(Gross-)Leimnigen.
99
Hacke von dem Grafen Gebbart YII. v. Mansfeld „vor dem Fleck Feinungen die
Hüttenstätte zu einem freien Rittersitz" nebst 6 Hufen Landes zu Deikenroda
und Lengefeld u a. Auf diesem Grundstücke erbaute Hacke den sogenannten
Junkern hof, dessen Herrenbaus auf dem blecke stand, wo jetzt das sogenannte
„Schloss" nebst Brauhaus sich befindet. 1537 verkaufte Herdan Hacke „sein frei
Rittergut zu Leinungen" für 5000 Gulden an den Grafen Philipp II. von Mans-
feld, der alsbald das Amt (den locus iudicii) von Morungen nach Leinungen auf
das dortige, in besserem Stande befindliche Rittergut verlegte. 1563 liess der
damalige Inhaber des Amtes, Asche v. Holle, durch den Baumeister Christoph
von Sulzbach den Turm des Amtshauses bauen. Noch zu Anfang dieses Jahr-
hunderts hatte das „Schloss" zu Leinungen ein stattliches Aussehen, aber während
der Befreiungskriege wurde ein Teil nach dem andern baufällig, p
Das Gebäude der dem Erzengel Micha el geweihten Kirche ist ganz modern.
S. Michael scheint auch in dem Kirchensiegel von Gross-Leinungen und Morungen
seinen Platz gefunden zu haben, da dasselbe einen Engel zeigt, der in der Rechten
einen Palmenzweig trägt. Der östlich vom Schiff stehende Turm hat eine schlanke
Schieferspitze und vier Eckspitzchen ohne Corpus darunter, eine Weise, die sich
in hiesiger Gegend, z. B. an der Marienkirche zu Sangerhausen, öfter findet. Über
die Geschichte der Kirche ist nur bekannt, dass im Jahre 1442 die Herren Frie-
drich, Hans und Eckebrecht, Gebrüder von Morungen, als Ijehnherren ihrer Pfarr-
kirche zu Grossleinungen in derselben einen Altar und eine Vikarei gestiftet
und mit zwei freien Höfen daselbst u. a. dotiert haben. Ausserdem setzten sie
21 Gulden jährlichen Zins aus für „den, der Vikarius ist," welcher 3 Messen für
sie, ihre Vorfahren und Erben lesen sollte. 1576 wurde auf Kosten der damaligen
Amtsinhaber, der Gebrüder Gebhart, Philipp und Klaus von Bortfeld, die Kanzel
vorgerückt und die Emporkirche, sowie auch einige Kirchenstühle gebaute) Das
Innere der Kirche bietet gar nichts Eigentümliches. In der Sakristei ist ein un-
bedeutendes Gemälde, die Auferweckung der Toten darstellend. An der äusseren
südlichen Langmauer der Kirche erblickt man den noch ziemlich gut erhaltenen
Grabstein eines Grafen von Mansfeld, dessen Vorhandensein an dieser Stelle
sich dadurch erklärt, dass die Grafen von Mansfeld mit der Herrschaft Morungen
auch das zu derselben gehörige Gross-Leinungen besessen haben.
Auf dem Turme hängen drei Glocken von 1,18, 1,04 und 0,87 nr Durch-
messer.
Die grosse vom Jahre 1491 hat ausser mehreren undeutlichen Münzabdrücken
und der ebenfalls undeutlichen Nachbildung eines Altarschreins auch einige
Medaillons, unter denen auf der Westseite die Pietas (Maria, Christi Leichnam auf
dem Schosse haltend, darüber 2 Engel mit Christi ungenähtem Rock),3) hervor-
zuheben ist, während auf der Ostseite, wo übrigens das vorige Medaillon nochmals
erscheint, ein Crucißxus und das Brustbild eines Bischofs mit Krummstab an-
gebracht sind. Die Umschrift in gotischen Minuskeln lautet:
b L. F. v. Eberstein, Histor. Nachrichten, 8. 122—124 u. 130. p Ebenda 8. 117 und 131.
3 Dasselbe Medaillon kehrt auch in Oppershausen (Kreis Langensalza) und in Bodenrode
(Kreis Worbis) wieder. (Bemerkung von G. Sommer.)
99
Hacke von dem Grafen Gebbart YII. v. Mansfeld „vor dem Fleck Feinungen die
Hüttenstätte zu einem freien Rittersitz" nebst 6 Hufen Landes zu Deikenroda
und Lengefeld u a. Auf diesem Grundstücke erbaute Hacke den sogenannten
Junkern hof, dessen Herrenbaus auf dem blecke stand, wo jetzt das sogenannte
„Schloss" nebst Brauhaus sich befindet. 1537 verkaufte Herdan Hacke „sein frei
Rittergut zu Leinungen" für 5000 Gulden an den Grafen Philipp II. von Mans-
feld, der alsbald das Amt (den locus iudicii) von Morungen nach Leinungen auf
das dortige, in besserem Stande befindliche Rittergut verlegte. 1563 liess der
damalige Inhaber des Amtes, Asche v. Holle, durch den Baumeister Christoph
von Sulzbach den Turm des Amtshauses bauen. Noch zu Anfang dieses Jahr-
hunderts hatte das „Schloss" zu Leinungen ein stattliches Aussehen, aber während
der Befreiungskriege wurde ein Teil nach dem andern baufällig, p
Das Gebäude der dem Erzengel Micha el geweihten Kirche ist ganz modern.
S. Michael scheint auch in dem Kirchensiegel von Gross-Leinungen und Morungen
seinen Platz gefunden zu haben, da dasselbe einen Engel zeigt, der in der Rechten
einen Palmenzweig trägt. Der östlich vom Schiff stehende Turm hat eine schlanke
Schieferspitze und vier Eckspitzchen ohne Corpus darunter, eine Weise, die sich
in hiesiger Gegend, z. B. an der Marienkirche zu Sangerhausen, öfter findet. Über
die Geschichte der Kirche ist nur bekannt, dass im Jahre 1442 die Herren Frie-
drich, Hans und Eckebrecht, Gebrüder von Morungen, als Ijehnherren ihrer Pfarr-
kirche zu Grossleinungen in derselben einen Altar und eine Vikarei gestiftet
und mit zwei freien Höfen daselbst u. a. dotiert haben. Ausserdem setzten sie
21 Gulden jährlichen Zins aus für „den, der Vikarius ist," welcher 3 Messen für
sie, ihre Vorfahren und Erben lesen sollte. 1576 wurde auf Kosten der damaligen
Amtsinhaber, der Gebrüder Gebhart, Philipp und Klaus von Bortfeld, die Kanzel
vorgerückt und die Emporkirche, sowie auch einige Kirchenstühle gebaute) Das
Innere der Kirche bietet gar nichts Eigentümliches. In der Sakristei ist ein un-
bedeutendes Gemälde, die Auferweckung der Toten darstellend. An der äusseren
südlichen Langmauer der Kirche erblickt man den noch ziemlich gut erhaltenen
Grabstein eines Grafen von Mansfeld, dessen Vorhandensein an dieser Stelle
sich dadurch erklärt, dass die Grafen von Mansfeld mit der Herrschaft Morungen
auch das zu derselben gehörige Gross-Leinungen besessen haben.
Auf dem Turme hängen drei Glocken von 1,18, 1,04 und 0,87 nr Durch-
messer.
Die grosse vom Jahre 1491 hat ausser mehreren undeutlichen Münzabdrücken
und der ebenfalls undeutlichen Nachbildung eines Altarschreins auch einige
Medaillons, unter denen auf der Westseite die Pietas (Maria, Christi Leichnam auf
dem Schosse haltend, darüber 2 Engel mit Christi ungenähtem Rock),3) hervor-
zuheben ist, während auf der Ostseite, wo übrigens das vorige Medaillon nochmals
erscheint, ein Crucißxus und das Brustbild eines Bischofs mit Krummstab an-
gebracht sind. Die Umschrift in gotischen Minuskeln lautet:
b L. F. v. Eberstein, Histor. Nachrichten, 8. 122—124 u. 130. p Ebenda 8. 117 und 131.
3 Dasselbe Medaillon kehrt auch in Oppershausen (Kreis Langensalza) und in Bodenrode
(Kreis Worbis) wieder. (Bemerkung von G. Sommer.)