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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 54.1919

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Heft 4
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Heft ^4

Erinnerungstafeln für unfere gefallenen Freiheitskämpfer. Von Konrad Bernd.

oll man zu einer Zeit von Denkmalen in irgend einer
Form reden, da es die Not der Stunde fordert, daß
unsere Kirchenglocken und die auf öffentlichen Plätzen
stehenden bronzenen Ehrenmale von ihren
Sockeln genommen werden müssen, um zu
Geschützen umgegossen zu werden? Erscheint
im Augenblick der Gedanke nicht widersinnig,
über Denkzeichen zu sprechen, bevor noch der
Krieg zu Ende gekommen ist? Wenn es doch
geschieht, so kann es nur dadurch gerecht-
fertigt werden, daß daran erinnert und jetzt
schon ernstlich gemahnt wird, volkswirtschaft¬
liche Güter nicht zur Schaffung späterer Denk¬
male zu verbrauchen, deren künstlerischer
Wert in schreiendem Mißverhältnis zu den
daran verschwendeten Geldmitteln und Ma¬
terialwerten steht. Mit Recht wurde davor
gewarnt, nach dem Frieden Steinwerke un¬
sicherer Kunstgeltung zu errichten; statt Denk¬
male aus Marmor und Erz — das wir auf
lange Zeit hinaus noch zu anderen Zwecken
notwendiger brauchen werden — zu erbauen,
gingen große Städte und kleinere Gemeinden
daran, Kriegerheimstütten zu gründen. Die
Männer, die uns den Feind und die Zerstörung
vom heimischen Herd fernhielten, sollen für
ihre Tat ein ihrer würdiges Obdach finden.
Als die Russen in Ostpreußen einfielen
und das Land weithin zerstört lag, als Hinden-
burg die großen Siege errang, da tauchte der
Plan auf, einen Riesendenkmalsbau zur Er-
innerung an die herrlichen Taten in dem
vom Feinde befreiten Lande zu errichten.
Statt dessen besann man sich auf die Not der
obdachlos gewordenen, ihrer Habe beraubten,
flüchtigen Menschen, und so entstand die Ver-
einigung der „Ostpreußenhilfe". Keine noch
so gewaltige Ruhmeshalle kommt dieser Tat
aus jenen opferfreudigen, gebewilligen Zei¬
ten gleich. Immer entschiedener rückt unsere
Grundstimmung davon ab, an der
Aufführung monumentaler Bau¬
werke als Erinnerungsdenkmale die¬
ses gewaltigen Ringens um unser
Dasein Gefallen zu finden. Ernste
Pflichten sind uns als Nation auf¬
erlegt; für unsere Kriegsbeschädig¬
ten, für die Witwen und Waisen
unserer gefallenen Kämpfer gilt es
so zu sorgen, daß sie nicht in Gram
und Sorge verkümmern müssen.
Sollen wir nun aber darum ganz
darauf verzichten müssen, unseren
Dank an die für unser gesamtes
Volk gestorbenen Männer in einer
Form auszudrücken, die auch den
nach uns kommenden Enkeln in
Form von Denkzeichen die Erinne¬
rung an ihre großen Taten leben¬
dig erhält? Die Zeit nach 1813, als
wir den Erbfeind nach Jahren tiefster
Demütigung und Erniedrigung endlich jenseit der Grenzen sahen,
jene Zeit war arm, aber doch nicht arm genug, um ihre Erhebung
und die Erinnerung an die getilgte Schmach nicht durch Ehrenmale
den Enkeln zu überliefern. Allerdings plante man auch damals
ein Völkerschlachtdenkmal in großem Stil, aber die Ausführung des
Gedankens wurde durch die unaufbringbaren Mittel unmöglich.

Auch wir können bescheidene Formen finden, in denen es mög-
lich wird, das Gedächtnis der heldenhaften Jünglinge und
Männer für die Nachkommen in würdiger Weise zu bewahren.
In den langen Jahren seit dem August
1914 ruhen die Gebeine zahlloser Söhne
unseres Volkes in fast allen Ländern des
europäischen Festlandes, und nicht wenige
liegen tief auf dem Grund der Meere. Das
Gedächtnis an jene Tapferen, die fern von
der heimischen Erde ruhen, die sie mit ihrem
Blute verteidigt und geschützt haben, dürfen
wir nicht erlöschen lassen. Wie das schlichte
Kreuz aus Eisen die Brust unserer Kämpfer
schmückt, so bedarf es auch nur eines schlich-
ten Denkzeichens, um die Erinuerung an
die Größe ihrer Tat würdig genug zu be-
wahren. Wiederholt wurde der Wunsch
ausgesprochen, kleine Gedenktafeln an allen
Häusern anzubringen, aus denen die zu
Ehrenden ins Feld gezogen sind, und die
Namen der Gefallenen darauf anzubringen.
A. Pohlman-Hohenaspe in Detmold lieh zu-
erst diesem Gedanken Worte. Wie würde
sich da später ein Gang durch ein deutsches
Dorf gestalten? Hier ein altes Bauern-
haus mit vier solcher Tafeln. Vier seiner
Insassen haben den Heldentod erlitten, und
aus den Namen würde inan ersehen, ob
Vater, Söhne oder Knecht. Würde nicht
ein solches Haus Ehrfurcht abnötigen und
diese Tafeln mit Stolz tragen? Daß solche
schlichten Erinnerungszeichen jede Dorfmauer
zieren, beweisen unsere Abbildungen, die
Tafeln aus der Holzschnitzschule Warmbrunn
(Direktor Hüllweck) darstellen. Auch für die
Großstadt lägen keine Bedenken vor; ja
manche Mietkaserne würde durch solche Tafeln,
geradezu geadelt werden, und es läßt sich
denken, daß das am meisten betroffene Haus
zu einer nachdenklich stimmenden Betrach-
tung immer erneut Anlaß bieten
würde. In manchen Fällen ließe
sich auch die Anordnung treffen,
daß die Tafel am väterlichen Hause
angebracht würde, statt dort, wo
der Krieger seinen dauernden Wohn-
sitz hatte, als das Vaterland ihn
rief. Herstellung und Anbringung
der Tafeln wäre Sache der Ge-
meinden, und diese Aufgabe würde
ihnen leichter fallen als die Her-
gabe von Gelände für Krieger-
haine oder die Entscheidung über
Denkmalentwürfe. Dabei brauchte
keine Gemeinde hinter der anderen
zurückzustehen, ob arm oder reich, ob
groß oder klein; ja im einsamsten
Weiler könnte die Tafel sich finden,
während beider Denkmalbeschaffung
die Geldfrage für ärmere Gemeinden
zu kläglichen Ergebnissen führt.
Diese schlichte und durchaus würdige Form der Ehrung ge-
fallener Helden sollte überall eine Stätte finden. So würde
das Gedächtnis der Blutzeugen einer Zeit, die uns zwingt,
das Letzte zu tun und zu erleiden um unserer Zukunft willen,
kommenden Geschlechtern als Mahnzeichen dauernd vor Augen
stehen, eindrucksvoller als ein Denkmal aus Stein und Erz.



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Techn.-Vhot. Archiv, Berlin.

Gedenktafel (Mahagoni).

Techn.-Phot. Archiv, Berlin.


Die Tafel neben dem Eingang zu einem Gutshofe.
 
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