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hunderts der Name Bockenheimer Pforte von der späteren Katharinen-
Pforte auf sie überging. Ihr Thurm wurde in den Jahren 1343—1346
erbaut und erötfnete wohl die Reihe der Befestigungswerke um die Neu-
stadt; nachdem er 1480 und besonders 1494 durch den Blitz stark be-
schädigt worden war, liess ihn der Rath 1496 neu aufbauen und von
dem Maler Hans Fyol mit einem Adler schmücken. 1529 wurde die Pforte
durch ein vorgelegtes Rundei gesichert. Am 19. Juli 1552, dem ersten
Tage der Belagerung, wurde der Thurm auf Veranlassung des Obersten
von llanstein niedergerissen, um das Zusammenschiessen durch die feind-
lichen Geschütze zu verhindern; wann er dann wieder aufgebaut wurde,
steht nicht fest. 1605 wurde die alte Pforte geschlossen und daneben eine
neue gebaut. Die Thorgebäude mit dem Thurm wurden 1810 niedergelegt,
nachdem schon 1763 der Stadtbaumeister zum Abbruche des baufälligen
Thurmes gemahnt hatte.
Eschenheimer Thor.*)
Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst, Neue Foige I, 288; v. Cohausen,
Der Eschenheimer Thurm in Frankfurt a. M. in der Zeitschrift für Bauwesen 1868,
8. 71—76; Text auch im Archiv N. F. IV, 21; Gwinner, Kunst und Künstler in Frank-
furt a. M. 505 und Zusätze 15; Mittheiiungen des Vereins für Geschichte etc. Vif, 275.
Unter den Thürmen der Landmauer erhob sich wie ein Riese unter
Zwergen der Eschenheimer Thorthurm, jener gewaltige Recke, welchen der
geniale Meister vom Pfarrthurm, Madern Gertener, zu einem Denkmal für
alle Zeiten, zu einem Wahrzeichen der Macht und Blüthe der alten Reichs-
stadt gestaltete. In einfachen gothischen Formen und vorzüglichen Ver-
hältnissen gezeichnet, verkörpert er in grossartiger Weise den Gedanken
des mittelalterlichen Thorthurms und verbindet als einer der besten und
bekanntesten Vertreter seiner Zeitgenossen in vollendetem Maasse die
praktischen Bedürfnisse mit den Idealen des Künstlers. Es ist als ein
günstiges Geschick zu preisen, dass er allen Stürmen, welche im Laufe
der Jahrhunderte ihn umtobten, dass er der platten Verständnisslosigkeit für
seine Schönheit, welche im Interesse des modernen Verkehrs seinen Unter-
gang forderte, nicht erlegen, sondern in der Hauptsache heute noch und
hoffentlich noch für Jahrhunderte erhalten ist.
Bereits am 11. Oktober 1346 wurde an der Pforte der Grundstein
zu einem „runden Thurm" gelegt, der offenbar als gewöhnlicher Mauer-
thunn ausgeführt wurde. Erst im Jahre 1400 entschloss man sich, viel-
leicht unter dem Drucke der bedenklichen politischen Verhältnisse, welche
die Absetzung König Wenzels und die Wahl König Ruprechts begleiteten,
diesen Hauptausgang nach Norden stärker zu befestigen. Im Frühjahre
9 Thor, Thurm und Gasse führen nach dem benachbarten Orte Eschersheim
ihren Namen; dieser wurde aber von je her meist Eschenheimer, dialektisch Eschemcr
Thor etc. in Frankfurt gesprochen und geschrieben. Wir bleiben bei dem durch sein
Alter ehrwürdigen Herkommen.
hunderts der Name Bockenheimer Pforte von der späteren Katharinen-
Pforte auf sie überging. Ihr Thurm wurde in den Jahren 1343—1346
erbaut und erötfnete wohl die Reihe der Befestigungswerke um die Neu-
stadt; nachdem er 1480 und besonders 1494 durch den Blitz stark be-
schädigt worden war, liess ihn der Rath 1496 neu aufbauen und von
dem Maler Hans Fyol mit einem Adler schmücken. 1529 wurde die Pforte
durch ein vorgelegtes Rundei gesichert. Am 19. Juli 1552, dem ersten
Tage der Belagerung, wurde der Thurm auf Veranlassung des Obersten
von llanstein niedergerissen, um das Zusammenschiessen durch die feind-
lichen Geschütze zu verhindern; wann er dann wieder aufgebaut wurde,
steht nicht fest. 1605 wurde die alte Pforte geschlossen und daneben eine
neue gebaut. Die Thorgebäude mit dem Thurm wurden 1810 niedergelegt,
nachdem schon 1763 der Stadtbaumeister zum Abbruche des baufälligen
Thurmes gemahnt hatte.
Eschenheimer Thor.*)
Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst, Neue Foige I, 288; v. Cohausen,
Der Eschenheimer Thurm in Frankfurt a. M. in der Zeitschrift für Bauwesen 1868,
8. 71—76; Text auch im Archiv N. F. IV, 21; Gwinner, Kunst und Künstler in Frank-
furt a. M. 505 und Zusätze 15; Mittheiiungen des Vereins für Geschichte etc. Vif, 275.
Unter den Thürmen der Landmauer erhob sich wie ein Riese unter
Zwergen der Eschenheimer Thorthurm, jener gewaltige Recke, welchen der
geniale Meister vom Pfarrthurm, Madern Gertener, zu einem Denkmal für
alle Zeiten, zu einem Wahrzeichen der Macht und Blüthe der alten Reichs-
stadt gestaltete. In einfachen gothischen Formen und vorzüglichen Ver-
hältnissen gezeichnet, verkörpert er in grossartiger Weise den Gedanken
des mittelalterlichen Thorthurms und verbindet als einer der besten und
bekanntesten Vertreter seiner Zeitgenossen in vollendetem Maasse die
praktischen Bedürfnisse mit den Idealen des Künstlers. Es ist als ein
günstiges Geschick zu preisen, dass er allen Stürmen, welche im Laufe
der Jahrhunderte ihn umtobten, dass er der platten Verständnisslosigkeit für
seine Schönheit, welche im Interesse des modernen Verkehrs seinen Unter-
gang forderte, nicht erlegen, sondern in der Hauptsache heute noch und
hoffentlich noch für Jahrhunderte erhalten ist.
Bereits am 11. Oktober 1346 wurde an der Pforte der Grundstein
zu einem „runden Thurm" gelegt, der offenbar als gewöhnlicher Mauer-
thunn ausgeführt wurde. Erst im Jahre 1400 entschloss man sich, viel-
leicht unter dem Drucke der bedenklichen politischen Verhältnisse, welche
die Absetzung König Wenzels und die Wahl König Ruprechts begleiteten,
diesen Hauptausgang nach Norden stärker zu befestigen. Im Frühjahre
9 Thor, Thurm und Gasse führen nach dem benachbarten Orte Eschersheim
ihren Namen; dieser wurde aber von je her meist Eschenheimer, dialektisch Eschemcr
Thor etc. in Frankfurt gesprochen und geschrieben. Wir bleiben bei dem durch sein
Alter ehrwürdigen Herkommen.