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Größler, Hermann [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 18): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Mansfelder Gebirgskreises — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25512#0116
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Mansfelder Gebirgskreis.

Falkenstein.Ü
/G/ Ein im Schwabengau bezw. im Halberstädtischen Harzbanne auf waldiger
Höbe, nicht weit von der Burg Anhalt, an der Selbe herrlich gelegenes Schloss,
das zweite dieses Namens. Denn nur wenig aufwärts von dem jetzigen Falken-
stein hegt, ebenfalls an der Selbe, der noch durch Mauertrümmer gekennzeichnete
„alte Falkenstein", die Stätte einer vermutlich von dem Kaiser Heinrich IV.
zur Überwachung der Sachsen am Harzrande erbauten Burg. Nach einer Angabe
des Annalista Saxo wurde diese Burg im Jahre 1115 nach der Schlacht am
Welfesholze, wie auch die Burg zu Wallhausen, von den Sachsen unter Führung
des Herzogs Lothar zerstört, weil von dort aus der kaiserliche Feldhauptmann,
der Graf Hermann von Winzenburg, die Gegner des Kaisers wiederholt belästigt
hatte. (DuxLiuderusadiniuriamHerimanni comitis Yalkenstein et Walehusen
propter latrocinia et predas, que inde bebaut, destruxit.) Seitdem ist von diesem
Falkenstein nicht mehr die Rede; die Bnrgstätte ist also schwerlich je wieder
bebaut worden.
Aber nur wenige Jahre nach Zerstörung des alten Falkensteins wurde bereits
ein neues Schloss desselben Namens etwas unterhalb des alten gegründet. Die
Erbauer des neuen waren die Edlen von Conradsburg, welche bisher auf dem
südlich von Ermsleben gelegenen Schlosse gleiches Namens gehaust hatten und,
wie die Edlen von Hecklingen und Grafen von Plötzke, von Egeno von Heck-
lingen (Kakelinge) abstammten. Egeno der Ältere von Conradsburg, welcher um
den Anfang des 11. Jahrhunderts lebte und ein Enkel Egenos von Hecklingen
war, ist als der Ahnherr der Edlen von Conradsburg zu betrachten. Sein Sohn
Burchard I. beteiligte sich an dem Aufstande der Sachsen gegen den Kaiser
Heinrich IV., was die Erbauung des alten Falkensteins gegen die Sachsen ver-
anlasst haben mag. Diesem Burchard folgte sein Sohn Egeno der Jüngere, welcher
im Jahre 1070 auf dem Reichstage zu Goslar gegen den Baiernherzog Otto von
Nordheim die schwere Anklage erhob, derselbe habe ihn zur Ermordung des
Königs dingen wollen, und sich erbot, die Wahrheit seiner Anklage durch Zwei-
kampf vor dem Könige zu erweisen. Im Jahre 1076 soll er von dem über seine
Räubereien entrüsteten Volke geblendet worden sein; gleichwohl erschlug er
zwischen 1076 und 1086, vermutlich aber nach 1076, den Grafen Adalbert von
Ballenstedt. Ein Sohn dieses Egeno, Burchard II., heiratete die Grätin Bia von
Hillersleben und hinterliess mehrere Söhne, unter denen Burchard III. hervor-
zuheben ist. Dieser bis 1129 in Urkunden erwähnte Burchard von Conradsburg
nennt sich bald so, bald auch Burchard Graf von Valkenstein, zum ersten Male
im Jahre 1120. Man muss daher annehmen, dass schon wenige Jahre nach Zer-
störung des alten Falkensteins Burchard II. von Conradsburg auf dem jetzigen

9 Mit der Geschichte der Grafen von Falkenstein befassen sieb folgende Schriften :
1. Wohlbrück, Geschichtliche Nachrichten von den Grafen v. Valkenstein am Harz (in
v. Ledebur, Allgem. Archiv II, 1 — 60) 1830. 2. Schaumann, Geschichte der Grafen von
Valkenstein am Harz, Berlin, A. Duncker, 1847. 3. v. Ledebur, die Grafen v. Valken-
stein am Harz und ihre Stammgenossen. 1847. 4. v. Heinemann, Noch Einiges zur
Geschichte der Grafen von Valkenstein (in den Neuen Mitteil. IX, 3, 25—53) 1862.
 
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