Friedrich Ebert, Mitglied des Rats der Volksbeauftragten.
t?Lna v. Regensperg be-
trachtete verwundert
ihr Bild im Spiegel; sie
erkannte sich fast selbst
nicht mehr. Es war
immer noch ihr reiches
„Er wird bei dir um meine Hand anhalten."
Heinz v. Wallendorf warf ein Besteck, das er in den Händen
hielt, auf den Tisch und erhob sich mit so heftigem Ruck, daß der
Stuhl schwankte und auf den Teppich fiel. Scharf klang seine
Stimme: „Bei mir? Ich habe damit nichts zu tun. Du bist
selbständig, und es bedarf dieser leeren Form nicht. Du wirst
dich auch schon entschieden haben."
„Deine Vermutung ist richtig. Ich weih, was ich zu tun
habe. Aber die Form muh gewahrt werden. Es ist nicht zu
umgehen, er wird sich mein Jawort bei dir holen."
„So seid ihr einig geworden?" fragte Heinz mit hartem,
gereiztem Klang in der Stimme.
„Ja!"
„Und du liebst ihn?"
„Warum nicht?"
Der Bruder lachte herb, seine Lippen bebten, als er, jedes
Wort betonend, hinwarf: „Ich verstehe. Du liebst ihn, wie du
den unglücklichen Anton lieben würdest, wenn das Verhängnis
nicht so grausam auf ihm lasten würde."
„Vergiß nicht, daß dies mich allein angeht. Danach wird
dich Arel kaum fragen."
„Ich werde die trau-
rige Komödie deinetwillen
spielen und versuchen, er-
staunt zu sein, wenn er
kommen wird. Aber was
auch daraus entstehen
mag: ich wasche meine
Hände in Unschuld."
„Wenn du die Dinge
nur nicht so tragisch neh-
men wolltest. Bin ich die
einzige, die nach ruhiger
Beurteilung aller Um-
stünde eine Verstandes-
ehe eingeht?"
„Nein, das bist du
wahrhaftig nicht. Aber ich
könnte cs niemals tun."
„Es stellt ja an dich
auch niemand solche For-
derungen."
„Gut! Ich werde diese
Aufgabe in deinem Sinne
erledigen. Mir bleibt es
wohl auch überlassen, dies
freudige Ereignis Anton
v. Regensperg mitzu-
teilen?"
Fast gelangweilt er-
widerte sie: „Ja, das
überlasse ich dir."
Das Verhängnis derer
v. Regensperg.
Roman von Matthias Blank.
_ (Fortsetzung.)
einz v. Wallendorfs Gruß klang kurz und kaum hörbar:
seine Gedanken schienen bei fernen Dingen zu weilen,
sah ihn flüchtig an. Sie begriff mit dem Verstand
die Zwiespältigkeit seiner Lage, aber im Gefühl war sie weit
davon entfernt, seinen Zustand nachzuempfinden. Leichthin
fragte sie: „Du kommst so spät?"
„Ich habe so viel zu tun."
„Für deinen neuen Klienten?"
„Du meinst für Anton?"
„Ja!"
Da er schwieg, fragte sie: „Du scheinst mit diesem Fall kein
Glück zu haben, oder ist es dir doch gelungen, etwas zu erreichen?"
„Was soll das heißen?
Glück? Das kann hier
nichts helfen. Hier dreht
es sich um Geschehnisse,
in denen andere Um¬
stände bedingend sind.
Ich sehe keine Möglich¬
keit, ihn zu retten. Alles
spricht gegen ihn. Nichts
Greifbares läßt sich für
seine hoffnungslose Lage
aus den Geschehnissen ab¬
leiten. Ich kann keinen
Ausweg finden aus der
erdrückenden Last der
widerspruchsvollen Ein¬
zelheiten, die gegen ihn
sprechen."
„Glaubst du immer
noch nicht daran, daß er
schuldig ist?"
Hart und entschieden
sagte er: „Nein! Ich will
aber dein Urteil darüber
nicht hören."
Dann schwiegen beide,
und wortlos wurde auch
das Abendessen einge¬
nommen.
Als der Nachtisch auf¬
getragen wurde, nahm
Ada v. Wallendorf einen
Apfel und begann ihn
langsam und sorgfältig zu
schälen. Plötzlich, ohne
aufzublicken, sagte sie:
„Morgen gegen elf Uhr
wird dich Arel besuchen."
„Arelv. Regensperg?
Was will er von mir?"
vi.icsis.