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in allen benutzten Archivalien befindet sich davon keinerlei Andeutung.
Wir dürfen indessen in diesem Falle den, erfahrungsgemäss nicht immer
sicheren Angaben bei Hüsgen Glauben schenken, da die Drucklegung
des „Magazins" in das Jahr 1790, nämlich mitten in die Bauzeit des
Schweitzerschen Palastes fällt, welche Hüsgen miterlebte; er hatte daher
wohl Gelegenheit, sich über die Einzelheiten genau zu erkundigen. Die
Frage, wie weit Pigage mit Plänen am Baue betheiligt war, wird weiter
unten noch erörtert werden. Zunächst ist es nothwendig, seine Anwesen-
heit bei Gelegenheit der Verhandlungen über den Neubau der Paulskirche
aktenmässigi) näher festzustellen.
Pigage erhielt am 1. Februar 1787 vom Rathe eine Aufforderung
und verspricht am 10. Februar zu kommen. Darauf bittet ihn der Rath,
erst am 26. desselben Monats zu kommen. Pigage antwortet darauf in
einem französischen Schreiben, datiert aus Schwetzingen am 13. Februar.
Am 8. März 1787 zeigt Pigage auf dem Frankfurter Bau-Amte seinen
eigenen Entwurf, den er in Frankfurt angefertigt hatte, vor; er wollte
den „nächsten Sonntag" nach Mannheim zurück. Vor dem Magistrate sagte
er unter Anderem aus, „dass der hiesige Stadtbaumeister ein gescheidter
Mann in der Baukunst sei und viele praktische Kenntnisse besitze, dabei
habe er zu erinnern, dass er einen Zimmer-Gesellen namens Fuss vom
Baumeister zum Zeichnen erhalten, welcher viele Wissenschaft besitze,
und wollte er anrathen, diesen Menschen hier beizubehalten". Am 9. März
bittet er, „seinem Amanuensi, welcher die hier entworfenen Risse ge-
zeichnet, einige Louisd'or.... zuzustellen". Durch ein Senatsdekret vom
7. März wurde Pigage aufgefordert, „er solle auch noch öfters deshalb
von Mannheim herüberkommen". Es ist wahrscheinlich, dass Pigage dann
nochmals Ende Mai in Frankfurt war.
Schon am 12. Mai 1786 hatte Schweitzer mit dem Besitzer des auf
der Ostseite des Viehhofes anstossenden Darmstädter Hofes,dem Land-
grafen von Hessen, ein Uebereinkommen wegen der Brandmauer er-
Werk des menschlichen Geistes; wo sie sich also nicht in angemessener Grösse zeigt,
da mangelts an Einsicht am Beutel, oder der Riss-Fabrikant ist ein elender Tropf.
Weder ein noch anderes kann hier zum Vorwurf dienen; der grosse Geschmack hat
sein Siegel darauf gedrückt; der kleine Geschmack rede, was er wolle."
*) Akten des Rathes Ugb A 80 No. 1 über die Niederlegung der Barfüsser-
Kirche und den Neubau 1782—1813.
2) Seit 1786 Hess; gemeint ist hier aber der alte, am 20. Dezember 1785 entlassene
Liebhardt (vgl- oben S. 166, Anm. 8). Pigage fällt über den letzteren ein sehr günstiges
Urtheil. In einem Briefe vom 80. März 1787, in welchem er sich sehr beklagt, dass
man seine (Pigage's) Pläne verworfen habe, setzt er seiner Darstellung, dass das von
Liehhardt geplante Hängewerk nicht bestehen könne, hinzu: er sei trotzdem von der
„Geschicklichkeit des Bau-Meister Liebhardts so vollkommen überzeugt, dass er solchen
in seiner Kunst nicht nur hier, sondern in ganz Deutschland für den Geschicktesten
halte".
s) Vgl. über dessen Bau Bd. II, 8. 455-466.
in allen benutzten Archivalien befindet sich davon keinerlei Andeutung.
Wir dürfen indessen in diesem Falle den, erfahrungsgemäss nicht immer
sicheren Angaben bei Hüsgen Glauben schenken, da die Drucklegung
des „Magazins" in das Jahr 1790, nämlich mitten in die Bauzeit des
Schweitzerschen Palastes fällt, welche Hüsgen miterlebte; er hatte daher
wohl Gelegenheit, sich über die Einzelheiten genau zu erkundigen. Die
Frage, wie weit Pigage mit Plänen am Baue betheiligt war, wird weiter
unten noch erörtert werden. Zunächst ist es nothwendig, seine Anwesen-
heit bei Gelegenheit der Verhandlungen über den Neubau der Paulskirche
aktenmässigi) näher festzustellen.
Pigage erhielt am 1. Februar 1787 vom Rathe eine Aufforderung
und verspricht am 10. Februar zu kommen. Darauf bittet ihn der Rath,
erst am 26. desselben Monats zu kommen. Pigage antwortet darauf in
einem französischen Schreiben, datiert aus Schwetzingen am 13. Februar.
Am 8. März 1787 zeigt Pigage auf dem Frankfurter Bau-Amte seinen
eigenen Entwurf, den er in Frankfurt angefertigt hatte, vor; er wollte
den „nächsten Sonntag" nach Mannheim zurück. Vor dem Magistrate sagte
er unter Anderem aus, „dass der hiesige Stadtbaumeister ein gescheidter
Mann in der Baukunst sei und viele praktische Kenntnisse besitze, dabei
habe er zu erinnern, dass er einen Zimmer-Gesellen namens Fuss vom
Baumeister zum Zeichnen erhalten, welcher viele Wissenschaft besitze,
und wollte er anrathen, diesen Menschen hier beizubehalten". Am 9. März
bittet er, „seinem Amanuensi, welcher die hier entworfenen Risse ge-
zeichnet, einige Louisd'or.... zuzustellen". Durch ein Senatsdekret vom
7. März wurde Pigage aufgefordert, „er solle auch noch öfters deshalb
von Mannheim herüberkommen". Es ist wahrscheinlich, dass Pigage dann
nochmals Ende Mai in Frankfurt war.
Schon am 12. Mai 1786 hatte Schweitzer mit dem Besitzer des auf
der Ostseite des Viehhofes anstossenden Darmstädter Hofes,dem Land-
grafen von Hessen, ein Uebereinkommen wegen der Brandmauer er-
Werk des menschlichen Geistes; wo sie sich also nicht in angemessener Grösse zeigt,
da mangelts an Einsicht am Beutel, oder der Riss-Fabrikant ist ein elender Tropf.
Weder ein noch anderes kann hier zum Vorwurf dienen; der grosse Geschmack hat
sein Siegel darauf gedrückt; der kleine Geschmack rede, was er wolle."
*) Akten des Rathes Ugb A 80 No. 1 über die Niederlegung der Barfüsser-
Kirche und den Neubau 1782—1813.
2) Seit 1786 Hess; gemeint ist hier aber der alte, am 20. Dezember 1785 entlassene
Liebhardt (vgl- oben S. 166, Anm. 8). Pigage fällt über den letzteren ein sehr günstiges
Urtheil. In einem Briefe vom 80. März 1787, in welchem er sich sehr beklagt, dass
man seine (Pigage's) Pläne verworfen habe, setzt er seiner Darstellung, dass das von
Liehhardt geplante Hängewerk nicht bestehen könne, hinzu: er sei trotzdem von der
„Geschicklichkeit des Bau-Meister Liebhardts so vollkommen überzeugt, dass er solchen
in seiner Kunst nicht nur hier, sondern in ganz Deutschland für den Geschicktesten
halte".
s) Vgl. über dessen Bau Bd. II, 8. 455-466.