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Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Editor]; Wolff, Carl [Oth.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 2): Weltliche Bauten — Frankfurt a. M., 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.25632#0484
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' 413

in seiner Begleitschrift die Ranmeintheilung des „Corps de Logis" als
etwas Neues darstellt.
Hieraus geht hervor, dass die älteren Skizzen von dem neuen Ent-
würfe vollkommen verschieden waren. Do Cotte gab demselben durch
Anwendung von wirkungsvollen Motiven in Grund- und Aufriss ein indivi-
duelles/) vornehmes Gepräge, so dass er von jenen Skizzen kaum mehr
etwas enthielt, und von einer blossen Revision derselben nicht die Rede
sein kannA)
Die bei einem Vergleiche der Entwürfe de Cottes Fig. 383 ^ und
383 ^ mit der wirklichen Ausführung Fig. 384 und 385 sich ergebenden
Verschiedenheiten/) welche sich indessen nicht auf die Gesammterscheinung
des Baues erstrecken, lassen vermutlren, dass de Cotte die gesandten Bläue,
welche er selbst für nur vorläußge erklärt, später noch einmal durch-
gearbeitet hat. Für weitere Lieferung von Bauplänen durch de Cotte
sprechen auch zwei Kostenanschläge bei den Regensburger Akten, welche,
leider ohne Datum, Ort und Unterschrift, der Handschrift nach zweifellos
aus dem Atelier de Cottes stammen und vielleicht Theile eines später
verfassten „Memoire instructif" sind. Da dieselben das vorher abgedruckte
Memoire ergänzen, so seien sie hier ebenfalls wiedergegeben.

*) -Interessant ist ein Vergleich zwischen der Hofansicht des bischöflichen
Palais' zu Strassburg, welches ebenfalls von de Cotte entworfen wurde, und der
Strassenfront des Tliurn und Taxisschcn Palais', Fig. 88G. Das bischöfliche Palais
wurde 1728- 1741, seit 1781 durch Massol ausgeführt. Vgl. Gurlitt, Geschichte des
Barockstiles S. 254 und Abb. 78. Beiden Facaden liegt dasselbe Motiv des Verbindungs-
baues zwischen den Pavillons, und des von Doppelsäulen flankierten Hauptportals
zu Grunde.
2) Vgl. Dohme, Geschichte der deutschen Baukunst (Berlin 1887): „Genauen
Anschluss an die Plandisposition etc. bietet beispielshalber das Turn und Taxisclie
Palais in Frankfurt in den Formen der Regence (erbaut um 1780 von dem Venezianer
dell' Opera nach Plänen, die Robert de Cotte zur Revision Vorlagen)."
3) Die linke Seite des nördlichen, länglichen Nebenbofcs wird in 'Wirklichkeit
von der Brandmauer, auf der Skizze von einem Gebäudetheil gebildet. Die Räume im
Erdgeschosse des südlichen Flügelbaues sind gegen den Nebenhof hin geschlossen,
während sie auf der Skizze als offene Remisen gedacht sind. Die Gartenfaeade hat
auf der rechten Seite sieben Fensterachsen, am Bau dagegen acht. Dies erklärt sich
daraus, dass der Flügel, dessen Front an der Kleinen Eschenheimer Gasse steht, erst,
nachdem der Bau schon begonnen, geplant und der Grund dazu angekauft wurde.
Neben den dreiachsigen Risaliten der Strassenfront sind abweichend je drei Achsen
symmetrisch angeordnet. Die Verbindung- zwischen dem südlichen Nebenhofe und
dem Stallungshofe ist durch schräg-gestellte Wände etwas mehr hervorgehoben. Die
Kapelle befand sich, im Gegensätze zur Skizze, im ersten Obergeschoss und zwar in
dem südlich am Vestibüle liegenden Saale. Der praktische Durchgang vom Speise-
zimmer des Erdgeschosses nach dem Vorsaale ist nicht ausgeführt worden. Beim
Stall fehlt hauptsächlich das in der Mitte vorgeschobene Treppenhaus. Die Lage der
Treppen im Hauptbau und in den Flügelbauten stimmen jedoch mit der Ausführung
überein. Statt des Gartentempels ist ein Wandspringbrunnen geplant.
 
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