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seft-2 IlluslrirrteAimllimMlung, - >-»s
Das Verhängnis derer
v. Regensperg.
Roman von Matthias Blank.
(Fortsetzung.)
rel v. Regensperg stand in seinen: Arbeitszimmer vor
dem großen Arbeitstisch, auf dem Pläne, Zeichnungen,
Pausen und Skizzen lagen. Einzelne lose Blätter waren
auf den Boden hinuntergeflattert, wo sie unbeachtet lagen; mit
aufeinandergekniffenen Lippen starrte er aus einen zerknitterten
Brief» den er selber zusammengeballt hatte und der auf eine neu-
begonnene Zeichnung gefallen war. Seine finster blickenden
Augen verrieten seinen tiefen Verdruß. Kein Laut war noch
über seine Lippen gekommen.
„Arel, du mußt mir Geld geben, der Bäcker hat die Rech-
nung geschickt."
Eine sorglos Helle Stimme war es, deren Klang schon zu
erkennen gab, wie gerne
sie lachte. An der Türe
aber stand Ena v. Regens¬
perg, heiter in ihrer Ju¬
gend und schön wie ein
sonniger Frühlingstag.
Ihre Wangen waren so
rosig überhaucht wie zarte
Blütenblätter; zwischen
den roten Lippen blitzten
weiße Zähne. Die Augen
waren leuchtendblau wie
Kornblumen, das Haar
goldblond, in reicher Fülle.
Das Mädchen war kaum
älter als achtzehn Jahre;
ihr schwärmerischer Blick
träumte noch von Mär¬
chen. Heiterer Frohsinn
strahlte aus ihren: Antlitz;
sie kannte ja die grauen,
trüben Tage des Lebens
noch nicht und sah nur
Sonnenschein in der Welt.
Sie war glücklich, wenn
auch ihr Waschkleid nicht
der Mode entsprach; bü-
her hatte sie noch keine
größere Sorge kennen
gelernt, als daß vielleicht
einmal eine Rechnung
nicht sofort bezahlt wer¬
den konnte.
Als ihr Ruf den Bru-
der erreicht hatte, drehte
sich Arel hastend um und
entgegnete ärgerlich ge¬
stimmt: „Ich habe kein
Geld! Immer Geld und
immer wieder Geld!"
„Dann wird er eben noch ein paar Tage warten müssen."
Sie hatte das nicht zum ersten Male erlebt und fand daher
die Antwort nicht überraschend.
„Ja! Wo soll ich es auch herschaffen? Ich muß mich quälen
und kann kaum erringen, was Müßiggängern mühelos in den
Schoß fällt."
„Aber Arel, was murrst du mich deshalb so an? Ich ver-
langte doch nicht, daß der Bäcker die Rechnung bringen sollte.
Er wird ja warten."
„Ja, das könnte er tun, aber damit ist ja nichts bezahlt."
„Brüderchen!" Schmollend klang es; dann war sie neben
ihn hingetreten und schmeichelte ihm: „Was bist du so garstig?
Ich kann doch nichts dafür. Was ist dir über das Leberlein
gekrochen?"
„Geld fehlt, immer das Geld! Womit soll ich meine Er-
findung ermöglichen? Mit Geld! Wer gibt es mir? Da habe
ich wieder eine Antwort bekommen. »Wenn die Erfindung sich
bewährt hat, bin ich gerne bereit, mich, mit jeder beliebigen
Summe zu beteiligen. Wenn sie sich bewährt hat, dann brauche
ich diese guten Leute auch nicht mehr. Immer das Geld!
Drei Jahre hängen nun
anmeinerErfindung, und
zur letzten Probe fehlt
mir nur noch Geld! Mein
Glückkönnte ich festhalten,
es fehlt nur noch Geld!
Immer das Geld! Heute
mußte ich das oft genug
hören."
Ena v. Regensperg
stand mit betrübtem Ge-
sicht neben ihm. Dann
aber schüttelte sie das
Köpfchen so heftig, daß
die goldblonden Haare
flogen. „Ich glaube dir
gar nicht, daß du das wirk-
lich so schlimm nimmst.
Geld kann dich doch nicht
glücklich machen?"
„Um meine Erfindung
durchzusehen, müßte ich
es haben."
„Das wird dir auch
so gelingen."
„Wann? Du begreifst
ja doch nicht,-wie mich das
alles quält. Und dann..."
Er sprach nicht wei-
ter; woran er dachte,
das mußte er für sich be-
halten. Ein Liebestraum
war ihn: zerstört worden,
der sich nur deshalb nicht
erfüllen konnte, weil die
Liebe an der Not zu-
grunde gehe:: soll, wie
sie zu ihn: gesagt hatte.
„Was dann?" fragte
Ena v. Regensperg.
Phot. Hofphologr. DolgI, Homburg v. d. H.
Kaiserin Auguste Viktoria. Zu ihrem sechzigsten Geburtstag.
II. ISIS.
seft-2 IlluslrirrteAimllimMlung, - >-»s
Das Verhängnis derer
v. Regensperg.
Roman von Matthias Blank.
(Fortsetzung.)
rel v. Regensperg stand in seinen: Arbeitszimmer vor
dem großen Arbeitstisch, auf dem Pläne, Zeichnungen,
Pausen und Skizzen lagen. Einzelne lose Blätter waren
auf den Boden hinuntergeflattert, wo sie unbeachtet lagen; mit
aufeinandergekniffenen Lippen starrte er aus einen zerknitterten
Brief» den er selber zusammengeballt hatte und der auf eine neu-
begonnene Zeichnung gefallen war. Seine finster blickenden
Augen verrieten seinen tiefen Verdruß. Kein Laut war noch
über seine Lippen gekommen.
„Arel, du mußt mir Geld geben, der Bäcker hat die Rech-
nung geschickt."
Eine sorglos Helle Stimme war es, deren Klang schon zu
erkennen gab, wie gerne
sie lachte. An der Türe
aber stand Ena v. Regens¬
perg, heiter in ihrer Ju¬
gend und schön wie ein
sonniger Frühlingstag.
Ihre Wangen waren so
rosig überhaucht wie zarte
Blütenblätter; zwischen
den roten Lippen blitzten
weiße Zähne. Die Augen
waren leuchtendblau wie
Kornblumen, das Haar
goldblond, in reicher Fülle.
Das Mädchen war kaum
älter als achtzehn Jahre;
ihr schwärmerischer Blick
träumte noch von Mär¬
chen. Heiterer Frohsinn
strahlte aus ihren: Antlitz;
sie kannte ja die grauen,
trüben Tage des Lebens
noch nicht und sah nur
Sonnenschein in der Welt.
Sie war glücklich, wenn
auch ihr Waschkleid nicht
der Mode entsprach; bü-
her hatte sie noch keine
größere Sorge kennen
gelernt, als daß vielleicht
einmal eine Rechnung
nicht sofort bezahlt wer¬
den konnte.
Als ihr Ruf den Bru-
der erreicht hatte, drehte
sich Arel hastend um und
entgegnete ärgerlich ge¬
stimmt: „Ich habe kein
Geld! Immer Geld und
immer wieder Geld!"
„Dann wird er eben noch ein paar Tage warten müssen."
Sie hatte das nicht zum ersten Male erlebt und fand daher
die Antwort nicht überraschend.
„Ja! Wo soll ich es auch herschaffen? Ich muß mich quälen
und kann kaum erringen, was Müßiggängern mühelos in den
Schoß fällt."
„Aber Arel, was murrst du mich deshalb so an? Ich ver-
langte doch nicht, daß der Bäcker die Rechnung bringen sollte.
Er wird ja warten."
„Ja, das könnte er tun, aber damit ist ja nichts bezahlt."
„Brüderchen!" Schmollend klang es; dann war sie neben
ihn hingetreten und schmeichelte ihm: „Was bist du so garstig?
Ich kann doch nichts dafür. Was ist dir über das Leberlein
gekrochen?"
„Geld fehlt, immer das Geld! Womit soll ich meine Er-
findung ermöglichen? Mit Geld! Wer gibt es mir? Da habe
ich wieder eine Antwort bekommen. »Wenn die Erfindung sich
bewährt hat, bin ich gerne bereit, mich, mit jeder beliebigen
Summe zu beteiligen. Wenn sie sich bewährt hat, dann brauche
ich diese guten Leute auch nicht mehr. Immer das Geld!
Drei Jahre hängen nun
anmeinerErfindung, und
zur letzten Probe fehlt
mir nur noch Geld! Mein
Glückkönnte ich festhalten,
es fehlt nur noch Geld!
Immer das Geld! Heute
mußte ich das oft genug
hören."
Ena v. Regensperg
stand mit betrübtem Ge-
sicht neben ihm. Dann
aber schüttelte sie das
Köpfchen so heftig, daß
die goldblonden Haare
flogen. „Ich glaube dir
gar nicht, daß du das wirk-
lich so schlimm nimmst.
Geld kann dich doch nicht
glücklich machen?"
„Um meine Erfindung
durchzusehen, müßte ich
es haben."
„Das wird dir auch
so gelingen."
„Wann? Du begreifst
ja doch nicht,-wie mich das
alles quält. Und dann..."
Er sprach nicht wei-
ter; woran er dachte,
das mußte er für sich be-
halten. Ein Liebestraum
war ihn: zerstört worden,
der sich nur deshalb nicht
erfüllen konnte, weil die
Liebe an der Not zu-
grunde gehe:: soll, wie
sie zu ihn: gesagt hatte.
„Was dann?" fragte
Ena v. Regensperg.
Phot. Hofphologr. DolgI, Homburg v. d. H.
Kaiserin Auguste Viktoria. Zu ihrem sechzigsten Geburtstag.
II. ISIS.