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Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Hrsg.]; Wolff, Carl [Bearb.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 2): Weltliche Bauten — Frankfurt a. M., 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.25632#0505
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theilte am 29. September der Stadtverordneten-Versammlung ein Schreiben
des Staatssekretärs des Reichs-Postamts mit, ans welchem hervorgeht, dass
die grossen Schwierigkeiten, welche daraus entstanden, der Reichs-Post-
verwaltung einen ausreichenden und geeigneten Ersatz durch andere
Grundstücke zu gewähren, die Erörterungen bis jetzt zu keinem Er-
gebnis gelangen Hessen, und dass sich die Reichs-Postverwaltung hin-
sichtlich der baulichen Verwendung des Grundstückes in erster Linie von
dienstlichen Rücksichten wird leiten lassen müssen.
Möge sie wenigstens an dem stolzen Fürstenpalaste erhalten, was
erhalten werden kann!

Das Thum und Taxissche Palais ist in seiner Grundrissvertheilung
durchaus den französischen Hotels vom Ende des XVII. und Anfänge
des XVIII. Jahrhunderts, wie sie sich unter Levau, Lassurance und
Delamaire entwickelt hatten, nachgebildet.
Die zweigeschossige, mit Mansardenstock versehene Baumasse um-
schliesst, abgesehen von den besonders untergebrachten Stallungen, auf
drei Seiten einen sich nach der Strasse öffnenden, rechtwinkligen Hof
(Fig. 384). Um die fürstliche Wohnung von dem Lärm der Strasse
möglichst fern zu halten, ist der Hauptbau in den Hintergrund dieses
Hofes verlegt und richtet seine von einer Kuppel bekrönte Hauptfront
nach dem Garten. Daran lehnen sich rechtwinklig die beiden, haupt-
sächlich für das Gefolge und die Dienerschaft bestimmten und im Erd-
geschoss die Wirthschaftsräume enthaltenden Flügelbauten. Dieselben
endigen an der Strasse in Pavillons, welche durch einen einstöckigen,
mittelst zweier viertelkreisförmiger Wände nach dem Hofe zu eingerückten,
oben in seiner ganzen Ausdehnung eine Terrasse tragenden Bau, in dessen
Mittelachse das Hauptporial liegt, mit einander verbunden sind. Der Hof
wird dadurch auf wirksame Weise nach vorne abgeschlossen, ohne dass
der Einblick auf die Flügelbauten von der Strasse aus behindert ist.
Das ganze Gebäude ist massiv aus Bruchsteinen aufgeführt; die
Architekturtheile sind aus rothem Mainsandsteine und die dazwischen
liegenden Mauerflächen glatt geputzt.
Die Faoade an der Grossen Eschenheimer-Gasse (Fig. 386) ist schlicht
gehalten. Die Pavillons haben eine Front von je fünf Fenstern, welche
ein einfaches Rahmenproßl mit Stichbogen und glatten Schlusssteinen
zeigen. Zum Pavillon auf der rechten Seite kommen noch zwei Fenster-
achsen hinzu. Entsprechend der Breite der Flügelbauten sind drei Achsen
eines jeden Pavillons zu einem wenig vorspringenden Risalit vereinigt.
Die Ecken des letzteren werden von flachen, glatt gequaderten Lisenen
gebildet, welche von dem vorspringenden Gurtgesims durchschnitten
werden und das Hauptgesims tragen (Fig. 390). Dieses ist in dem Sinne,
wie Alberti und Palladio das Gebälk der jonischen Ordnung der Römer
 
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