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Bilz, Friedrich Eduard
Das neue Naturheilverfahren: Lehr- und Nachschlagebuch der naturgemäßen Heilweise und Gesundheitspflege — Leipzig, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.38053#1708
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1626 Ganzwaſchungen.

Im entgegengeſetzten Falle müſſen entweder genügend dicke Unterlagen
vorhanden ſein oder das Waſchgefäß muß das abträufelnde Waſſer auf-
fangen.)

Es iſt nicht rätlich, daß ein Patient unmittelbar nach der Abwaſchung
ſich ankleidet und in ruhiger Haltung im Zimmer bleibt. Mindeſtens iſt
Bewegung im geſchloſſenen Raunie erforderlich. Empfindliche und ſchwächliche
Patienten thun aber beſſer, wenn ſie nach einex Ganzabwaſchung wenigſtens
auf kurze Zeit ſich zu Bett begeben, um nach der normalen Exwärmung
dasſelbe wieder zu verlaſſen. Schwindſüchtige und entkräftete Kranke, bei
welchen mit 26 bis 28° R. Waſſer begonnen werden kann, um nach und nach
zurück zu gehen, dürfen ſich auf keinen Fall ſelbſt bedienen, ſondern es
muß die Abwaſchung von einer anderen Perſon vorgenommen werden, um
Erregung, Herzklopfen ꝛc. vorzubeugen.

Auch iſt es beſſer, wenn man hier mit Füßen und Beinen beginnt
und dann erft den übrigen Körper in Angriff nimmt.

Jeder Körperteil muß gleich nach dem Abwaſchen mehr oder weniger
trocken gerieben und ſofort wieder bedeckt werden.

Waſchungen nach Kneipp. Es giebt Ganz- und Teilwaſchungen.
Bei jeder Waſchung kommt es darauf an, daß in einer, höchſtens? Minuten
alles vorüber iſt. Ein grobes Handtuch wird in kaltes Waſſer getaucht,
Bruſt, Unterleib, Rücken, endlich Beine, Arme und Füße ſchnell benäßt,
raſch angekleidet und für Wiedererwärmung am heſten durch Bewegung
im Freien geſorgt. Wer an Wärmemangel leidet, kann ſich morgens beim
Aufflehen in oben beſchriebener Weiſe abwaſchen und dann nochmals 1/, oder
1/ Stunde ins Bett zurückgehen, um gehörig warm und trocken zu werden.
Abtrocknen giebt's nie. In der Frühe iſt die Abwaſchung immer am beſten
angebracht; doch kann ſie auch zů jeder andern beliebigen Stunde und auch
vor dem Schläfengehen geſchehen. Jene aber, welche durch abendliche
Waſchungen zu ſehr aufgeregt werden, thun es am beſten früh. Andere
hingegen! die ſchlaflos find, werden oft oͤurch eine Ganzwaſchung den er-
fehuͤten Schlaf finden. Man vergeſſe nicht, auch die Fußſohlen zu benetzen;
ein Frottieten und Reiben iſt durchaus nicht nötig, ebenſowenig wie das
Kneten und Maſſieren. Wer zur kühleren Jahreszeit woͤchentlich 2 oder 3
Ganzwaſchungen macht, im Sommer täglich, kraͤftigt ſein Blut- und Nerven-
leben, erhöht den Stoffwechſel durch gute Verdauungsthätigkeit und erſtarlt
ſeine Naturkraft, die ihm über Unpaͤßlichkeiten leicht hinweghilft und vor
Anſteckung und Seuchen ſicher bewahrt. Jeder, auch der Schwexkranke ver-
trägt in der Fieberglut und ſelbſt in den letzten Stunden ſeines Lebens
dieſe einfache kühlende Waſſeranwendung, und wer je einem Sterbenden

*) Kleine, ſonſt gefunde Kinder werden gewöhnlich gleich völlig entkleidet auf ein
über den Tiſch ausgebreitetes Bett (auf welches ein Betttuch oder einige Windeln, um
das Bett nicht zu benäffen, zu legen ſind) gelegt und dann zuerſt Geſicht, Kopf, Dals,
Bruſt, beide Beine und dann der Rücken Hinter einander gewaſchen, gut abgetrocknet bez.
trocken gerieben (edoch die Empfindlichkeit der Kleinen berückſichtigend

Kuch find bei Meinen Kindern jedesmal die Falten zwiſchen den inneren Ober-
ſchenkeln und den Schamteilen gut auszuwaſchen und gut trocken abzutupfen (nicht retbem,
um einem Wundwerden vorzubeugen.
 
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