Das Buch für 'Alle
Heft 27
4Zo
ü. Haeckel.
In Lumpen gehüllte rumänische Wanderzigeuner.
Ein paar Minuten nach sieben Uhr explodierte die Kiste mit einem
gewaltigen Knall; es hörte sich an, als ob ein Riesengeschütz in aller-
nächster Nähe abgefeuert worden sei. Eine Feuersüule stieg aus dem
Boot auf. Sprengstücke flogen turmhoch in der Luft umher. Ein schweres
Eisenstück Zerschlug das Oberlicht des Rauchsalons. Dann war das Boot
verschwunden.
„Hätten wir die Kiste an Bord behalten, wären wir jetzt alle nach
unten gesackt," sagte der Kapitän mit einem verdammt ernsten Gesicht
und ging zur Funkenstation, um das Ereignis den Behörden in Santos
zu melden.
An Bord des Dampfers ging es an diesem Abend hoch her.
Ein Freudentaumel hatte alle gepackt. Zum Kuckuck auch, es ist ein
Unterschied, ob man sich auf dem Meeresgrund unter allerlei rätselhaftem
Seegetier herumtreibt und einem ein Dampfer mit zwanzigtausend Tons
Ladefähigkeit auf dem Magen liegt, oder ob inan frisch und fröhlich im hell-
strahlenden Prunksaal Sekt trinken, mit schönen Frauen flirten, Shimmy
und Boston tanzen kann.
Ein Ball wurde improvisiert. „Freut euch des Lebens" war die Losung.
Für den Gepäckmeister und Krischan Dierks wurde eine Ehrengabe ge-
sammelt. Der Kapitän trank mit dem Landmesser eine Flasche Bur-
gunder nach der anderen.
In einer stillen Ecke an Deck spielten vergnüglich Chico und das Dünen-
kind. Wer gewagt Hütte, Chico in den Zwinger einzusperren, wäre von
den Passagieren gelyncht worden. .
Die Engländerin kam mit einer Schere zu den beiden, schnitt jedem
eine Locke aus dem Haar, band ein seidenes Fädchen darum und be-
hauptete, die beiden Locken wären für sie ein kostbares Andenken.
Ihr Beispiel fand bei den anderen Damen an Bord Nachahmung.
Bald sah Chico aus, als hätte er ein Heer von Motten im Fell. Dem
kleinen Mädel hatten sie bald das Köpfchen kahl geschoren. Beide küm-
merten sich nicht darum. Sie waren zufrieden, daß man sie nicht trennte.
O. Haeckel.
Zigeunerinnen auf einem Berliner Pferdemarlt.
Heft 27
4Zo
ü. Haeckel.
In Lumpen gehüllte rumänische Wanderzigeuner.
Ein paar Minuten nach sieben Uhr explodierte die Kiste mit einem
gewaltigen Knall; es hörte sich an, als ob ein Riesengeschütz in aller-
nächster Nähe abgefeuert worden sei. Eine Feuersüule stieg aus dem
Boot auf. Sprengstücke flogen turmhoch in der Luft umher. Ein schweres
Eisenstück Zerschlug das Oberlicht des Rauchsalons. Dann war das Boot
verschwunden.
„Hätten wir die Kiste an Bord behalten, wären wir jetzt alle nach
unten gesackt," sagte der Kapitän mit einem verdammt ernsten Gesicht
und ging zur Funkenstation, um das Ereignis den Behörden in Santos
zu melden.
An Bord des Dampfers ging es an diesem Abend hoch her.
Ein Freudentaumel hatte alle gepackt. Zum Kuckuck auch, es ist ein
Unterschied, ob man sich auf dem Meeresgrund unter allerlei rätselhaftem
Seegetier herumtreibt und einem ein Dampfer mit zwanzigtausend Tons
Ladefähigkeit auf dem Magen liegt, oder ob inan frisch und fröhlich im hell-
strahlenden Prunksaal Sekt trinken, mit schönen Frauen flirten, Shimmy
und Boston tanzen kann.
Ein Ball wurde improvisiert. „Freut euch des Lebens" war die Losung.
Für den Gepäckmeister und Krischan Dierks wurde eine Ehrengabe ge-
sammelt. Der Kapitän trank mit dem Landmesser eine Flasche Bur-
gunder nach der anderen.
In einer stillen Ecke an Deck spielten vergnüglich Chico und das Dünen-
kind. Wer gewagt Hütte, Chico in den Zwinger einzusperren, wäre von
den Passagieren gelyncht worden. .
Die Engländerin kam mit einer Schere zu den beiden, schnitt jedem
eine Locke aus dem Haar, band ein seidenes Fädchen darum und be-
hauptete, die beiden Locken wären für sie ein kostbares Andenken.
Ihr Beispiel fand bei den anderen Damen an Bord Nachahmung.
Bald sah Chico aus, als hätte er ein Heer von Motten im Fell. Dem
kleinen Mädel hatten sie bald das Köpfchen kahl geschoren. Beide küm-
merten sich nicht darum. Sie waren zufrieden, daß man sie nicht trennte.
O. Haeckel.
Zigeunerinnen auf einem Berliner Pferdemarlt.