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G a 1 g e n - T li o r.
Das Galgen-Thor, nach dem vor ihm liegenden Galgenfelde mit dem
Hochgerichte benannt, war von je her der Hauptausgang nach AVesten,
nach Mainz zu; es führte desshalb im XIV. Jahrhundert auch den Namen
Mainzer Thor, der im folgenden Jahrhundert der am Mainzer Thurm ge-
legenen Pforte ausschliesslich zu Theil wurde, und noch früher den Namen
Nieder Pforte nach dem Dorfe Nied. Der Thurm der Galgen-Pforte wurde
in den Jahren 1381—1392 erbaut; als die Hauptpforte, durch welche der
Kaiser bei seinem Einzuge von AVesten aus die Stadt betrat und an
welcher er begrüsst wurde, erfuhr sie eine besondere Ausschmückung.
Im Dezember 1546, als sich die Kaiserlichen unter Graf Büren der Stadt
näherten, liess man den Thurm zur
Hälfte abbrechen; der Belagerungsplan
von 1552 zeigt ihn aber wieder in
ganzer Grösse. In der Befestigungs-
periode des 30jährigen Kriege^ wurde,
wie weiter unten erwähnt, der Aus-
gang nach AVesten durch das vor-
gelegte Galgen-Bollwerk versperrt und
desshalb weiter nach Süden verlegt;
dieser Ausgang erhielt den Namen
Neues Galgen-Thor. Der Thurm wurde
1808 mit Gewölbe und Brücke nieder-
gerissen.
Der Thurm war viereckig und
oben mit einem Zinnenkranz und
offenem AVehrgang versehen. Hierüber
erhob sich dann, zurückgesetzt, noch
ein niedriges 0 bergeschoss mit Schiefer-
dach. An der Aussenseite standen
unter gothischen Baldachinen die
Statuen des Heiligen Bartholomaeus und Karls des Grossen; beide nebst
dem heraldisch höchst interessanten, auf einem Löwen stehenden Reichs-
adler ebenfalls von der Aussenseite des Thurmes befinden sich jetzt im
Historischen Museum; über dem inneren Thorbogen lief ein Gang mit durch-
brochener Maasswerksbrüstung. Eine Brücke führte über den Graben zu
dem einfachen, auf der äusseren Grabenseite liegenden Vorthor, dessen
Thoröffnung durch einen darüberbefindlichen, bedeckten, mit Erkern ver-
sehenen AVehrgang geschützt war.
Bocken heimer Thor.
Das Bockenheimer Thor ist auf dem Belagerungsplane ebenfalls mit
einer Brücke über den Graben und einfachem Aussenthor gezeichnet.
Es hiess ursprünglich die Rödelheimer Pforte, bis im Laufe des XV. Jahr-
 
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