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Mansfelder Gebirgskreis.
Rotha.
/G/ Kirchdorf mit 1880: 584; 1890: 545 Einwohnern, 28 km westsüdwestlich
von Hettstedt an dem zur Wipper fliessenden Rothabache, vormals im thüringischen
Helmgau bezw. in dem Erzpriesterbezirke Unter-Berga (Berga inferior) des
mainzischen Archidiakonats Jechaburg gelegen. Der Name des Ortes (1400 Rotha,
1495 Roda, 1506 Rothe) bedeutet wahrscheinlich „rotes Wasser" oder ein an dem
roten Wasser liegendes Dorf. Falls jedoch als ältere Namensform Radaha voraus-
gesetzt werden dürfte, würde der Name ein stark fliessendes Wasser bedeutend)
Das „Siegel der Gemeinde zu Rotha" zeigt als Siegelbild einen schreitenden Hahn,
dessen Bedeutung noch aufzuhellen ist.
Die Kirche, deren Schutzheiliger unbekannt ist, besitzt ein höheres Alter als
das gegenwärtige Kirchengebäude. Dafür spricht schon ein an der Westseite des
nördlich dem Turme vorliegenden Anbaues eingemauerter, aber auf dem Kopfe
stehender Inschriftstein (roter Sandstein), welcher in gotischen Minuskeln, wie folgt,
lautet:
!l)9 (= Jesus)
A Hl
Da er aus einem älteren Kirchengebäude herrühren dürfte, so hat wahrscheinlich
um das Jahr 1520 ein Umbau einer auch früher vorhandenen Kirche in spät-
gotischem Stile stattgefunden. Dass aber schon vor diesem Jahre bereits eine
Kirche in Rotha vorhanden gewesen sein muss, beweist nicht nur der Umstand,
dass Rotha in dem halberstädtischen Archidiakonatsregister des Jahres 1400 mit
aufgeiührt ist, sondern auch das Vorhandensein einer alten gotischen Monstranz
aus nicht ganz sicherem Jahr und eines gotischen Kelches ohne Jahreszahl. Die
in der Pfarre aufbewahrte stark beschädigte Monstranz hat einen sechsblättrigen Fuss,
auf dessen Rande die folgende schwer zu entziffernde Minuskelinschrift steht:
+ K!!H -& itPiHiut !!t° Kttt°
r <g? kijcniR ^ H ta- ftjmfrt s§?
iRinridj IjfinHf kn.
Der erste Strich hinter dem x der Jahreszahl ist so lang, dass er recht wohl für
ein 1 gehalten werden kann; in diesem Falle würde die Jahreszahl nicht 1513,
sondern 1542 sein. Da jedoch zu bezweifeln ist, dass man im Jahre 1542 in
Rotha noch eine katholische Monstranz hat anteiligen lassen — es müsste denn
der Nachweis beigebracht werden können, dass Rotha im Jahre 1542 noch katholisch
war — so ist als Jahr der Entstehung der Monstranz doch wohl 1513 anzusetzen.
Die die Inschrift abschliessende Abkürzung wird wohl als „Kirchvaeter" zu
lesen sein. Die übrigen Abkürzungen bezeichnen Vornamen der beiden Erst-
genannten.
Beim Kirchenrendanten wird ein gotischer Kelch mit sechsblättrigem Fuss
und weit vorstehenden Zapfen am Nodus auf bewahrt, dessen Schaft auüälliger-
weise völlig rund ist. Auffällig ist auch, dass die Cuppa auf einem kleinen Perlstabe
9 Vgl. Grössler, Erklärung der Ortsnamen des Mansfelder Gebirgskreises in der Zeit-
schrift des Harzver. XIX, 8. 325. (1886.)
Mansfelder Gebirgskreis.
Rotha.
/G/ Kirchdorf mit 1880: 584; 1890: 545 Einwohnern, 28 km westsüdwestlich
von Hettstedt an dem zur Wipper fliessenden Rothabache, vormals im thüringischen
Helmgau bezw. in dem Erzpriesterbezirke Unter-Berga (Berga inferior) des
mainzischen Archidiakonats Jechaburg gelegen. Der Name des Ortes (1400 Rotha,
1495 Roda, 1506 Rothe) bedeutet wahrscheinlich „rotes Wasser" oder ein an dem
roten Wasser liegendes Dorf. Falls jedoch als ältere Namensform Radaha voraus-
gesetzt werden dürfte, würde der Name ein stark fliessendes Wasser bedeutend)
Das „Siegel der Gemeinde zu Rotha" zeigt als Siegelbild einen schreitenden Hahn,
dessen Bedeutung noch aufzuhellen ist.
Die Kirche, deren Schutzheiliger unbekannt ist, besitzt ein höheres Alter als
das gegenwärtige Kirchengebäude. Dafür spricht schon ein an der Westseite des
nördlich dem Turme vorliegenden Anbaues eingemauerter, aber auf dem Kopfe
stehender Inschriftstein (roter Sandstein), welcher in gotischen Minuskeln, wie folgt,
lautet:
!l)9 (= Jesus)
A Hl
Da er aus einem älteren Kirchengebäude herrühren dürfte, so hat wahrscheinlich
um das Jahr 1520 ein Umbau einer auch früher vorhandenen Kirche in spät-
gotischem Stile stattgefunden. Dass aber schon vor diesem Jahre bereits eine
Kirche in Rotha vorhanden gewesen sein muss, beweist nicht nur der Umstand,
dass Rotha in dem halberstädtischen Archidiakonatsregister des Jahres 1400 mit
aufgeiührt ist, sondern auch das Vorhandensein einer alten gotischen Monstranz
aus nicht ganz sicherem Jahr und eines gotischen Kelches ohne Jahreszahl. Die
in der Pfarre aufbewahrte stark beschädigte Monstranz hat einen sechsblättrigen Fuss,
auf dessen Rande die folgende schwer zu entziffernde Minuskelinschrift steht:
+ K!!H -& itPiHiut !!t° Kttt°
r <g? kijcniR ^ H ta- ftjmfrt s§?
iRinridj IjfinHf kn.
Der erste Strich hinter dem x der Jahreszahl ist so lang, dass er recht wohl für
ein 1 gehalten werden kann; in diesem Falle würde die Jahreszahl nicht 1513,
sondern 1542 sein. Da jedoch zu bezweifeln ist, dass man im Jahre 1542 in
Rotha noch eine katholische Monstranz hat anteiligen lassen — es müsste denn
der Nachweis beigebracht werden können, dass Rotha im Jahre 1542 noch katholisch
war — so ist als Jahr der Entstehung der Monstranz doch wohl 1513 anzusetzen.
Die die Inschrift abschliessende Abkürzung wird wohl als „Kirchvaeter" zu
lesen sein. Die übrigen Abkürzungen bezeichnen Vornamen der beiden Erst-
genannten.
Beim Kirchenrendanten wird ein gotischer Kelch mit sechsblättrigem Fuss
und weit vorstehenden Zapfen am Nodus auf bewahrt, dessen Schaft auüälliger-
weise völlig rund ist. Auffällig ist auch, dass die Cuppa auf einem kleinen Perlstabe
9 Vgl. Grössler, Erklärung der Ortsnamen des Mansfelder Gebirgskreises in der Zeit-
schrift des Harzver. XIX, 8. 325. (1886.)