Heft 4
DasBuchsüvAlle
65
Ermordete
in seinem
auf diese
Phot. Bild- u. Film-Amt, Berlin.
Ein Tankhafen hinter der französischen Front.
<Dm Geschästszim-
^mer des Staats-
anwalts Doktor Ker-
scher war die erste
Vernehmung Anton
v. Regenspergs be-
endet. Nach langeni
Schweigen reichte er
dem Angeklagten den
Zettel, der die furcht-
bare Anschuldigung des
Toten enthielt, und
fragte: „Sie erkennen
diese Schrift an als
die Ihres Vaters?"
„Ja, das ist seine
Schrift."
Damit gab Anton
v. Regensperg den in
der zusammengeball-
ten Faust des Ermor-
deten vorgefundenen
Zettel wieder an den
Staatsanwalt zurück.
Staatsanwalt Dok-
tor Kerscher lehnte sich
in seinen Stuhl zurück:
„Wie wollen Sie das
erklären?"
„Ich vermag es
nicht."
„Wollen Sie be-
haupten,daß die Schrift
gefälscht sein kann?"
„Jchweißdas nicht.
Ich erkenne nur die
Schrift des Toten."
„Sie aber sind es,
den er mit diesen Wor-
ten einer gräßlichen
Tat beschuldigt!"
„Ja!"
„Der
hat schon
Testament
Möglichkeit hingewie-
sen."
„Ich weißes! Auch
das ist mir vorgelesen
worden."
„In Ihrer Woh-
nung ist eine Haussuchung vorgenommen worden, trotzdem zu
erwarten war, daß dies kein Ergebnis bringen werde, da Sie
doch gewiß schon alles beiseite geschafft haben konnten, was
Sie belasten würde. Die Mordwaffe wurde nicht vorgefunden.
Aber an dem rechten Ärmel des Rockes, den Sie diese ver-
gangene Nacht getragen hatten, waren starke Blutspuren. Wie
wollen Sie das erklären?"
„Blutspuren? Ich weiß nicht, wie sie dahin kamen. — Ich
kann eH weder verstehen noch erklären."
Das Mädchen starrte den Bruder fassungslos an; kein Laut
kam über seine zitternden Lippen.
„Ja! Anton ist es gewesen. Man hat ihn verhaftet!"
„Das ist nicht wahr!"
„Es ist so!"
„Arel! Es ist unmöglich! Vetter Anton war doch immer gut!"
„Er war ein leicht¬
sinniger Spieler!"
„Ich — ich kann es
nicht glauben. Nein!
Das ist nicht wahr.
Deine Stimme klingt,
als glaubtest du das
Gräßliche. Anton ist
kein Mörder! Arel,
sag', daß es nicht wahr
ist!"
„Der Ermordete
hat es vor seinem Ende
selbst noch bezeugt,
daß Anton sein Mör¬
der gewesen ist."
„Grauenvoll! Ent¬
setzlich!"
„Onkel Siegmund
hat sein Testament ge¬
ändert, Ena! Nicht
Anton, wir, du und
ich, wir sind seine
Erben."
„Wir —Erben—"
Ihre Stimme bebte,
sie schien den Zusam¬
menhang noch immer
nicht zu verstehen.
Desto lauter sprach
Arel weiter: „Ja!
Alles wird uns ge¬
hören! Ich kann meine
Erfindung durchsetzen,
ich darf an mein Glück
denken, keine Not wird
mehr den Weg zu uns
finden. Auch du kannst
dir jeden Wunsch er¬
füllen. Unsere Armut
ist zu Ende. Ena» ver¬
stehst du noch immer
nicht?"
„Vetter Anton!
Ein Mörder? Ich kann
und mag es nicht glau¬
ben. Anton ist leicht¬
sinnig gewesen, aber
gilt war er. Er kann
es nicht getan haben.
Nie werde ich das
glauben.—Niemals!"
„Man fand aber
Antons Schuld bestä¬
tigt durch die letzten
Worte, die Onkel Siegmund auf einen Zettel geschrieben hat."
Ena brach in Tränen aus. Schluchzend rief sie immer wieder:
„Anton ist einer solchen Tat nicht fähig. Nein! Nein! Und
durch ein Verbrechen sollen wir ein Vermögen gewinnen?"
„Wir sind unschuldig daran, Ena!"
„Kannst du dich über diesen Reichtum freuen?"
„Weshalb soll ich mich an dem Glück, das dadurch zu uns
kommt, nicht freuen? Denk' doch daran, Ena, keine Sorgen
mehr! Alle Not ist für uns zu Elche."
„Glaubst du das wirklich, Arel? Mir ist es, als könnte ein
Reichtum, der durch ein Verbrechen gewonnen wird, uns kein
Glück bringen."
„Tragen wir denn Schuld an dem, was geschehen ist?"
„Nein! Aber ich kann mich nicht freuen,Arel. Ich kann nicht."
Ena v. Regensperg dachte daran, was sie vor Minuten noch
vor dem Spiegel ge-
träumt hatte.
pyor. Lmo- u.
Das deutsche Gewehr zur Bekämpfung der Tanks.
DasBuchsüvAlle
65
Ermordete
in seinem
auf diese
Phot. Bild- u. Film-Amt, Berlin.
Ein Tankhafen hinter der französischen Front.
<Dm Geschästszim-
^mer des Staats-
anwalts Doktor Ker-
scher war die erste
Vernehmung Anton
v. Regenspergs be-
endet. Nach langeni
Schweigen reichte er
dem Angeklagten den
Zettel, der die furcht-
bare Anschuldigung des
Toten enthielt, und
fragte: „Sie erkennen
diese Schrift an als
die Ihres Vaters?"
„Ja, das ist seine
Schrift."
Damit gab Anton
v. Regensperg den in
der zusammengeball-
ten Faust des Ermor-
deten vorgefundenen
Zettel wieder an den
Staatsanwalt zurück.
Staatsanwalt Dok-
tor Kerscher lehnte sich
in seinen Stuhl zurück:
„Wie wollen Sie das
erklären?"
„Ich vermag es
nicht."
„Wollen Sie be-
haupten,daß die Schrift
gefälscht sein kann?"
„Jchweißdas nicht.
Ich erkenne nur die
Schrift des Toten."
„Sie aber sind es,
den er mit diesen Wor-
ten einer gräßlichen
Tat beschuldigt!"
„Ja!"
„Der
hat schon
Testament
Möglichkeit hingewie-
sen."
„Ich weißes! Auch
das ist mir vorgelesen
worden."
„In Ihrer Woh-
nung ist eine Haussuchung vorgenommen worden, trotzdem zu
erwarten war, daß dies kein Ergebnis bringen werde, da Sie
doch gewiß schon alles beiseite geschafft haben konnten, was
Sie belasten würde. Die Mordwaffe wurde nicht vorgefunden.
Aber an dem rechten Ärmel des Rockes, den Sie diese ver-
gangene Nacht getragen hatten, waren starke Blutspuren. Wie
wollen Sie das erklären?"
„Blutspuren? Ich weiß nicht, wie sie dahin kamen. — Ich
kann eH weder verstehen noch erklären."
Das Mädchen starrte den Bruder fassungslos an; kein Laut
kam über seine zitternden Lippen.
„Ja! Anton ist es gewesen. Man hat ihn verhaftet!"
„Das ist nicht wahr!"
„Es ist so!"
„Arel! Es ist unmöglich! Vetter Anton war doch immer gut!"
„Er war ein leicht¬
sinniger Spieler!"
„Ich — ich kann es
nicht glauben. Nein!
Das ist nicht wahr.
Deine Stimme klingt,
als glaubtest du das
Gräßliche. Anton ist
kein Mörder! Arel,
sag', daß es nicht wahr
ist!"
„Der Ermordete
hat es vor seinem Ende
selbst noch bezeugt,
daß Anton sein Mör¬
der gewesen ist."
„Grauenvoll! Ent¬
setzlich!"
„Onkel Siegmund
hat sein Testament ge¬
ändert, Ena! Nicht
Anton, wir, du und
ich, wir sind seine
Erben."
„Wir —Erben—"
Ihre Stimme bebte,
sie schien den Zusam¬
menhang noch immer
nicht zu verstehen.
Desto lauter sprach
Arel weiter: „Ja!
Alles wird uns ge¬
hören! Ich kann meine
Erfindung durchsetzen,
ich darf an mein Glück
denken, keine Not wird
mehr den Weg zu uns
finden. Auch du kannst
dir jeden Wunsch er¬
füllen. Unsere Armut
ist zu Ende. Ena» ver¬
stehst du noch immer
nicht?"
„Vetter Anton!
Ein Mörder? Ich kann
und mag es nicht glau¬
ben. Anton ist leicht¬
sinnig gewesen, aber
gilt war er. Er kann
es nicht getan haben.
Nie werde ich das
glauben.—Niemals!"
„Man fand aber
Antons Schuld bestä¬
tigt durch die letzten
Worte, die Onkel Siegmund auf einen Zettel geschrieben hat."
Ena brach in Tränen aus. Schluchzend rief sie immer wieder:
„Anton ist einer solchen Tat nicht fähig. Nein! Nein! Und
durch ein Verbrechen sollen wir ein Vermögen gewinnen?"
„Wir sind unschuldig daran, Ena!"
„Kannst du dich über diesen Reichtum freuen?"
„Weshalb soll ich mich an dem Glück, das dadurch zu uns
kommt, nicht freuen? Denk' doch daran, Ena, keine Sorgen
mehr! Alle Not ist für uns zu Elche."
„Glaubst du das wirklich, Arel? Mir ist es, als könnte ein
Reichtum, der durch ein Verbrechen gewonnen wird, uns kein
Glück bringen."
„Tragen wir denn Schuld an dem, was geschehen ist?"
„Nein! Aber ich kann mich nicht freuen,Arel. Ich kann nicht."
Ena v. Regensperg dachte daran, was sie vor Minuten noch
vor dem Spiegel ge-
träumt hatte.
pyor. Lmo- u.
Das deutsche Gewehr zur Bekämpfung der Tanks.