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Grommelt, Carl; Mertens, Christine
Bau- und Kunstdenkmäler des Deutschen Ostens (Band 5): Das Dohnasche Schloss Schlobitten in Ostpreussen — Stuttgart: Kohlhammer, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.48962#0081
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gerer Wirkung angelegt worden sein. Und vom Gartensaal aus im Ostflügel erreichte man
sicher eine schattenspendende Anlage, die für hochsommerliche Temperatur gedacht war.
Aus dem, was König Friedrich Wilhelm III. bei seinem Besuch in Schlobitten von der
Bibliothek her sah (vgl. S. 60), darf geschlossen werden, daß östlich vor ihr und dem
Gartensaal eine Terrassierung bestand, teils im Niveau des einen, teils in dem des anderen
Raumes. Vor der Außenfront des Westflügels aber blieb kein Platz mehr für Gartenkunst.
Der spezielle Nutzgarten, der solange noch am Schloß lag, wurde weitab neu geschaffen.
Der Plan für den zweiten Abschnitt, das „Projekt zum Schlobittischen Garten auf der
Höhe des Roßgartens", verdient eine ausführliche Darlegung um so mehr, als an Original-
entwürfen bedeutender ostpreußischer Landhausgärten jener Zeit nur sehr wenige gezeigt
werden können, und der hiesige wohl als der Früheste erhalten geblieben ist.
Broebes greift weit in die Umgebung hinaus. Das so nahe liegende Wasser beteiligt er,
ganz im Sinne barocker Gepflogenheit, als belebendes Element der Gartenkunst wesentlich
mehr, als bisher erwogen war. Es wird in reguläre Formen gefaßt und zeigt sich zur
Mehrung der mannigfachen Reize eines Gartens in einigen „Wasserkünsten", wenn auch
nur sparsam in Anbetracht der im Lande bestehenden Witterungsverhältnisse. In Be-
folgung der neuen, hauptsächlichen Gestaltungsregel läßt Broebes eine beherrschende
Raumstraße als Hauptachse zentral vom Schloß her, möglichst unendlich erscheinend, vor-
stoßen und schließlich in die freie Landschaft auslaufen.
Der erste Abschnitt des Gartens, das Parterre am Hause, endet mit einem Kanal in
ganzer Breite, dessen Wasserspiegel zwischen starken Böschungen vertieft liegt und so die
räumliche Wirkung des Gartens begünstigt; davor eine niedere Hecke und darüber hinweg
im Achsenverlauf eine Brücke. Dahinter bleibt noch Platz für die Auffahrt zu dem oberen
Parterre, das sich als zweites durch Planierung der ansteigenden Höhe des Roßgartens aus
der Bodengesetzlichkeit ergibt. Zwei seitlich angelegte Rampen, mit Wagen befahrbar, füh-
ren da hinauf. Eine Balustrade ist nicht verzeichnet. Die Aussicht von der Schloßterrasse
sollte, wie Alexander ausdrücklich forderte, nicht behindert werden (Anm. 21, 1). In der
Mitte der Futtermauer und damit im Zuge der Raumachse beabsichtigte Broebes eine be-
sondere Betonung. Seine Überlegung dafür ist im Plan noch unfertig. Man sieht es an der
Leere, die in der Einzeichnung zum Ausdruck kommt. Er hat dazu später den Entwurf
einer Grotte geliefert99.
Im zweiten, dem oberen Gartenteil, besteht der Achse nach eine Gliederung der Fläche
in drei Abschnitte. Zunächst sieht man links und rechts der Mittellinie je ein ornamental
und koloristisch geziertes Blumenteppichbeet, welches in das allgemeine Niveau ein-
gesenkt ist. In der Mitte aber erhebt sich bis dahin wieder eine kreisrunde Anlage, die
von einer achteckigen Anböschung, von Taxusbäumchen gekrönt, eingefaßt ist. Es handelt
sich anscheinend um eine Fontaine, zum mindesten eine Bildhauerarbeit. Die umgebenden,
mit bewegten Konturen aufgeteilten Beete muß man sich von Buchs umrandet denken.
Als zweiter Abschnitt hier oben folgen nach Süden hin, auch wieder paarweise, Rasen-
stücke, die sich aus acht geometrischen, von niederen Hecken begrenzten Flächen zu einer
Kreuzform zusammenschließen, welche man durchqueren kann. In die Hecken sind wie
Kerzen Stämmchen gesetzt. Auf erhabenem Rund in der Mitte steht eine Plastik. Als
drittes Feld beiderseits der Raumachse bringt das Projekt Bosketts in streng regulärer

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