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wird; der Pfarrer in Schwalbach, wohl ein Angehöriger des Deutschordens,
hatte die AussteHung der Urkunde in Rom bewirkt und dieselbe in das
Archiv der Frankfurter Kommende verbracht. Aus dem Wortlaute der
Urkunde erhellt, welchen Werth der Orden auf die Instandhaltung der
seinem Hause benachbarten Brücke legte und welche Wichtigkeit man
dem Bau für den nach der Urkunde sehr starken Verkehr zwischen den
beiden Flussufern beimass. Offenbar war der Zustand der Brücke, für
welche in so auffallender Form die privärte Mildthätigkeit angerufen wurde,
kein besonders guter, wenn auch die gebrauchten Wendungen die Gefahr
des Einsturzes übertrieben hinstellen mögen. AiW 1. Februar 1306 erfuhr
dann die Brücke die erste Zerstörung durch Eisgang und Hochwasser,
von der wir genauere Kunde besitzen: in der Dunkelheit stürzten die
beiden Brückenthürme und der grössere Theibder Brücke selbst ein, eine
Anzahl Menschen — die Angaben schwanken zwischen 500 und 10 —
welche auf der Brücke standen, fanden dabei den Tod. Aus den Nachrichten
der nächsten Jahrzehnte mag entnommen werden, dass man auf die Her-
stellung und Instandhaltung der Brücke ernste Sorge verwendete: ob der
1310 erwähnte kaiserliche Zoll an der Brücke deren Bau zu Gute kam,
ist, wie gesagt, zweifelhaft; auffallend ist, dass 1327 in einer von der
Propstei des Bartholomaeus-Stiftes ausgestellten Urkunde nur die Hälfte
der etwa fälligen Strafsumme der eigenen Kirchenfabrik, die andere aber
der Brückenfabrik zuerkannt wird; bezeichnend ist aber das Privileg
Kaiser Ludwigs des Bayern vom 20. Juni 1329, welches den Bürgern
gestattet, aufgenommene Gelder auch zu Bau und Besserung der Brücke
zu verwenden. Auch die 1322 im Testament Albrechts von der Hofstatt
zuerst erwähnte „neue" Kapelle unter dem Sachsenhäuser Brückenthurm,
die von Stein an Stelle eines früheren, wohl hölzernen Brückenheiligthums
getreten war, mag als Beweis gelten, dass man damals die Brücke unter
Verwendung grösserer Mittel und in dauerhafterem Zustande herstellte;
sie wurde erst 1338 vollendet und am 27. September dieses Jahres der
heiligen Katharina geweiht. *)
Dein ersten Einsturz von 1306 folgte am 24. Juli 1342 während der
gefährlichsten und grössten Ueberschwemmung, mit der der Main die
Stadt Frankfurt jemals heimgesucht hat, der zweite. Um ein Uhr riss an
dem genannten Tage das Hochwasser den Sachsenhäuser Brückenthurm
mit der Kapelle und den südlichen Theil der Brücke fort; nur sechs Bogen
nach der Frankfurter Seite blieben stehen. Unter dem Rischen Eindruck
dieses Ereignisses fasteten die Einwohner der Stadt bei Wasser und Brod.
Sofort nahm die Gemeinde die Wiederherstellung auf. In richtiger Würdi-
gung der nothwendigen Erneuerung der Brücke erlaubte Kaiser Ludwig am
i) Wir verweisen hier wieBd. 1,380 für die Geschichte dieser Brückenkapelle auf
v. Ovens und Beckers treffliche Arbeit. Für die beiden Brückenthürme vergleiche
Bd. II, 10 und 45.
man
wird; der Pfarrer in Schwalbach, wohl ein Angehöriger des Deutschordens,
hatte die AussteHung der Urkunde in Rom bewirkt und dieselbe in das
Archiv der Frankfurter Kommende verbracht. Aus dem Wortlaute der
Urkunde erhellt, welchen Werth der Orden auf die Instandhaltung der
seinem Hause benachbarten Brücke legte und welche Wichtigkeit man
dem Bau für den nach der Urkunde sehr starken Verkehr zwischen den
beiden Flussufern beimass. Offenbar war der Zustand der Brücke, für
welche in so auffallender Form die privärte Mildthätigkeit angerufen wurde,
kein besonders guter, wenn auch die gebrauchten Wendungen die Gefahr
des Einsturzes übertrieben hinstellen mögen. AiW 1. Februar 1306 erfuhr
dann die Brücke die erste Zerstörung durch Eisgang und Hochwasser,
von der wir genauere Kunde besitzen: in der Dunkelheit stürzten die
beiden Brückenthürme und der grössere Theibder Brücke selbst ein, eine
Anzahl Menschen — die Angaben schwanken zwischen 500 und 10 —
welche auf der Brücke standen, fanden dabei den Tod. Aus den Nachrichten
der nächsten Jahrzehnte mag entnommen werden, dass man auf die Her-
stellung und Instandhaltung der Brücke ernste Sorge verwendete: ob der
1310 erwähnte kaiserliche Zoll an der Brücke deren Bau zu Gute kam,
ist, wie gesagt, zweifelhaft; auffallend ist, dass 1327 in einer von der
Propstei des Bartholomaeus-Stiftes ausgestellten Urkunde nur die Hälfte
der etwa fälligen Strafsumme der eigenen Kirchenfabrik, die andere aber
der Brückenfabrik zuerkannt wird; bezeichnend ist aber das Privileg
Kaiser Ludwigs des Bayern vom 20. Juni 1329, welches den Bürgern
gestattet, aufgenommene Gelder auch zu Bau und Besserung der Brücke
zu verwenden. Auch die 1322 im Testament Albrechts von der Hofstatt
zuerst erwähnte „neue" Kapelle unter dem Sachsenhäuser Brückenthurm,
die von Stein an Stelle eines früheren, wohl hölzernen Brückenheiligthums
getreten war, mag als Beweis gelten, dass man damals die Brücke unter
Verwendung grösserer Mittel und in dauerhafterem Zustande herstellte;
sie wurde erst 1338 vollendet und am 27. September dieses Jahres der
heiligen Katharina geweiht. *)
Dein ersten Einsturz von 1306 folgte am 24. Juli 1342 während der
gefährlichsten und grössten Ueberschwemmung, mit der der Main die
Stadt Frankfurt jemals heimgesucht hat, der zweite. Um ein Uhr riss an
dem genannten Tage das Hochwasser den Sachsenhäuser Brückenthurm
mit der Kapelle und den südlichen Theil der Brücke fort; nur sechs Bogen
nach der Frankfurter Seite blieben stehen. Unter dem Rischen Eindruck
dieses Ereignisses fasteten die Einwohner der Stadt bei Wasser und Brod.
Sofort nahm die Gemeinde die Wiederherstellung auf. In richtiger Würdi-
gung der nothwendigen Erneuerung der Brücke erlaubte Kaiser Ludwig am
i) Wir verweisen hier wieBd. 1,380 für die Geschichte dieser Brückenkapelle auf
v. Ovens und Beckers treffliche Arbeit. Für die beiden Brückenthürme vergleiche
Bd. II, 10 und 45.
man