Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Sommer, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 1): Die Kreise Zeitz, Langensalza, Weissenfels, Mühlhausen und Sangerhausen — 1882

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.41153#0076
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
58

Ivreis Zeitz.

Kirche zu S. Nicolaus. Sie kommt in Urkunden von 1140 und 1147 vor und
nachdem sie abgebrannt war, wurde sie von dem Domherrn Nicolaus von Zangen-
berg von Neuem erbaut. Als sie anfing baufällig zu werden, wählte man die
Schlosskirche zur ausschliesslichen Pfarrkirche der Unterstadt, und trug sie in
den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts ganz ab. Die kleine Bibliothek der-
selben wanderte in die Schlosskirche, die beiden grösseren Glocken von 1576 und
1685 wurden nach Haynsburg verkauft, wo sie noch sind; die kleinste kam nach
der Mühle in Göbitz. — M. Johann Zader, der Naumburg-Zeitzische Chronist, war
1647 —1655 bis zu seiner Versetzung an den Dom zu Naumburg Pfarrer an der
Nicolaikirche.
Capelle der Maria Magdalena. Sie stand am Wendischen Thor, wird bereits
1278 urkundlich erwähnt und war Anfangs des 16. Jahrhunderts noch vorhanden,
wurde aber 1665 an einen Privatmann verkauft.
Capelle zu S. Martin. Sie bestand bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, und
lag dicht am Kalkthor, wo noch jetzt ein Best von ihr zu sehen ist. Schon 1550
war sie an einen Bürger verkauft worden.
Profangebäude.
Unter den Profanbauten tritt als wichtigster das Rathhaus hervor, welches
zuerst 1322 urkundlich erwähnt wird. Es wurde 1429 durch die Hussiten zerstört.
Der ohne Zweifel wieder hergestellte Bau konnte erst fast 100 Jahre später durch
einen Neubau ersetzt werden, der nach Thamm’s Chronik 1505 bis 1509 erfolgte.
Ein .Steinmetz aus Altenburg, Namens Seebald Woltstein, war der ausführende
Baumeister, weicherauch die fünf verzierten Giebel aus angenagelten Ziegel-Maass-
werken, die Giebelchen und Wimbergen anbrachte. Das Rathhaus bietet wegen
der unregelmässig vertheilten viereckigen gedrückten Fenster keine baukünstlerische
Erscheinung; überdies sind die Seitengiebel von den Nachbargebäuden zum Th eil
verbaut. Der Eingang wird durch eine zweischenkliche, erst in diesem Jahrhundert
lungebaute massive Treppe vermittelt.
Dem Rathhaus gegenüber liegt das ehemalige- Kaufhaus oder Gewandhaus
(urkdl. erst Ende des 15. Jahrhunderts genannt). Im Jahre 1835 wurde es zu
Schulzwecken umgebaut, und die Parterre-Gewölbe wurden an Kaufleute ver-
miethet. Auf dem Thünnchen sind zwei Glocken für die Stadtuhr, deren eine
1580 Eckhardt Kuchen aus Erfurt gegossen hat.
Die Häuser der Privatleute sind fortlaufenden Veränderungen unterworfen,
zumal, wenn auch die Besitzer wechseln; nur die Häuser reicherer Patrizier-
Familien mögen durch mehrere Jahrhunderte sich im "Wesentlichen um so weniger
verändert haben, als sie ursprünglich solide und zweckmässig gebaut waren; daher
noch manch im Zopfstil ausgeführter Giebel, manche Rund- und Spitzbogenthür
mit Hausmarken und Emblemen zu sehen ist, deren alljährlich aber immer weniger
werden. Zwei eigenthümliche Hausmarken mit Jahreszahl sind in den Fig. 46
und 47 abgebildet.
Ein wichtiges Bauwerk für Zeitz ist die Elster brücke, die sogenannte
Aubrücke, als einziger fahrbarer Uebergang über den oft angeschwollenen Fluss.
Bis zum Jahre 1535 war sie nur aus PIolz construirt; von diesem Zeitpunkte ab
existirt indessen eine in fünf Bogen gewölbte massive Brücke, früher mit hohen,
 
Annotationen