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Mansfelder Gebirgskreis.
rätselhaften, noch nicht entzifferten Inschrift und einem getriebenen Ornamente
im Mitteifelde.
In einem aiten Kirchenbuche befindet sich ein Diarium der Pastoren Gerlich,
Brauer nnd Planert aus den Jahren 1704 — 1732. Auf dem Tnrme hängen drei
Glocken, welche 1,17, 0,93 und 0,53 m Durchmesser haben. Die beiden grösseren
sind von Friedrich August Becker in Halle im Jahre 1782 gegossen worden; die
kleine besitzt gar keine Inschrift, scheint aber nach ihrer Form sehr alt zu sein.
(Gross-) Leinungen.
/G/ Kirchdorf, 27 km südwestlich von Hettstedt, zwischen Mooskammer und
Ankenberg am Zusammenflüsse der beiden Quellbäche der Leine, und zwar mit
dem älteren Teile des Dorfes ehemals im thüringischen Helmegau, bezw. im Erz-
priesterbezirk Unter-Berga des mainzischen Archidiakonats Jechaburg gelegen. In
späterer Zeit gehörte Gross-Leinungen zur Herrschaft Morungen, in älterer Zeit
jedesfalls nicht, da die Grenze zwischen dem thüringischen Helmegau und dem
sächsischen Friesenfeld, bezw. zwischen den Diöcesen Mainz und Halberstadt so
durch das Dorf lief, dass das ältere (Gross-) Leinungen aufthüringisch-mainzischem
Boden lag und nur das verschollene Munis-Leinungen auf sächsich-halberstädtischem.
Der Ortsname (urk. 1253 Linunge, 1273 Linungen, 1347 Liningen, 1495 maior
Lin ungen, 1506 maior Lynungen — 1400 Munis lynungen in banno Ooldenborn)
bedeutet entweder einen an einem mit Leinkraut bewachsenen Gewässer gelegenen
Ort, oder einen an einem Bergwasser gelegenen.!)
Der Flecken Gross-Leinungen besass auch einen Rat und ein Rathaus. Das-
selbe wurde im Jahre 1565 erbaut und der Amtsinhaber, Asche von Holle, gab
aus den Morunger Forsten das Bauholz dazu. Seine Gemahlin Hille von Maren-
holz und deren Schw-ester Margarete gaben unter anderem ihre Wappen in die
Fenster. 2) Das Gemeindesiegel ist verhältnismässig alt. Dasselbe trägt die
Umschrift:
X D. Gemeine zv Grosenleinvng.
und zeigt auf einem Wappenschilde das Gotteslamm mit der Kreuzesfahne, darüber
die Jahreszahl 1588. Vielleicht deutet dieses Siegel auf das ehemalige Vorhanden-
sein einer Kirche S. Johannis des Täufers in Jjeinungen hin. — Ein späteres vom
Jahre 1805 (die letzten beiden Ziffern sind undeutlich) zeigt dagegen ein Wappen-
schild mit schraffiertem Unterteil, jedoch sonst ohne erkennbaren Inhalt.
Im Dorfe befindet sich ein altes, dem Baron von Eller-Eberstein gehöriges
Rittergut, bei "welchem ein altersgrauer viereckiger Turm von rohem Mauerwerk,
der einzige Überrest des ehemaligen Schlosses Lein ungen, wahrzunehmen ist,
dessen Geschichte sehr im Dunkel lag, aber durch einen Sprossen des freiherrlichen
Geschlechts, Freiherrn Louis Ferdin. v. Eberstein in Berlin, genügend aufgehellt
worden ist. 3) Nach den Darlegungen desselben empfing im Jahre 1529 Herdan
i) Vgl. Grösster, Erklärung der Ortsnamen des Mansfelder Gebirgskreises (Zeitsckr.
des Harzver. XIX, 8. 830 (1886.) 0 L. F. v. Eberstein, Histor. Nachrichten über Geboten,
Feinungen und Morungen 1889 8. 130. 3) Ebenda 8. 122—124 u. 180.
Mansfelder Gebirgskreis.
rätselhaften, noch nicht entzifferten Inschrift und einem getriebenen Ornamente
im Mitteifelde.
In einem aiten Kirchenbuche befindet sich ein Diarium der Pastoren Gerlich,
Brauer nnd Planert aus den Jahren 1704 — 1732. Auf dem Tnrme hängen drei
Glocken, welche 1,17, 0,93 und 0,53 m Durchmesser haben. Die beiden grösseren
sind von Friedrich August Becker in Halle im Jahre 1782 gegossen worden; die
kleine besitzt gar keine Inschrift, scheint aber nach ihrer Form sehr alt zu sein.
(Gross-) Leinungen.
/G/ Kirchdorf, 27 km südwestlich von Hettstedt, zwischen Mooskammer und
Ankenberg am Zusammenflüsse der beiden Quellbäche der Leine, und zwar mit
dem älteren Teile des Dorfes ehemals im thüringischen Helmegau, bezw. im Erz-
priesterbezirk Unter-Berga des mainzischen Archidiakonats Jechaburg gelegen. In
späterer Zeit gehörte Gross-Leinungen zur Herrschaft Morungen, in älterer Zeit
jedesfalls nicht, da die Grenze zwischen dem thüringischen Helmegau und dem
sächsischen Friesenfeld, bezw. zwischen den Diöcesen Mainz und Halberstadt so
durch das Dorf lief, dass das ältere (Gross-) Leinungen aufthüringisch-mainzischem
Boden lag und nur das verschollene Munis-Leinungen auf sächsich-halberstädtischem.
Der Ortsname (urk. 1253 Linunge, 1273 Linungen, 1347 Liningen, 1495 maior
Lin ungen, 1506 maior Lynungen — 1400 Munis lynungen in banno Ooldenborn)
bedeutet entweder einen an einem mit Leinkraut bewachsenen Gewässer gelegenen
Ort, oder einen an einem Bergwasser gelegenen.!)
Der Flecken Gross-Leinungen besass auch einen Rat und ein Rathaus. Das-
selbe wurde im Jahre 1565 erbaut und der Amtsinhaber, Asche von Holle, gab
aus den Morunger Forsten das Bauholz dazu. Seine Gemahlin Hille von Maren-
holz und deren Schw-ester Margarete gaben unter anderem ihre Wappen in die
Fenster. 2) Das Gemeindesiegel ist verhältnismässig alt. Dasselbe trägt die
Umschrift:
X D. Gemeine zv Grosenleinvng.
und zeigt auf einem Wappenschilde das Gotteslamm mit der Kreuzesfahne, darüber
die Jahreszahl 1588. Vielleicht deutet dieses Siegel auf das ehemalige Vorhanden-
sein einer Kirche S. Johannis des Täufers in Jjeinungen hin. — Ein späteres vom
Jahre 1805 (die letzten beiden Ziffern sind undeutlich) zeigt dagegen ein Wappen-
schild mit schraffiertem Unterteil, jedoch sonst ohne erkennbaren Inhalt.
Im Dorfe befindet sich ein altes, dem Baron von Eller-Eberstein gehöriges
Rittergut, bei "welchem ein altersgrauer viereckiger Turm von rohem Mauerwerk,
der einzige Überrest des ehemaligen Schlosses Lein ungen, wahrzunehmen ist,
dessen Geschichte sehr im Dunkel lag, aber durch einen Sprossen des freiherrlichen
Geschlechts, Freiherrn Louis Ferdin. v. Eberstein in Berlin, genügend aufgehellt
worden ist. 3) Nach den Darlegungen desselben empfing im Jahre 1529 Herdan
i) Vgl. Grösster, Erklärung der Ortsnamen des Mansfelder Gebirgskreises (Zeitsckr.
des Harzver. XIX, 8. 830 (1886.) 0 L. F. v. Eberstein, Histor. Nachrichten über Geboten,
Feinungen und Morungen 1889 8. 130. 3) Ebenda 8. 122—124 u. 180.