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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 53.1918

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Heft 27
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https://doi.org/10.11588/diglit.45266#0632
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Mannigfaltiges

Ein Exempel. Am Berliner Hofe brüsteie sich der englische Gesandte
über die Fortschritte der Rechtspflege in seinem Heimatlande. Unter anderem
sagte er: „Wir besitzen so viele Rechtsanwälte, das; jedermann imstande ist, mit
Leichtigkeit Prozesse zu führen, wir werden es bald dahin bringen, das; wir
mehr Juristen als Arzte im Reiche haben." Da unterbrach ihn Friedrich der
Große mit den Worten: „Ich wünschte sie sämtlich in meinem Lande zu haben."
Geschmeichelt fragte der Brite: „Weswegen, Sire?" — Der König erwiderte:
„Um der bürgerlichen Gesellschaft den wichtigsten Dienst zu leisten, der in
meiner Macht stünde." — „Was würden Sie tun, Sire?" fragte der englische
Gesandte. Friedrich sagte: „Die eine Hälfte würde ich als Rechtsverdreher
hängen lassen, um der anderen damit eine Lehre zu geben." V. Amel.
Angemessene Behandlung. — Der durch seine Tüchtigkeit nicht minder als
durch Humor und Grobheit berühmte Berliner Arzt Professor Frerichs wurde
einmal nachts aus dem Bett zu einem Kranken gerufen, dessen ganzes Leiden
sich als eine harmlose Erkältung erwies. Die Frau des Kranken aber machte
durch überschwengliches Jammern aus der leichten Unpäßlichkeit einen höchst
gefährlichen Zustand und ließ in ihrer Zungenfertigkeit dem Arzte kaum Zeit
zu den nötigsten Fragen. Endlich wurde Frerichs das Gerede lästig, und er
sagte verdrießlich: „Der ganze Bettel war das Aufstehen nicht wert. Die
schlimmste Krankheit Ihres Mannes sind Sie. Ich wollte, Sie hätten Ihre
Zunge erkältet, und zwar tüchtig; das wäre für ihn wie für jeden anderen
Menschen ein wahrer Segen." — „Ach Gott, Herr Professor!" jammerte die
sorgliche Gattin. „Wenn Sie eine halbe Stunde eher gekommen wären,
würden Sie das nicht sagen. Denken Sie nur, zwanzigmal hintereinander hat
mein armer Mann geniest. Was hätte ich da anders tun sollen, als nach Ihnen
schicken?" — „Sie hätten zwanzigmal ,Helf GotU sagen sollen," antwortete Pro-
fessor Frerichs und ging zur Tür hinaus. P. H.
Selbsterkenntnis. — Der berühmte Sänger Lablache war wegen seiner
außergewöhnlichen Zerstreutheit bekannt. Während eines Aufenthalts in
Neapel wurde er zum Könige beschieden. Da er etwas erhitzt ankam, erbat
er sich im Vorzimmer die Erlaubnis, seinen Hut aufbehalten zu dürfen. In-
zwischen erschien noch ein Herr vom Hofe, der seine Kopfbedeckung ablegte.
Nach einer Viertelstunde wurde Lablache zu dem Monarchen gerufen. In
seiner Zerstreutheit dachte er nicht mehr daran, daß er seinen Hut uoch auf
hatte und ergriff den fremden, der ihm gerade zur Hand war. So trat er
bei dem Könige ein, der über diesen merkwürdigen Anblick laut lachte. Lablache

fragte betroffen: „Dürfte ich fragen, was die Heiterkeit Euer Majestät hervor-
ruft?" — „Mein lieber Freund," erwiderte der König, „sagt mir doch, welcher
von beiden Hüten Euch gehört, der, den Ihr in der Hand habt, oder der, den Ihr
auf dein Kopfe tragt." Lablache griff nach seinem Haupt uud sagte: „Majestät,
zwei Hüte sind allerdings zu viel für einen, der keinen Kopf hat." M. Sch.
Schwertscheibe aus Menfchenhaut. Zur Zeit Ulrichs v. Hutten und
Frundsbergs kam es häufig zu schweren Zweikämpfen von Deutschen und
Franzosen, denen das Mundwerk allzu lose ging. So traf einst Hans v. Frunds-
berg mit einem Franzmann zusammen, der sich in der frechsten Weise über
die deutsche Nation ausließ und so lange seine Schmähreden weitertrieb, bis
der von ihm beabsichtigte Zweikampf als unvermeidlich gelten mußte. Die
erste Bedingung, die gestellt wurde, lautete auf Zweikampf bis zum endgültigen
Unterliegen des einen der Kämpfer. Der Franzose war seiner überlegenen
Fechtkunst so gewiß, das; er als zweite Forderung aufstellte, der Überwinder
müsse die Haut des anderen über seine Schwertscheide ziehen. Als auch diese
Bestimmung angenommen worden war, prahlte der Herausforderer des
deutschen Ritters, das; er die Haut dieses deutschen Narren bald an der linken
Seite tragen werde zum dauernden Schimpf der deutschen und zur Glorie
der großen französischen Nation. Als es zum Zweikampf kam, drehte sich
der Spieß um; der Franzose blieb am Platz. Frundsberg hielt sein Ritterwort
und ließ eine seiner Schwertscheiden mit einem Stück von der Haut des
unterlegenen Maulhelden überziehen. Im siebzehnten Jahrhundert befand sich
dieses denkwürdige Stück in der Kunstkammer zu München. M. Tenz.
Rlipp und klar. — Ferdinand Wolanck, der Notenabschreiber Beethovens,
gab dem Meister wiederholt Anlaß zur Unzufriedenheit. Als er wieder einmal
eine Abschrift abgeliefert hatte, die Nachlässigkeiten und Fehler, offenbar
aber auch willkürliche Änderungen enthielt, sprach Beethoven dem Kopisten
seine Mißbilligung aus. Wolanck erlaubte sich, dein Meister in dünkelhafter
Form zu antworten. Zornig durchstrich Beethoven dieses Schreiben kreuz
und quer und schrieb auf die eine Seite folgende Bemerkung: „Mit einem
Lümmel, der einem das Geld abstiehlt, soll man auch noch Komplimente machen.
Statt dessen zieht man ihn bei seinen eselhaften Ohren." Auf die nächste Seite
schrieb der Ergrimmte: „Schreibsudler, miserabler Kerl, korrigiere Er seine
durch Unwissenheit, Übermut, Eigendünkel und Dummheit gemachten Fehler,
das schickt sich besser für Ihn, als mich belehren zu wollen, denn das ist gerade,
als wollte die Sau Minerva belehren. — Beethoven." M. Sch.

Ergänzungsrätsel.
. . . venow — pommerisches Gewässer, Z . . er — Holzart,
Saa .. — deutscher Flust, ... ar — Asiate, P... ol — Schiest-
waffe, Wie... — kleines Raubtier, We .. . uhl — Handwerke-
gerät, Rii . .. heim — Weinbauort, Alsr . . — Vorname,
Ka .. . der — Zeitregister, . . bris — persische Stadt, Ter-
mi.. — Tropeninsekt, Hi.. e — Getreideart, ... kus — Zier-
pflanze, Son . . — Planet.
Die Pnnkie sollen durch ebenso viele Buchstaben ersetzt
werden, so dak Wörter beigesügter Bedeutung entstehen.
Jin Zusammenhang gelesen, ergeben die eingesetzten Buch-
staben einen Spruch. Alfred Leske.
Auflösung folgt im nächsten Heft.


Die Zahlen sind durch Buchstaben derart zu ersetzen, daß
Wörter von folgender Bedeutung entstehen: 1. Blume,
2. Stadt in China, 3. deutscher Dichter und Philosoph, 4. See
bei München, S. Flust in Südamerika, 6. ehemaliges serbisches
Abgeordnetenhaus, 7. Stadt in Mazedonien, 8. Stadt in
Hinterpommern, 9. Land in Ungarn, 10. Federwild, 11. Fisch,
12. deutscher Feldmarschall, 19. schädliches Insekt, 14. weib-
licher Vorname.
Nach richtiger Lösung ergeben die an Stelle der fettge-
druckten Ziffern gesetzten Buchstaben der Reihe nach abwärts
gelesen etwas, wovon die Damen gerne beim Kaffeetriuken
sprechen. Minna Schalk.
Anfloumg folgt im nächsten Heft.

Viersilbige Scharade.
Die ersten beiden scheuen das Licht,
Und lieben das nächtliche Dunkel-
Sie schrecken manchen furchtsamen Wicht
Mit ihrer Angen Gefunkel.
Kannst du die Wahrheit nicht vertragen,
So frage die zwei letzten nicht —
Sie pflegen rücksichtslos zu sagen
Sie jedem Menschen ins Gesicht.
T>as Ganze war ein spast'ger Manu,
Der scheinbar auf falschen Wegen,
Doch stets am rechten Ziel ankam
Und nie nm Rat war verlegen. H. v. F.
Auflösung folgt im nächsten Heft.

Geographisches llmstellrätsel.
Atem, Gründen — Born, Grube — Buren, Gold — Else,
Bein — Falken, Gurt — Garn, Strebe — Inn, Göhre —
Gan, Rand — Helden, Strom — Tag, hinten — Neid, leise
- Linde, Ringe — Nahe, Wort.
AuS je zwei nebeneinander stehenden Wörtern ist ein neues
Wort zu bilden, im ganzen dreizehn. Die neuen Wörter
nennen: 1. Stadt an der Elbe, 2. Bezirkstadt in Unterfranken,
3. deutschen Staat, 4. Stadt in der Grafschaft Mansseld,
S. Stadt in Kärnten, 6. Stahlbad in Sachsen-Weimar, 7. Ober-
amtstadt im Jagstkreis, 8. Kreisstadt im Regierungsbezirk
Stettin, 9. oldenburgischeAmtstadt, 10. Kreisstadt an der Ruhr,
11. Dors in der Nmtshauptmaunschaft Chemnitz, 12. Ober-
amtstadt an der Donau, 13. Stadt an der Havel. Die An-
fangsbuchstaben der richtig geordneten geographischen Eigen-
namen neuneu einen deutschen Dichter. I. Leopold Schiemer.
Auslösung folgt im nächsten Heft.

Buchstabenrätsel.
Mit einem „G" gewiss mein Wort bewunderst du;
Mit einem „st" geschrieben, wirst du es verschmähen;
Doch lägt du nicht das Anfangszeichen stehen,
Kommt's einzig und allein der Nase zu. St
Auslösung folgt im nächsten Heft.

Rechenaufgabe.
Drei Geschwister sollen siebzehn Äpfel unter sich teilen,
nud zwar so, dast der elfjährige Karl so viel mehr erhalt
als Lieschen, ivie er Jahre älter ist als sie, und dast der
vierjährige Ludwig nur zwei der Früchte bekommt. Wenn
Lieschen vier Äpfel mehr erhält als der kleine Ludwig, wie
alt ist sie? P. Timann-Mey
Auflösung folgt im nächsten Heft.

Auflösungen vom 26. Heft:

des Rösselsprungs:


In einer Sternenuacht.
Während rechts im fernen Dunkel
Gvldne Sterne niedersinken,
Steigen Sterne mit Gefunkpl
Hinter Bergen auf zur Linken.

Was sich lästt am Himmel sehen,
Zeigt sich unten auch im Leben:
Sterne müssen nutergehen,
Sollen Sterne sich erheben;

des Silbenrätsels: 1. Prolog, 2. Ebro, 3. Lineal,
4. Achmed, 5. Rase», 6. Gitarre, 7. Osiris, 8.Narses, 9. Ilse,
10. Eifel — Pelargonie —Goldnessel;
des Palindroms: Ehe;
des Rätsels: Lauge, Ahorn, Zar, Ameise, Recke, Elisa,
Trichter, Troß, Zahn, Ubier, Glaube — Lazarettzug;
des Logogriphs: Augenblick;
der Arithmetischen Aufgabe: Dreihnudertein Eier;
des V e r w a n d l u n g s r ä t s e l s : 1. Notar, 2. Tenor,
3. Rhone, 4. Rhein.

Scachdruck aus dem Inhalt dieser Zeitschrnt untersagt. Ubersetznngßrecht Vorbehalten. HeranSgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Stephan Steiulein in Stuttgart,
verantwortlich für den Inseratenteil: Georg Springer in Berlin. In Österreich-Ungarn für die Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in Wien.
L.ruck und Verlag der Union Deutsche Vcrla gSgescl l schäft in Stuttgart.
 
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