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L Kirchliche Gebäude. — 3. D. Der Barthoiomausthurm.
Hauses berichtigt wurden, wozu Graf Heinrich von Gleichen XII. Kid. Octbr.
(22. Sept.) ej. a. seinen lehnsherrlichen Consens ertheilt. (Hothwendige Gegen-
anzeige d. Raths zu Erf. 1647. Beil. 0. Falkenstein, Chron. II, 2, S. 917 — 919).
Bei dem grossen Brande von 1291 wurde die Bartholomäuskirche zerstört
(Chron. S. Petr. p. 126). Die Wiederherstellung erfolgte noch in den letzten Jahren
des 13. Jahrh., der Thurm ward aber erst 1411-—1448 erbaut.
Nach Hogel 1. c. S. 51 und Falkenstein, Hist. S. 35 soll die Kirche von dem
grossen Brande von 1472 mit betroffen sein, doch ist dies sicher unrichtig, wie
denn auch Hogel selbst, da wo er speciell das durch die Feuersbrunst zerstörte
aufführt S. 590—593, Falkenstein bei gleicher Gelegenheit, S. 337, 338 ebenso wie
Stolle 1. c. f. 156 die Bartholomäuskirche nicht erwähnen, und Hartung 1. c. S. 74
noch sonstige Umstände geltend macht, aus denen sich ergiebt, dass die Kirche
unmöglich 1472 abgebraunt sein kann. Dagegen wmiss man, dass diese sich 1476
in einem so bedenklichen baulichen Zustande befunden hat, dass man an ihre
Abtragung denken musste. Doch unterblieb diese, vielmehr wurde die Kirche am
Anfänge des 16. Jahrh. wieder instand gesetzt, insbesondere 1511 eine neue Orgel
von dem Orgelbauer Andreas Egge mann für sie an gefertigt (Der Vertrag bei
Hartung 1. c. S. 75).
1525 kam die Kirche in den Besitz der Evangelischen und es wurde ihre
Gemeinde in die des Barfüsserklosters eingepfarrt; doch ist die erstere erst 1571
ganz für den gottesdienstlichen Gebrauch geschlossen, nachdem bereits 1545 der
Rath die kupferne Bedachung des Thurmes hatte abnehmen und durch einen
Schieferbehang ersetzen lassen (Hogel 1. c. S. 1020).
Bei dem grossen Brande von 1660 wurde die Kirche, aber nicht der Thurm,
zerstört; 1667 und 1668 trug-man die Mauern, soweit sie dem Einsturz drohten,
ab (Möller, Barfüsserkirche S. 67), doch wurde erst 1715 die ganze Ruine nieder-
gelegt und an deren Stelle das Pfarr- und das Diakonatshaus der Barfüsser-
genreinde 1715 — 1717 aufgeführt (ibid. S. 78), die 1876 durch Verkauf in Privat-
besitz übergingen.
Der allein noch erhaltene und wie vorbemerkt, 1411—1448 erbaute Thurm
(Nr. 68) — 1411 wurde der Grundstein gelegt, 1412 der Bau selbst begonnen, der
1448 so weit gediehen war, dass die Glocken aufgebracht werden konnten — ist
spätgothisch. Seine Höhe beträgt bis zur Spitze 35m, mit dieser 55 m, die Dicke
seiner Mauern im Untergeschoss 2 m. Er ist ein schöner von Quadern aufgeführter
Bau, der vier Geschosse enthält, die durch kräftige Kaffgesimse äusserlich ange-
deutet sind. Das unterste Stockwerk, in welchem sich ein zum Nebenhause ge-
höriges Gemach befindet, hat ein mässig grosses spitzbogiges Fenster ohne Mass-
werk. Daneben ist ein grosses dem 15. Jahrh. entstammendes Steinrelief mit dem
am Oelberge betenden Christus und den schlafenden Jüngern, das ein weit vor-
stehender auf zwei kräftigen Konsolen ruhender Rahmen umgiebt. Eine dabei
befindliche Inschrift (Nr. 68) in gothischer Minuskel lautet:
Anno domini mccccxii feria sexta proxima post festum ascensionis
domini incepta est hec structura hujus turris.
Die Mittelgeschosse enthalten nur schmale viereckige Lichtöffnungen, das
oberste dagegen auf jeder Seite ein grosses spitzbogiges Fenster mit reichem Mass-
werk. Darüber ruht eine zierliche, durchbrochene Steingalerie (Nr. 68), aus deren
Kr. Erfurt. 20
L Kirchliche Gebäude. — 3. D. Der Barthoiomausthurm.
Hauses berichtigt wurden, wozu Graf Heinrich von Gleichen XII. Kid. Octbr.
(22. Sept.) ej. a. seinen lehnsherrlichen Consens ertheilt. (Hothwendige Gegen-
anzeige d. Raths zu Erf. 1647. Beil. 0. Falkenstein, Chron. II, 2, S. 917 — 919).
Bei dem grossen Brande von 1291 wurde die Bartholomäuskirche zerstört
(Chron. S. Petr. p. 126). Die Wiederherstellung erfolgte noch in den letzten Jahren
des 13. Jahrh., der Thurm ward aber erst 1411-—1448 erbaut.
Nach Hogel 1. c. S. 51 und Falkenstein, Hist. S. 35 soll die Kirche von dem
grossen Brande von 1472 mit betroffen sein, doch ist dies sicher unrichtig, wie
denn auch Hogel selbst, da wo er speciell das durch die Feuersbrunst zerstörte
aufführt S. 590—593, Falkenstein bei gleicher Gelegenheit, S. 337, 338 ebenso wie
Stolle 1. c. f. 156 die Bartholomäuskirche nicht erwähnen, und Hartung 1. c. S. 74
noch sonstige Umstände geltend macht, aus denen sich ergiebt, dass die Kirche
unmöglich 1472 abgebraunt sein kann. Dagegen wmiss man, dass diese sich 1476
in einem so bedenklichen baulichen Zustande befunden hat, dass man an ihre
Abtragung denken musste. Doch unterblieb diese, vielmehr wurde die Kirche am
Anfänge des 16. Jahrh. wieder instand gesetzt, insbesondere 1511 eine neue Orgel
von dem Orgelbauer Andreas Egge mann für sie an gefertigt (Der Vertrag bei
Hartung 1. c. S. 75).
1525 kam die Kirche in den Besitz der Evangelischen und es wurde ihre
Gemeinde in die des Barfüsserklosters eingepfarrt; doch ist die erstere erst 1571
ganz für den gottesdienstlichen Gebrauch geschlossen, nachdem bereits 1545 der
Rath die kupferne Bedachung des Thurmes hatte abnehmen und durch einen
Schieferbehang ersetzen lassen (Hogel 1. c. S. 1020).
Bei dem grossen Brande von 1660 wurde die Kirche, aber nicht der Thurm,
zerstört; 1667 und 1668 trug-man die Mauern, soweit sie dem Einsturz drohten,
ab (Möller, Barfüsserkirche S. 67), doch wurde erst 1715 die ganze Ruine nieder-
gelegt und an deren Stelle das Pfarr- und das Diakonatshaus der Barfüsser-
genreinde 1715 — 1717 aufgeführt (ibid. S. 78), die 1876 durch Verkauf in Privat-
besitz übergingen.
Der allein noch erhaltene und wie vorbemerkt, 1411—1448 erbaute Thurm
(Nr. 68) — 1411 wurde der Grundstein gelegt, 1412 der Bau selbst begonnen, der
1448 so weit gediehen war, dass die Glocken aufgebracht werden konnten — ist
spätgothisch. Seine Höhe beträgt bis zur Spitze 35m, mit dieser 55 m, die Dicke
seiner Mauern im Untergeschoss 2 m. Er ist ein schöner von Quadern aufgeführter
Bau, der vier Geschosse enthält, die durch kräftige Kaffgesimse äusserlich ange-
deutet sind. Das unterste Stockwerk, in welchem sich ein zum Nebenhause ge-
höriges Gemach befindet, hat ein mässig grosses spitzbogiges Fenster ohne Mass-
werk. Daneben ist ein grosses dem 15. Jahrh. entstammendes Steinrelief mit dem
am Oelberge betenden Christus und den schlafenden Jüngern, das ein weit vor-
stehender auf zwei kräftigen Konsolen ruhender Rahmen umgiebt. Eine dabei
befindliche Inschrift (Nr. 68) in gothischer Minuskel lautet:
Anno domini mccccxii feria sexta proxima post festum ascensionis
domini incepta est hec structura hujus turris.
Die Mittelgeschosse enthalten nur schmale viereckige Lichtöffnungen, das
oberste dagegen auf jeder Seite ein grosses spitzbogiges Fenster mit reichem Mass-
werk. Darüber ruht eine zierliche, durchbrochene Steingalerie (Nr. 68), aus deren
Kr. Erfurt. 20