Falkenstein.
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Falkenstein den Bau eines neuen, von Natur festeren und versteckter, als die
offener liegende Conradsburg, gelegenen Schlosses begonnen und dasselbe nach
dem kurz zuvor zerstörten Falkenstein benannt hat, um es zum künftigen Stamm-
sitze seines Hauses zu erheben. Da sich nun sowohl Burchard 11. wie Burchard III.
wechselnd bald von Conradsburg, bald von Valkenstein nennen und erst seit 1142
der letztere Name der ausschliesslich gebrauchte wird, so darf weiter angenommen
werden, dass in der Zeit von 1118—1140 der Bau des Schlosses Falkenstein statt-
geiunden hat, dass die Edlen von Conradsburg während dieser Zeit teils noch
auf ihrem alten Stammsitze, teils aber auch schon auf dem neuen wohnten, um-
somehr, als um dieselbe Zeit (seit 1120) auf Conradsburg ein Kloster erscheint,
dessen Einrichtung mit dem Neubaue des Schlosses Falkenstein ohne Zweifel
Hand in Hand gegangen ist. Erst mit dem Einzuge des Conradsburgischen
Geschlechts in die vollendete neue Burg Falkenstein und der Mönche in das
vollendete Kloster Conradsburg gewann der neue Name des Geschlechts Dauer.
Dass zur Verlegung des Stammsitzes nach dem Falkenstein die Rücksicht auf die
grössere Festigkeit und die verstecktere, geschütztere Lage der neuen Burg beigetragen
hat, ist sehr wahrscheinlich; der Hauptgrund zur Aufgabe des alten Stammsitzes aber
und zur Verwandlung desselben in ein Benediktinermönchskloster mag die Absicht
Burchards II. gewesen sein, den an dem Grafen Adalbert von Ballenstedt von seinem
Vater Egeno begangenen Mord durch Errichtung einer kirchlichen Stiftung zu sühnen
und zu gleicher Zeit für seine Familie eine Erbbegräbnisstätte herzurichten, ein Umstand,
der es auch erklärlich macht, dass die Grafen von Falkenstein Schirmvögte des
auf ihrer Ahnenburg errichteten Klosters wurden und, so lange ihr Geschlecht
dauerte, gewesen sind. Seit 1155 nennen sich die Angehörigen des Geschlechts
(zuerst Burchard III.) Grafen von Falkenstein. Worauf sich die Annahme des
Grafentitels seitens derselben eigentlich gründet, ist noch nicht mit Sicherheit
ermittelt. Wahrscheinlich stützt sich dieselbe darauf, dass Burchard II. die Graf-
schaft Billingshoch bei Magdeburg, zwischen Elbe, Ohre und Sülze, verwaltete.
Jedesfalls besassen die Edlen, später Grafen von Falkenstein ihre Stammherrschaft
als völlig unabhängiges Allodium, i) Zu derselben gehörten an noch bestehenden
Orten: Ermsleben, Sinsleben, Meisdorf, Molmerschwende, Pansfelde, Wieserode,
Neu-Platendorf, Hohenberg, Conradsburg und doch wohl auch Endorf; an ein-
gegangenen : Esterndorf und Klein-Ermsleben bei Ermsleben, Berlingen bei Sins-
leben, Wertheim bei Meisdorf, Akkenburg, Steilklink, Wiegerode, Düderode, Baue-
rode, Harrebrück, Horbeck, Leine u. a. In ältester Zeit hatte die Grafschaft ver-
mutlich noch grössere Ausdehnung nach Süd westen zu in den Harz hinein, da
nicht nur halb Dankerode auch später noch zu Falkenstein gehörte, sondern es
den Anschein hat, dass auch das Amt Hain ursprünglich zu Falkenstein gehört
hat. Zur Zeit des von 1211—1250 urkundlich erwähnten Grafen Hoyer von
Falkenstein scheint die Grafschaft geteilt worden zu sein, so dass Hoyer den
nördlichen Teil derselben erhielt. Weil aber hier das alte Stammschloss Conrads-
burg in mönchischer Hand war, nahm er — wie es scheint — seinen Hauptsitz
in dem Schlosse zu Ermsleben, welches vielleicht erst er gebaut hat. Dieser
*) Wenn späterhin Stücke derselben als vom Reiche zu Lehen rührend bezeichnet werden,
so erklärt sich das daraus, dass dieselben dem Reiche zuvor zu Lehen aufgetragen worden.
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Falkenstein den Bau eines neuen, von Natur festeren und versteckter, als die
offener liegende Conradsburg, gelegenen Schlosses begonnen und dasselbe nach
dem kurz zuvor zerstörten Falkenstein benannt hat, um es zum künftigen Stamm-
sitze seines Hauses zu erheben. Da sich nun sowohl Burchard 11. wie Burchard III.
wechselnd bald von Conradsburg, bald von Valkenstein nennen und erst seit 1142
der letztere Name der ausschliesslich gebrauchte wird, so darf weiter angenommen
werden, dass in der Zeit von 1118—1140 der Bau des Schlosses Falkenstein statt-
geiunden hat, dass die Edlen von Conradsburg während dieser Zeit teils noch
auf ihrem alten Stammsitze, teils aber auch schon auf dem neuen wohnten, um-
somehr, als um dieselbe Zeit (seit 1120) auf Conradsburg ein Kloster erscheint,
dessen Einrichtung mit dem Neubaue des Schlosses Falkenstein ohne Zweifel
Hand in Hand gegangen ist. Erst mit dem Einzuge des Conradsburgischen
Geschlechts in die vollendete neue Burg Falkenstein und der Mönche in das
vollendete Kloster Conradsburg gewann der neue Name des Geschlechts Dauer.
Dass zur Verlegung des Stammsitzes nach dem Falkenstein die Rücksicht auf die
grössere Festigkeit und die verstecktere, geschütztere Lage der neuen Burg beigetragen
hat, ist sehr wahrscheinlich; der Hauptgrund zur Aufgabe des alten Stammsitzes aber
und zur Verwandlung desselben in ein Benediktinermönchskloster mag die Absicht
Burchards II. gewesen sein, den an dem Grafen Adalbert von Ballenstedt von seinem
Vater Egeno begangenen Mord durch Errichtung einer kirchlichen Stiftung zu sühnen
und zu gleicher Zeit für seine Familie eine Erbbegräbnisstätte herzurichten, ein Umstand,
der es auch erklärlich macht, dass die Grafen von Falkenstein Schirmvögte des
auf ihrer Ahnenburg errichteten Klosters wurden und, so lange ihr Geschlecht
dauerte, gewesen sind. Seit 1155 nennen sich die Angehörigen des Geschlechts
(zuerst Burchard III.) Grafen von Falkenstein. Worauf sich die Annahme des
Grafentitels seitens derselben eigentlich gründet, ist noch nicht mit Sicherheit
ermittelt. Wahrscheinlich stützt sich dieselbe darauf, dass Burchard II. die Graf-
schaft Billingshoch bei Magdeburg, zwischen Elbe, Ohre und Sülze, verwaltete.
Jedesfalls besassen die Edlen, später Grafen von Falkenstein ihre Stammherrschaft
als völlig unabhängiges Allodium, i) Zu derselben gehörten an noch bestehenden
Orten: Ermsleben, Sinsleben, Meisdorf, Molmerschwende, Pansfelde, Wieserode,
Neu-Platendorf, Hohenberg, Conradsburg und doch wohl auch Endorf; an ein-
gegangenen : Esterndorf und Klein-Ermsleben bei Ermsleben, Berlingen bei Sins-
leben, Wertheim bei Meisdorf, Akkenburg, Steilklink, Wiegerode, Düderode, Baue-
rode, Harrebrück, Horbeck, Leine u. a. In ältester Zeit hatte die Grafschaft ver-
mutlich noch grössere Ausdehnung nach Süd westen zu in den Harz hinein, da
nicht nur halb Dankerode auch später noch zu Falkenstein gehörte, sondern es
den Anschein hat, dass auch das Amt Hain ursprünglich zu Falkenstein gehört
hat. Zur Zeit des von 1211—1250 urkundlich erwähnten Grafen Hoyer von
Falkenstein scheint die Grafschaft geteilt worden zu sein, so dass Hoyer den
nördlichen Teil derselben erhielt. Weil aber hier das alte Stammschloss Conrads-
burg in mönchischer Hand war, nahm er — wie es scheint — seinen Hauptsitz
in dem Schlosse zu Ermsleben, welches vielleicht erst er gebaut hat. Dieser
*) Wenn späterhin Stücke derselben als vom Reiche zu Lehen rührend bezeichnet werden,
so erklärt sich das daraus, dass dieselben dem Reiche zuvor zu Lehen aufgetragen worden.