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Größler, Hermann [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 18): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Mansfelder Gebirgskreises — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25512#0274
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Mansfelder Gebirgshreis.

Siebigerode.
/G/ Dorf mit 1784: 295; 1880: 658; 1890: 863 Einwohnern, 11 km südsüdwestlich
von Hettstedt, in der Grafschaft Mansfeld, vormals im nördlichen Hosgau (Burgbezirk
Ritthagesburg?) bezw. im Banne Eisleben gelegen. Der Name des Ortes (urk. 1040
Sibichinroth, ] 107 Sibichenroth, 1229 Seveckenrode, 1273Sibekerode, 1382 Sebekerode)
bedeutet Rodung des Sibicho oder Sibich. Das „ Sigil der Gemeine in Sibiherode" (so!)
zeigt einen Wappenschild mit einer Lilie darin, vermutlich angenommen von einer
ehemals über das Dorf gebietenden Herrschaft, welche jedoch erst zu ermitteln wäre.
Um das Jahr 1040 gab der Graf Goswin der Ältere von Leige (ein Ort, dessen Lage
übrigens noch nicht hat iestgestellt werden können) einer seiner Töchter Sibichin-
roth als Heiratsgut mit. („Reliqua vero patrimonia, Leige scilicet. et Sibichin-
roth et Trachenstede, duabus reliquis hliabus assignavit."^) Im Jahre 1229
schenkte Graf Burchard I. von Mansfeld dem bei dem Schlosse Mansfeld neuge-
gründeten Eloster (dem späteren lvloster Rothardesdorf bezw. Helfta) die Eirche
in Seveckenrode mit allen ihren Besitzungen und ausserdem 100 Ackern Holz bei
diesem Dorfe, welche letzteren jedoch schon 1230 gegen den Wald Herswynkel
(Hirschwinkel) bei Helbra vertauscht wurden. 1273 erklären die Grafen Gebhart 1.
und Burchard IV., dass ihr verstorbener Vater, Burchard HL, von der Abtei
Uersfeld den Patronat über die Eirche zu Sibekerode eingetauscht habe (gegen
den Patronat über die Eirche zu Rotelendorp), bemerken aber dabei, das Dorf
Sibekerode sei so heruntergekommen, dass kein einziger Einwohner daselbst ge-
funden werde.0 In den mansfeldischen Erbteilungen von 1420 und 1501 ist es
auffälligeiweise gar nicht erwähnt, ein Umstand, der noch der Aufklärung bedarf.
Als Eloster Mansfeld zu einem besonderen Amte des Mittelorts erhoben wurde,
schlug man auch Siebigerode zu demselben. Im dreissigjährigen Eriege hatte das
Dorf ausserordentlich viel zu leiden3) und wurde abermals, wie 1273, völlig wüst.
Im Jahre 1646 hatte es keinen einzigen Einwohner mehr. In dem ältesten,
mit dem Jahre 1651 beginnenden Eirchenbuche steht voran die Nachricht
des damaligen Pastors Seiler, der auch Pfarrer von Eloster Mansfeld war,
folgendes Inhalts: „1651 haben sich etliche Leute gefunden, die das ganz
verwüstete Dorf Sibigkerode haben angefangen wieder zu erbauen und zu be-
wohnen. Wie gering die Zahl der damaligen Bewohner mag gewesen sein, erhellet
daraus, dass 1651 nur zwei Einder und 1652 deren drei getauft sind, 1653 aber
keins."4)
Das Siebigeröder Freigut, welches 1784 nur 98 Morgen Land besass, wurde
in neuerer Zeit besessen von den Familien von. Skölen, Eocli, Brauns. Früher
muss es auch eine Familie von niederem Adel, die den Namen des Ortes trug,
gegeben haben, denn im Jahre 1382 erscheint als Oonventual im Eloster Mansfeld
Johannes de Sebekerode.
Die jetzige nach der Oltsüberlieferung dem h. Georg geweihte und von
Bonifatius gegründete Eirche wird von den Umwohnern für die älteste Eirche

9 Annal. Pegaviens. (M. G. SS. XVI p. 285.) 0 Wenck, Hessische Landes-
geschichtelll, 143. 3)ygi. Grösster und Sommer, Chronicon Islebiense, Eisleben 1882,
S. 114 u. a. 0 Rosenkranz, a. a. 0. 2, 17.
 
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