu Gegenangriffen auf breiter Front
über und übernahm hier wieder das Gesetz den
Handelns. Vier Monate tobt die wohl gewal-
tigste Schlacht dieses Krieges. Zwischen La-
dogasee und Kaukasus trieben die Sowjets Hun-
derte von Divisionen vor, und Dauer, Ausdeh-
nung, Angrilfswucht, Masseneinsatz an Panzer-
wagen, Flugzeugen, Geschützen und Komolmit-
lein jeder Art stellen die Ausmaße der Winter-
schlacht 1941/42 weil in Schatten. Die bolsche-
wistischen Oberbefehlshaber, im Besitz einer
mächtigen Kriegsmaschine, hatten es nicht an
weitgesteckten strategischen Marschzielen feh-
len lassen, Millionenverluste wurden rücksichts-
los in Kauf genommen, um den vermeintlich
letzten und tödlichen Schlag gegen die deut-
schen Heere zu führen und die Ostfront aul
mehr als zweitausend Kilometer Länge ins
Wanken zu bringen. Obwohl bei diesen die
ganze Ostfront auf- und abrasenden Kämpfen
von uns beträchtliche Räume aufgegeben wer-
den mußten, konnte der Gegner weder die Ab-
setzung der Kaukasusarmee und ihre Durch-
schleusung bei Rostow verhindern, noch unsere
Stellungen im Donezgebiet durch die angesetzte
Zange, die von Osten her die Miuslront zer-
brechen und von Norden her auf den Dnjepr ■
und die Krim zu ausholen sollte, erschüttern.

Bereits am 25. Februar traten die deutschen
Gegenoperationen an der Südlront schärfer in
den OKW .-Berichten hervor, eine sowjetische
Elitepanzerarmee wurde aulgerieben, und am
3. März durch die Schlacht im Räume von
lsjum der mittlere Donez auf 250 Kilometer
Breite erreicht. Die zweite große Angriffsunter-
nehmung, die Wiedereroberung Charkows und
die Weiterführung der Operation, beweisen die
Olfensivkralt der deutschen Truppen. Liegt die .
Initiative an den genannttn Großabschnitten
der Südlront eindeutig in unserer Hand, so ha-
ben die sowjetischen Massenverluste im Mittel-
abschnitt nach ungestümem Anrennen eine
Atempause erzwungen, während an der Nord-
front die Beseitigung von Kesseln, Säcken und
vorspringenden Linien unsere Abwehr ver-
stärkt. In diesen Kampfzonen herrscht noch
winterliches Wetter, die sowjetische Taktik ver-
sucht, die letzten Chancen auszunützen, um vor
dem Tauwetter einen Teilerfolg zu buchen. Die
Winterschlacht ist noch nicht beendet, indessen
werden unsere tapferen Ostkämpfer, die unge-
' heuerlichen Stürmen trotzten, auch mit dnr
Härte der Angriffe zwischen Winter und Früh-
jahr fertig werden. Dr. Waller Schellhase

Leibesübungen:

Das Versehrten-Sportabzeichen

Deutschland, dem Land der Dichter, Denker
und Erfinder, hat der Sport, vor allem aul or-
ganisatorischem Gebiet, viel zu verdanken. Hier
sitzen zahlreiche Sporllührer mit schöpferischen
Gedanken, welche die ganzen internationalen
Leibesübungen befruchten; hier entstand auch
das erste Sporlabzeichen, das seither in man-
 
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