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Größler, Hermann [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 18): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Mansfelder Gebirgskreises — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25512#0163
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Königerode.

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Auf einer zinnernen Kanne steht:
üird!fnt:aH!!f{H3iortM)M7.
Die beiden Glocken haben 0,80 und 0,67 m Durchmesser. Die kleinere ist
1870 von Ulrich in Apolda gegossen, die grössere ist dagegen alt und trägt eine
schöne Majuskelinschrift aus der Blütezeit der Gotik, welche schon einmal, aber
unrichtig und ungenau in Rosenkranz (Neue Zeitschr. f. d. Gesell, der german.
Yötker I, 2, 49.) veröffentlicht, worden ist. Diese Inschritt, deren Formen mit
denGlockeninschriften zuStrenz und Aisleben im Seekreise Verwandtschaft zeigen,



Nr. 57.
lautet nach Auflösung der Abkürzungen:
Campana - Sancte Nicolai, sonitum nostrum, pater, auch.

Nimmt man das erste Wort für sich, so kann das Folgende für einen Hexa-
meter genommen werden. Übrigens ist das Wort audi, weil es im Kranze keinen
Raum mehr fand, was zur Folge hat, dass seine Formen sich nicht gleich den
übrigen Buchstaben der Inschrift bandartig aus dem Kranzboden erheben, offenbar
durch Einritzung in den Mantel der Form hervorgebracht worden, da die Züge
desselben nur aus fadenförmigen Linien bestehen. Diese Glocke soll übrigens bei
der „wüsten Kirche" unweit der Käckelsburg (ein Dorfbewohner nannte letztere
-— vermutlich richtiger — Kadolzburg) gefunden worden seih. Es ist das ver-
mutiieh die Stätte des in das Erzbistum Mainz gehörigen frühzeitig eingegangenen
Dorfes Horlehayn, welches nach Ausweis der Glocke eine Kirche 8. Nikolai
gehabt haben, also wohl von Niederländern gegründet sein dürfte.

Königerode.
/G/ Kirchdorf, 22 km westlich von Hettstedt, in der Herrschaft Rammelburg
im vormaligen Schwabengau, bzw. im Harzbanne (bannus nemoris) gelegen, mit
1880: 1028; 1890: 994 Einwohnern. Der Name des Ortes (urk. 962 Cuningarod,
1400 Konningerode und so auch später) kann „Rodung des Königs", aber auch
„Rodung der Nachkommen oder Angehörigen des Ohuno (Kuno)" — vermutlich
eines Edlen von Wippra — bedeuten. Das ältere „Gemeine Siegel z. Königerode"
hat zum Siegelbilde einen Laubbaum, offenbar die Dorflinde, als Sinnbild der dort
sich versammelnden Dorfgemeinde.
 
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