Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
: 260 '

Nachen bewirkt, durch die Errichtung einer ständigen Brücke in andere
Bahnen gewiesen wurde, lässt sich nicht feststellen. Eine Urkunde aus
dem Jahre 1222 ohne Tagesdatum gedenkt zuerst einer Brücke: sie erwähnt
„arearn quandam apud pontem sitam summis piscatoribus pertinentem";
eine zweite Urkunde nennt „doinum nostram, quam apud pontem edih-
cavimus". Beide Male ist von der Brücke schlechthin die Bede; aus dem
Fehlen des Beiwortes „neue" darf geschlossen werden, dass die Brücke
damals schon längere Zeit bestanden hat. Der ältere Lersner behauptet,
sie sei 1035 von Holz gebaut worden und habe mehrfach, zumal 1192
durch Hochwasser gelitten; für diese Angaben fehlt jegliche urkundliche
oder chronikalische Unterlage, aber nicht die Wahrscheinlichkeit. *) Die
erste Urkunde über die Brücke selbst, die sie nicht blos gelegentlich
nennt, ist das Privileg König Heinrichs VII. vom 10. Mai 1235. Nach
dessen Wortlaut hatte das plötzlich eingetretene Hochwasser die Brücke
einige Male an einzelnen Theilen zerstört, so dass sie schliesslich ganz
zusammenfiel, da einige Pfeiler in der Mitte zerstört waren; zum Zwecke
der Wiederherstellung und ferneren baulichen Unterhaltung gestattet der
König der Stadt, den halben Ertrag seiner Münze in Frankfurt und das
nöthige Holz aus den benachbarten königlichen Waldungen für immer zu
verwenden. Damit hatte der König, der damals in Frankfurt weilte und
sich offenbar selbst von der Zerstörung der Brücke überzeugt hatte, nicht
nur für den Bau, sondern auch für die zukünftige Instandhaltung des
Werkes gesorgt, das dem Herrscher ebenso wichtig und nötliig erschien
wie den Bürgern der ihm treu ergebenen Stadt. Diese Stiftung für die
Brückenfabrik liess sich die Stadt 1257 von König Richard in vollem
Umfange bestätigen.
Aber nicht nur öffentliche Mittel wurden für die Unterhaltung der
Brücke aufgewendet. Schon im XIII. Jahrhundert erwuchs der Fabrik,
dem'Baufond der Brücke, ein eigenes Vermögen aus privaten Schenkungen,
in denen die mittelalterliche Anschauung ein Gott wohlgefälliges Werk
sah. Die erste derselben, die uns bekannt ist, war die Schenkung von
jährlich zwei solidi levis monete, welche Wicker an der Brücke aus dem
Geschlechte der von Ovenbach und dessen Gattin Gisela 1270 der Brücke
vermachten; zweifellos zu einem schon bestehenden, vielleicht bei Er-
bauung der Brücke errichteten Fond zur Unterhaltung. Während Private
dieses Brückenvermögen durch Stiftungen und Vermächtnisse an Zinsen
und Renten, wenn auch von geringem Betrage, mehrten, wies ihm auch
die Stadt bestimmte jährliche Einkünfte zu; so 1287 10 Kölnische Schillinge,
welche die Antoniter an Martini als Gebühr für ihre Aufnahme ins Bürger-
recht zu entrichten hatten, und 1291 2 Mark Kölnische Denare, welche

0 Grotcfends Bestimmung auf die Mitte des XII. Jahrhunderts beruht zwar
auf schwachen Füssen, mag aber aus-anderen Gründen der Wahrheit nahe kommen;
vgl. Berichte des Freien Deutschen Hochstifts 1882—1883 8. 33.
 
Annotationen