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die Deutschordens-Herren für die Steuerfreiheit ihrer alten Güter zahlen
mussten. Zum Brückenvermögen, welches bis ins XVI. Jahrhundert als
gesonderte städtische Nebenkasse geführt wurde, zählte zweifellos auch die
Hälfte des Ertrags der königlichen Münze, welche Heinrich VII. 1285 ge-
schenkt batte; vielleicht floss auch ein Theil des 1310 zuerst erwähnten
kaiserlichen Zolles an der Brücke ihm zu. Die Verwaltung dieses Ver-
mögens, welches 1409 etwa 250 Pfund Heller jährliche Einnahme hatte
und 1421 in der Lage war, der Stadt Mainz 1000 Gülden zu leihen, und
damit die Sorge für Bau und Unterhaltung der Brücke lag den drei vom
Rathe dazu verordneten Brückenmeistern ob; der erste derselben wird
1323 erwähnt. *)
Von den Schicksalen der Brücke im XIII. Jahrhundert ist nichts
weiter bekannt, als dass nach Lersner im August 1276 das Hochwasser
die „steinerne" Brücke „ruiniret" habe; auch für diese Angabe fehlt die
Quelle. Sie interessiert weniger durch die Erwähnung der beinahe selbst-
verständlichen öfteren Beschädigung durch Hochwasser als durch die
bestimmte Angabe, dass die Brücke damals von Stein gewesen sei.
Ursprünglich war wohl die ganze Brücke von Holz. Lange wird
dieser Zustand nicht gedauert haben; denn jedes Hochwasser, zumal an
der durch die Strömung so stark gefährdeten Stelle, drohte einer Holz-
brücke Vernichtung. Wenn das königliche Privileg von 1235 von „quedam
pile medie" spricht, die damals zerstört wurden, so können darunter steinerne
Pfeiler verstanden werden. Da die Brücke im XIV. Jahrhundert bald
die hölzerne, bald die steinerne genannt wird, lässt sich annehmen, dass
sie zum Theil aus Holz, zum Theil aus Stein bestand, wie dies später
thatsächlich der Fall war. Früher wird das Holz-, später das Steinmaterial
vorwiegend zur Verwendung gekommen sein. Die zahlreichen Einträge
über Arbeiten an der Brücke, welche die mittelalterlichen Rechenmeister-,
Baumeister- und Bürgermeister-Bücher enthalten, sind so knapp gefasst,
dass sich aus ihnen nur selten Klarheit über die vorgenommenen Arbeiten
gewinnen lässt; besondere Rechnungsablagen der Brückenbaumeister liegen
nur aus den Jahren 1394 und 1419—1421 vor, sind aber nur für die
letzteren Jahre ergiebiger.
Das XIV. Jahrhundert war das bedeutsamste in der Geschichte der
Brücke. Aus dem Jahre 1300 besitzen wir eine von 15 italienischen, am
päpstlichen Hote weilenden Bischöfen ausgestellte Urkunde, in welcher
allen denen, die etwas zum Bau der Brücke beisteuern, Ablass zugesicliert

1) Vgl. darüber Bücher, Der öffentliche Haushalt der Stadt Frankfurt im Mittel-
alter in der Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft Bd. V, 11.
2) Stadtarchiv Mgh E 17 Nr. 2a und 4. Ausserdem enthält das Baumeister-Buch
1396—1397 als Anhang eine gesonderte Abrechnung über grössere Zimmerarbeiten,
die in den ersten Monaten 1397 unter Meister Volmar an der Brücke vorgenommen
wurden.
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