Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste — 2.1757

DOI issue:
Anhang zu dem ersten und zweyten Bande
DOI article:
Cronegk, Johann Friedrich von: Codrus
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.63469#0496
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

IO Codrus.
Der Iungfraun heilig Volk, der Priesterinnen Schaar
Lief mit entblöster Brust und mit zerstreutem Haar;
Sie suchten sich umsonst der Mordsucht zu verhehlen,
Und seufzend und erzürnt entflohn die reinen Seelen.
Die Greise sah ich dort von Wehr und Kraft beraubt,
Und hin im blut'gen Staub sank ihr ehrwürd'ges Haupt.
Erstaunend sah ich es, ich sah die Mauern sinken,
Ich sah die Pallas selbst mir aus den Flammen winken.
Ich stürzte mich beherzt in ihres Tempels Brand,
Die Göttin» zog mich hin, und nahm mich bey der Hand.
Der Flammen Glanz vergieng, da schnell vor meinem
Blicke
Mein Traum entfloh; nur blieb sein Schrecken mir zu-
rücke.
Nileus.
O Pallas, wende du des Schreckens Ahndung ab!
Codrus.
Ist Arbas noch nicht hier, dem ich Befehle gab,
Den Götter Spruch Apolls in Delphos zu befragen:
Schon lang erwart ich ihn.
Nileus.
Artander ist geschlagen.
Und Doris, das nunmehr den Frieden selbst verlangt,
Laßt alle Wege frey. Doch daß er angelangt,
Ist keinem noch bewußt.
Codrus.
Wo muß er doch verziehen?
Es kann vielleicht die Nacht der Ungewißheit fliehen,
Die meine Seele quält. Es wird Athen vielleicht
Durch diesen Götterspruch sein Schicksal angezeigt.
Nileus.
 
Annotationen