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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 53.1918

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Heft 26
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https://doi.org/10.11588/diglit.45266#0609
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Türkische Schlauheit. — Im sechzehnten Jahrhundert wollte der Bassa
Hassan zu Kairo eine schöne Moschee erbauen lassen, wünschte dies aber trotz
seiner bekannten Freigebigkeit nicht mit seinem Geld allein zu tun. Obwohl
die Gläubigen wiederholt ermuntert worden waren, durch kleine und große
Gaben das Werk zu fördern, kamen doch nur geringe Mittel zusammen. Als
aber die Geschenke immer spärlicher einliefen, lieh Hassan durch Ausrufer
öffentlich bekanntmachen: er würde an einem bestimmten Tage allen Armen,
Pilgern und reisenden Bedürftigen ein besonderes Almosen geben. Eine
Woche vor diesem Zeitpunkt strömten alle möglichen dürftig aussehenden Ge-
stalten in der Stadt zusammen, und mit jedem Tage vergrößerte sich die Schar
der auf ein Almosen harrenden Leute. Die Stunde nahte heran, wo sich im
Hofe des Palastes Tausende versammelten, und das Gedränge war bald so
groß geworden, dah die Diener die Ordnung nur schwer aufrecht zu halten
vermochten. Einer nach dem anderen durfte nun einen bestimmten Raum
betreten, in dem die Bettler ihre Lumpen abziehen muhten, so sehr sie sich
auch dagegen zu sträuben versuchten. Jeder erhielt ein neues, hemdartiges
Kleid und wurde darauf durch einen rückwärts gelegenen Ausgang einstweilen
ins Freie befördert. Sobald die Armen entkleidet waren, untersuchten die
Diener Hassans die Lumpen und nahmen das darin vernähte Geld heraus.
Am nächsten Tage verkündeten Ausrufer in den Straßen, es sei nun genug
Geld zusammengekommen, um den Bau der Moschee zu Ende zu führen.
Nicht wenige der angeblichen Bettler hatten größere Summen in ihren eigens
zu diesem Zweck angelegten Lumpen verborgen gehalten. P. Rül.
Frommer Wunsch. — In dem echt französischen Geist des Dichters und an-
geblichen Philosophen Arouet de Voltaire war nichts so sehr ausgebildet als
die persönliche Eitelkeit. Obwohl heute kaum mehr irgend ein unmittelbarer
Gewinn aus seinen Schriften zu ziehen ist, klingt fein Name in Frankreich doch
immer noch voller als der irgend eines verdienstvollen Mannes seiner Zeit.
In ihm erfüllte sich die Sehnsucht der Franzosen nach geistiger „Gloire". Als
die „Semiramis" Voltaires bei ihrer ersten Aufführung eine sehr kühle Auf¬

nahme fand, fragte nach dem Fallen des Vorhangs der Verfasser den witzigen
Schriftsteller Piron: „Was denken Sie von meinem Stück?" Piron antwortete:
„Ich denke, Sie wünschten, daß ich es geschrieben hätte." H. Crot.
Line sonderbare Geldkasse. — Um seiner Frau anzugewöhnen, Geld
nur in den notwendigsten Fällen zu verlangen, hatte sich der schwedische
Ornithologe Wetterberg ein eigenartiges Mittel ausgedacht. In seinen natur-
wissenschaftlichen Sammlungen befand sich auch das Skelett eines Verbrechers.
Diesem steckte er einen bestimmten Betrag in Papier zwischen das grinsende
Gebiß. Wollte die Frau Geld haben, so mußte sie sich es dort in der abend-
lichen Dunkelheit unter Bangen und Grauen holen. Eines Tages machte die
Frau vom Rechte der Gelehrtenzerstreutheit Gebrauch und vergaß, zu ihrem
Gatten zurückzukehren. v. L.
Ritter Bayard. — Auch der berühmte Ritter ohne Furcht und Tadel, als
den ihn Geschichte und Dichtung feiern, wußte, was Furcht ist. Aber er empfand
es eben wie ein Held, nicht wie ein Prahlhans. Einmal ritt er einem gefähr-
lichen Kampf entgegen, und als er plötzlich sah, daß er in einen Hinterhalt
geraten, sagte er zu sich selbst: „Du zitterst, Gerippe? — Du würdest noch
stärker zittern, wüßtest du, wohin ich dich führe!" K. Palm.
Galgenstricke unter sich. — Ein Franzose und ein Engländer, die beide der
Zunft der Taschendiebe angehörten, suchten einander durch Aufzählen ihrer
gelungenen Diebereien zu überbieten. Endlich kamen sie überein, eine Wette
zu machen, wer am kunstvollsten stehlen könne. Der Franzose behauptete,
er wolle einem Vogel, der im Nest auf seinen Eiern sitze, die Eier wegnehmen,
ohne daß er es merken solle. Um dieses Meisterstück auszuführen, gingen die
beiden miteinander in den Wald, und als sie ein Nest auf einem Baum entdeckten,
zog der Franzose seine guten Kleider aus, damit er sie nicht beim Klettern
verderbe. Kaum war er bis zur Hälfte am Stamm emporgeklommen, da raffte
der Engländer geschwind die Kleider zusammen und lief damit in den Wald.
Der Wert der Kleidungsstücke war viel höher als die Summe der Wette, und
der Franzose hat den Briten nie wieder gesehen. H. Crus.

Rösselsprung.

dun-
ne
was
ten
gold-
ster-
ge-
sich
ken
auch
kel
mit
hen
UN-
ne
ner
ster-
nen
sol-
sich
nen-
ge-
zeigt
ter-
im
lin-
nacht
sun-
len
läßt
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ster-
fer-
gen
ter
sich
UN-
hen
zur
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kel
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ster-
ne
In
stei-
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ber-
ne
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se-
sen
ben
auf
rend
sin-
ne
him-
ben
nie-
rechts
ken
ster-
gen
he-
der-
müs-
mel

Bruno Wolf.
Auflösung folgt im nächsten Heft.

Silbenrätsel.
Ans den Silben ach, al, bro, e, ei, sel, gi, il, li, log, med,
nar, ne, o, pro, ra, re, ris, se, sen, ses, si, tar sollen zehn
Wörter von folgender Bedeutung gebildet werden:
1. poetische Vorrede, 2. spanischer Flust, 3. Zeichengerät,
4. türkischer Name, 5. Pflanzung, 6. Saiteninstrument, 7. ägyp-
tischer Gott, 8. oströmischer Feldherr, 9. Flust im Harz, 10. west-
deutsches Gebirgsland. '
Die Anfangsbuchstaben und die Endbuchstaben der gefun-
denen Wörter nennen, von oben nach unten gelesen, zwei
Blumenpflanzen. Alfred Leske.
Auflösung folgt im nächsten Heft.

Palindrom.
Lies mich vorwärts, lies mich rückwärts.
Immer bleib' ich gleich/
Findest oft die Höll' in mir,
Ost das Himmelreich. E. v. Heemskerck.
Auflösung folgt im nächsten Hest.

Rätsel.
Auge, Horn, Ar, Meise, Ecke, Lisa, Richter, Rost, Ahn,
Bier, Laube.
Jedes der obigen Wörter ist durch Vorftellen eines Buch-
stabens in ein anderes Wort zu verwandeln. Die neuen
Anfangsbuchstaben ergeben den Namen einer segensreichen
Kriegseinrichtung. P. Timann-Mey.
Auflösung folgt im nächsten Heft.

Logogriph.
Sobald einst aus den beiden Ersten
Das Dritte freundlich zu dir spricht,
Dann ist dir günstig auch das Ganze,
Schnell greife zu und zaudre nicht. V. F.
Auslösung folgt im nächsten Heft.

Arithmetische Aufgabe.
Eine Bauersfrau, die einen Korbmit Eiern ans den Markt
trägt, hat das Unglück, denselben fallen zu lassen, so dast die
Eier zerbrechen. Ein vorübergehender Menschenfreund be-
schließt, ihr den Schaden zu ersetzen, und fragt, wie viele es
gewesen seien. „Ja," sagt sie, „genau weiß ich's nicht, wenn
ich aber die Eier zu zwei, zu drei, zu vier, zu fünf und zu
sechs abzählte, blieb immer eins übrig. Wenn ich sie aber
zu sieben abzählte, blieb keines übrig,- ich weiß aber, daß
es keine siebenhundert waren. Wieviel Eier hatte die Frau
gehabt? V. F.
Auslösung folgt im nächsten Heft.

Verwandlungsrätsel.
Wie gelangt man über vier Stationen von „Wotan" zur
fünften „Reihe"? Es ist jedesmal ein Buchstabe zu ändern,
die andern sind umzustellen. Die vier Stationen bezeichnen:
1. Beruf, 2. Stimme, 3. französischen Fluß, L deutschen
Stroni. Or. Strube.
Auflösung folgt im nächsten Heft.

Auflösungen vom 2S. Hest:
des Rösselsprungs:
Was hilst's, mit ewigen Mächten zu rechten und zu fragen:
Warum?
Trifft's dich, stolzer nur steh! Tapfer trage dein Weh, trag
es stumm!,-

des Logogriphs: Balkan, Balkon, Balken,-
des Literarischen Rätsels: Egmont,-

Einsame Menschen
Gerh. Hauptmann
Gespenster
Ibsen
Maria Stuart
Schiller
Othello
Shakespeare
Nathan der Weise
Lessing
Torquato Tasso
Goethe

des Silbenrätsels: 1. Radscha, 2. Islam, 3. Chirurg,
4 Hammerfest, 5. Tintorelto, 6. Herodes, 7. Oranje, 8. Flan-
dern, 9. Eberesche, 10. Nikisch - Richthofen,-
des Zahlenrätsels: Geige, Igel, Elle, Leder, Erde,
Degen, Enge,-


der Ergänzungsausgabe:

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— Der gerade Weg ist der beste,-
des Rätsels: Poesie.

Nachdruck aus dem Inhalt dieser Zeitschrift untersagt. Übersetzungsrecht vorbehalten. Herausgegcbeu unter verantwortlicher Redaktion von Stephan Steiulein in Stultgaii
Verantwortlich für den Inseratenteil: Georg Springer in Berlin. In Österreich-Ungarn für die Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in Wien.
Truck und Verlag der Union Deutsche Verla g s ge s el l schast in Stuttgart.
 
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