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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 54.1919

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Heft 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.44086#0061
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Verleumdung, Lüge und Völkerverhetzung bei unseren Gegnern.


Farbiges Titelblatt aus: »I,e kire rouze«. „Der Soldat des Kaisers."

Und in diesem Kriege wird nicht nur
Frankreich mit den erbärmlichsten
Greuelgeschichten dauernd in Stim-

Aus: »I^e kire rouxe«. Hehbild auf die deutsche
o „Kultur". o

Aus: »I^e kire rouxe«. Hehbild auf die deutsche
o Kultur: „Germania".

as einst als ritterliche Gesin-
? ? H nung Gültigkeit besah: Achtung
jedem zu bezeigen, scheint seit
diesem Kriege für immer aus der Welt
verschwinden zu wollen. Eine nie vor¬
her erlebte Menge der schamlosesten
Lügen in Wort und Bild ist von unseren
Feinden planvoll seit Jahren über die
gesamte Erde verbreitet worden, und
an den völkervergiftenden Wirkungen
dieser Niedrigkeiten werden wir lange
und hart genug zu tragen haben. Die Augen vor solch unerhörten Ge-
schehnissen bewusst zu schlichen, wäre ein unverantwortliches Beginnen,
und die Folgen solchen Verhaltens mühten verhängnisvoll sein, denn jede
Unkenntnis und jedes Falschsehen der uns umgebenden Welt rächt sich
mit eiserner Unerbittlichkeit. In diesem Falle besteht kein Unterschied
zwischen den Lebensbeziehungen einzelner Menschen und ganzer Völker
zueinander. Ohne darum blindmachendem Hah zu verfallen, müssen
wir unsere Feinde sehen lernen und die Art ihrer innersten Gesinnung
an allen ihren Auherungsformen zu erkennen suchen, die sich uns in
ihrem Tun und Handeln offenbaren. Es wäre verkehrt, zu glauben,
dah jede Niedrigkeit unbedingt auf den zurückfallen muh, der sich nicht
entblödet, sie als Waffe zu brauchen; ebenso wäre es auch falsch, Gleiches
mit Gleichem vergelten zu wollen. Ganz abgesehen davon, dah es zur
Anwendung vergifteter Kampfmittel einer Grundgesinnung, ja geradezu
einer besonderen Anlage bedarf, die beide nicht zu besitzen höchst ehren-
voll ist. „Wer Wind sät, wird Sturm ernten," lautet ein ebenso altes
als wahres Wort. Und Kräfte, die der Hah gebiert, sind nicht von Dauer.
Der Hah macht blind, und wir wollen uns sehend in und vor der Welt
behaupten. Mögen die Feinde es darin halten, wie sie ihrem Wesen
nach nicht anders können.
Nicht zum ersten Male in der Geschichte brauchte Frankreich die selbst-
erniedrigenden Mittel der gemein¬
sten Verleumdung und schamlosesten _

Lüge. Ein Franzose, Graf Gobineau,
bekannte in seiner Schrift „Frankreichs
Schicksale im Jahre 1870": „Die un-
erhörte Steigerung der Neigung zur
Verlogenheit war allgemein: niemand
hatte mehr den Mut, niemand den
Willen, von den« dreifachen Glaubens-
satz abzugehen, dah die Preußen überall
mordeten und plünderten, dah sie von
Grund aus feige seien. Von dieser An-
sicht abzuweichen, war nach allgemeiner
Auffassung ein Mangel an Vaterlandsliebe, mit dem man sich auf das
schlimmste blohstellte." Volksvertreter und Zeitungen Überboten
sich im Verbreiten haßerfüllter Lügen: „Die äußerste Grenze der Scham-
losigkeit war bald überschritten, und zwar im Eilmarsch!" Gobineau
schrieb 1870 geradezu: „Da das Volk gegenüber allen edlen, ernsten und
hohen Antrieben kalt blieb, so blieb noch zu versuchen, obmanihm
nichtdurchstarken Schreck wcnigstensdenWahnsinn
derFurchteinflößenkönn e." Gleichzeitig wollte man damit
auf die Stimmung des „gesamten Europas" wirken. Man stellte den
Feind als „reihendes Tier" dar. Einer Nonne im Elsaß wurden an-
geblich „beide Hände abgeschnitten". Nach Eobineaus Worten pflanzte
sich diese Greuelgeschichte von Ort zu Ort fort: „sie wurde auch in der
Champagne erzählt und ist ein paar Meilen von meinem Wohnsitz noch
heute im Umlauf; nur ist dort aus der Nonne eine bekannte Gastwirtin
geworden, die beide Arme verloren hat; glücklicherweise hat sie sie wieder-
gefunden." Gobineau selbst ist gefragt worden: „ob es wahr sei, daß die
Ulanen das Fleisch der Kinder verzehrten, die sie um-
brächten; und der diese Frage an mich richtete, war ein Bürger,
nicht etwa ein Landbewohner."
Diese Auspeitschung der Gemüter zum Hah wurde also schon vor
achtundvierzig Jahren betrieben!

E. Z. Sullivan: »Die Bestie bricht los".



Französisches Hetzbild mit amtlichem Bericht. — „In Tamines wurde ein höherer verwundeter
Offizier an einen Baum gebunden. An jeden Fuß hat man ein Pferd gespanntdie Tiere,
Mit der Peitsche angelrieben, zerrissen den Unglücklichen... " c>



Französisches Hehbild nach einer Zeichnung
von G. Merinet: „Deutsche Kultur".
 
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