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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 54.1919

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Heft 1
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https://doi.org/10.11588/diglit.44086#0029
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Mannigfaltiges


Wie reimt sich das? — Kaiser Franz II. von Österreich gab Fremden,
die nur der hochdeutschen Sprache mächtig waren und keinen Dialekt ver-
standen, gerne folgendes Rätsel auf: „Wer ist das? Er hat keine Ohren,
keine Augen, keine Nase, keinen Mund, keine Hände und Füße, ja sogar
keinen Kopf, ist aber trotzdem ein — Mensch." Wenn man sich lange
genug vergeblich um die Lösung bemüht hatte, erklärte Franz II.: „Es
ist ein — Österreicher. Nach dem Volksmund hat er keine Augen, son-
dern Euckerln, keine Nase, sondern einen Schmecker, keine Ohren, son-
dern Wascheln, keinen Mund, sondern eine Goschen, keine Hände, son-
dern Pratzen, keine Füße, sondern Haren, und auch leinen Kopf, sondern
einen Schädel." M. Selb.
Wozu Schweigen gut sein kann. — Ein türkischer Hafenarbeiter trug
einen schweren Balken auf seinem Rücken und schrie, sobald er jemand
des Weges kommen sah, so laut er konnte: „Achtung! Achtung!" da-
mit man ihm ausweichen und sich vorsehen sollte. Ein junger Lasse wollte
entweder aus Hoffart oder aus Trägheit nicht ausweichen, und so geschah
es, daß er von dem Balken angestoßen, niedergeworfen und sein Mantel
zerrissen wurde. Nun erhob er ein großes Geschrei, wollte sein Kleid be-
zahlt haben und nötigte den schuldlosen Mann vor den Richter. Dieser,
als er den Kläger angehört, fragte den Hafenarbeiter, ob die Beschul-
digung auf Wahrheit beruhe. Er bekam aber keine Antwort. Als er
zum drittenmal gefragt hatte, blieb der Mann so stumm wie zuvor. Ver-
drießlich wendete sich der Richter dem Kläger zu uud sagte: „Was willst
du, daß ich mit diesem stummen Menschen tun soll? Man wird einen
Mann holen müssen, der sich auf die Zeichensprache der Stummen ver-
steht, sonst ist kein Ende abzusehen." Erbost schrie da der Ankläger: „Was
sagt Ihr da? Stumm soll dieser Kerl sein? Er verstellt sich nur vor Euch.
Herr, glaubt ihm nicht, daß er stumm sei, denn er hat im Gehen immerzu
geschrien: .Achtung! Achtung!' Ich habe es deutlich genug gehört. Der
Kaufmann in dem Basar, vor dessen Haus ich zu Fall kam, wird es mir
bezeugen!" Da erwiderte der Richter: „Es ist gut. Dein Zeugnis ge-
nügt mir. Und wenn er so geschrien hat, solltest du ihm ausgewichen
sein, dann wäre dein Mantel nicht zerrissen worden. Ich finde darum
auch keine Schuld an ihm." Unbestraft ging der kluge Schweiger seiner
Wege. D. Anh.

vaterländische Gesinnung. — Als 1813 der Kampf gegen die Fran-
zosen und um die Freiheit unseres Landes anhub, stellte der Graf Lemberg
zu Burghausen seinen gesamten liegenden nutztragenden Besitz, so lange
dieser heilige Krieg dauern würde, seinem Landesherrn zur Verfügung.
Zu diesem Zweck trug er seinen Verwaltungen Pang, Ammerang,
Winkel und dem Brauamt Frauenchiemsee auf, alle Gutseinkünfte den
bayrischen Rentämtern einzuhändigen. Für seine und seiner Familie
Lebensbedürfnisse behielt er nur seine Besoldung. Er erklärte sich bereit,
nach beendigtem Krieg zwei verwundeten, dienstunfähigen und unvermögen-
den bayrischen und einem österreichischen Gemeinen, die sich im Kriege
ausgezeichnet, je ein Bauerngut gegen lebenslängliche Befreiung von
jeder grundherrlichen Abgabe zur Nutznießung einzuräumen. Er selbst
erbot sich, jeder Bestimmung folgend, innerhalb oder außerhalb des Landes
als Gemeiner in Reih' und Glied ohne Löhnung zu treten, sich auf seine
Kosten militärisch auszurüsten und noch einen Mann mitzubringen.
Diese wahre vaterländische Gesinnung verdient in unseren Tagen der Ver-
gessenheit entrissen zu werden. M. Ham.
Hilfsmittel zum Kartenspiel für Blinde. — Vor hundert Jahren er-
dachte sich der erblindete Herzog von Aremberg mancherlei sinnreich
angeordnete Hilfsmittel, um trotz seines verlorenen Augenlichtes nicht
von geselligen Erholungen ausgeschlossen zu sein. Nach seinen Angaben
wurde zum Kartenspielen ein kleiner, etwa eine Hand hoher Apparat am
Spieltisch angeschraubt, der einem viereckigen Kästchen glich. Auf dem
Deckel des Apparates befanden sich vier Reihen Stifte, die man durch
einen einfachen Mechanismus leicht vor- und rückwärts schieben konnte.
Jede dieser Reihen bezeichnete eine der Farben des Spiels und jeder
dieser Stifte entsprach in bestimmten Zeichen dem Charakter der einzelnen
Karte. Wenn die Karten ausgegeben wurden, nahm der Sekretär des
Herzogs die Karten auf, ordnete sie, stellte die Stifte danach und gab
dann das Spiel dem Blinden in die Hand. Der Herzog tastete nun mit
den Fingern die Stifte ab, um zu erkennen, was für Karten und in
welcher Folge sie ihm zugefallen waren. Jetzt konnte das Spiel be-
ginnen. Jeder der Beteiligten nannte die Karte, die er ausspielte, und
der Blinde gab eben so schnell als richtig die seine zu, ohne Fehler zu
machen. Er spielte Karten so gut wie ein Sehender. U. Mol.

Verschieberätsel.
Arabien, Ungarn, Amerika, Portugal, Norwegen,
Italien, Frankreich, Deutschland.
Diese Ländernamen sind unlcreinanberzustellen und
Io zu verschieben, dass die Buchstaben »ntrretnander
kommen, die einen Kampfplatz ans dem Weltkrieg er-
geben. C Kleu.
Auslösung folgt im nächsten Heft.

Bilderrätsel.

Auflösung folgt im nächsten Heft.


Logogriph
Ich ging an ihr vorbei —
Sie lud mich em durch 1 und 2,
Ich möge bleiben 2 und 8.
Jedoch mich überkam ein eignes Bangen:
Ich durfte niemals 1, 2, 3,
Wie nab' sie memem Herzen sei —
Drum bin ich rasch davongegangen. V. I.
Auflösung folgt im nächsten Heit.

Buchstabenrätsel.
Gar viele sind nach mir begierig,
Wie Arme nach dem Alltagsbrot:
Den Helden und den Künstler zier' ich,
Ten echten auch noch nach dem Tod.
Allein wer mich und Glanz und Ehren
Schnell zu erringen ist bedacht,
Und wer mich hat, must mich entbehren
(Mit andrem Fufp bei Tag und Nacht V. F.
Auslösung folgt im nächsten Heft.

Kapselrätsel.
Emsig bewegt sich das Mädchen beim Landwirt in Küche
und Keller/
Stellen von solcher Art sind ja jetzt mächtig begehrt!
Nimmst du vom Worte hinweg das erste und letzte der
Zeichen,
Singt, wenn der Frühling kommt, uns es sein fröh-
liches Lied. H. Mensel
Auflösung folgt im nächsten Heft.

Anagramm.
Fräulein Renate Schulz hatte eine Freundin, deren
Familienname dem ihrigen sehr ähnlich war, und deren
ganzer Name aus denselben Buchstaben bestand wie der
ihrige. Wie hieb die Freundin? I. L. Schiencr.
Auslösung folgt im nächsten Heft.

Rätsel.
Tu magst so bescheiden wie möglich sein,
ES genügt dir doch nicht einer allein,
Und so wenig kokett auch dein Wesen sei.
Tu möchtest stets anziehn ihrer zwei.
Ein Zeichen ivcg, und ihn ausgespiclt:
Tamit hat schon mancher manches erzielt.
Noch ein Zeichen weg und trenn auch ab
Tie Arme, den Kops und die Beine,
Dann bleibt dir — aber du weißt cs ja
Schon lange, was ich meine. Nini Cantalnpi.
Auslösung solgt Im nächsten Heft.

Scharade.
Die erste ist nicht weit,
Die zweite nah der Stadt:
Tas Ganze suchte Streit
Und hat ihn noch nicht satt.
Paul Renz.
Auslösung folgt im nächsten Heft.

Auslösungen vom 28. Hest, Jahrgang 1918:


dcS Rösselsprungs: .. . Was du auch tun magst,
uni reiner, reifer, freier zu werden, du tust es sür dein
Volk. Heinrich von Trcitschke:
des V c r w an d l u n g S r ä tse l s: l Dalmatien,
2. Apfelsine, 3 Morchel, t. Astarte, ö. Sardinien,
ll Krokodil, 7. Uhrmacher, 8. Salamander — Damas-
kus:
des Füllt ätiels: Meter, Apfel, Tal, Tnnnel,
Eisen, Rauch, Horn, Orgel, Rohr, Nagel — Matter-
horn ,
des Bilderrätsels: Des Menschen Engel ist die
Zeit:
des Rätiels' Schlat, kalsch:
des Vepicrrätsels: Heuer, Heer.

Nachdruck aus dem Inhalt dieser gcilschrist untersagt, übcrsctzungsrccht Vorbehalten. Herausgegcben unter vcrantworll Redaktion von Stephan Stcinlcin in Stuttgart.
Verantwortlich für den Inseratenteil: Georg Springer in Berlin. In Osterreich-Ungarn sür die Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in Wien.
Truck und Verlag der Union Deutsche Vcrlagsgesellschast in Stuttgart.
 
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