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Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Hrsg.]; Wolff, Carl [Bearb.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 1): Kirchenbauten — Frankfurt a. M., 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.25631#0459
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deckte. Zu des Latomus Zeit, der uns das berichtet, diente die Matthias-
Kapelle nicht mehr zu gottesdienstlichem Gebrauche.

Nur vereinzelte Nachrichten sind aus dem XIV. Jahrhundert über
die Hospital-Kirche auf uns gekommen. 1322 stiftete Albrecht von der
Hofstadt einen Altar „uzewendig dem köre under daz cruce“ zu Ehren
des heiligen Kreuzes und der Heiligen Anna, Agnes und Barbara. In der
Kirche soll auch eine Kapollö zum heiligen Grabe gewesen sein, vielleicht
eine Stiftung des Sigfrid zum Paradies und seiner Frau Katharina zum
Wedel, die beide, er 1386, sie 1378, hier beigesetzt wurden. Hie Grab-
steine dieses Ehepaares wurden 1607 in die Kirchenmauer versetzt und
1840 durch den Abbruch der Kirchenstühle frei gelegt; nach der im
gleichen Jahre erfolgten Niederlegung der Hospital-Kirche wurden sie in
die Nicolai-Kirche verbracht, deren schönsten künstlerischen Schmuck sie
heute bilden (vgl. S. 53 und Tafel V); Böhmer hält mit Hecht den Denk-
stein Sigfrids für ein Portrait dieses hervorragenden Mannes, „eins von
denen, welchen man die Aehnlichkeit anzusehen glaubt, auch ohne das
Original zu kennen.“ Die sonstigen Nachrichten aus dem XIV. Jahr-
hundert melden nur von gottesdienstlichen Stiftungen, ohne näheres über
Gestalt und innere Einrichtung der Kirche mitzutheilen.

Keichlicher fliessen die Quellen aus dem folgenden Jahrhundert.
1447 Hessen die Ptieger die Sakristei erbauen, zu welcher der Hath zwei
Haufen Steine spendete. 1450 liess man die Orgel abbrechen. In der
Kirche wurde „des Käthes Heiligthum“ verwahrt, eine Monstranz, die der
Kath bei den grossen Prozessionen in den Dom und nachher wieder in das
Spital zurückbringen liess. 1477 erwarb der Kath, der als Besitzer der
Kirche erscheint, in Kom Ablass für die Besucher der Kirche und das
Kecht,' hier Geistliche anzustellen.

Am 21. März 1468 wurden nach Lersner der Chor und drei Altäre
durch den Weihbischof Sigfrid geweiht — offenbar der Abschluss eines
Neubaues, welcher der Kirche die äussere Gestalt gab, die sie bis zu
ihrem Untergange bewahrte. Dieser Neubau erstreckte sich auf Kirche und
Chor; er begann nach den Kechnungen der Pfleger des Spitals 1464, wurde
1467 abgeschlossen und erforderte etwa 2200 Gulden. 1469 wurde der Chor
mit neuen Stühlen versehen, 1483 „der Prediger Stuhl an die Säule in der
Kirche gesetzt.“ Derselben Bauperiode gehört auch die schöne Kranken-
halle mit zwei Keihen von je sieben Kreuzgewölben an, die sich an die
Südseite der Kirche anschloss; die Kosten der Halle, die 1460 gebaut
wurde, berechnete man Anfang 1461 auf 727 Gulden 16 Schillinge 5^2 Heller.
Die eine Hälfte dieser Halle wurde später zur Kirche hinzugezogen. Im
Gewölbe der Kirche sah man nach Lersner die Wappen der Monis, Pruss,
im Steinhaus, Glauburg, Weiss von Limpurg und Neuhaus1) — diese

J) Böhmer erwähnt dieselben Wappen im Hallengewölbe — etwa in dem später
zur Kirche gezogenen Theile?
 
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