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Größler, Hermann [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 18): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Mansfelder Gebirgskreises — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25512#0077
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Annarode.

7

Annarode.
/Y7/ Kirchdorf, lß km südsüdwestlich von Hettstedt, ehemals im nördlichen Flosgau
in der späteren Grafschaft Mansfeld, bezw. im Banne Eisleben gelegen.
Die urkundliche Erwähnung reicht nicht in das frühere Mittelalter zurück.
Nach der Ortssage hat das Dorf seinen Namen von einer Gräfin Anna,U nach
anderer Annahme von der heiligen Anna, der die Kirche des Dorfes geweiht sein
soll, wie ihr vergoldetes Bild auch auf der Wetterfahne des Kirchturms stehe.
Andere freilich erkennen darin mit Beziehung auf die Sage eine Spinnerin mit
einer Spindel in der Hand. Die Widmung zu Ehren der h. Anna wäre freilich nur
denkbar, wenn die Kirche eher bestanden hätte als das Dorf, da ein vorher bestehendes
Dorf doch nicht namenlos gewesen sein kann. Nun aber ist es nicht wahrscheinlich
dass eine der h. Anna geweihte Kirche schon vor dem Jahre 1400, in welchem das
Dorf zuerst in der Form Anenrode (1420 und später Anrode) erwähnt wird, hier
vorhanden gewesen ist, da die Verehrung dieser Heiligen erst etwa 100 Jahre später
hieraufkam, denn die frühesten S. Antienkirchen erscheinen in hiesiger Gegend erst
um den Anfang des 16. Jahrhunderts. Daher enthält der Ortsname entweder den
Personennamen Anno oder Ana (= zn der Rodung des Anno oder der Ana) oder
er ist eine Zusammen Ziehung aus der einfachen Bezeichnung ,,an dem rode".
Das Dorfsiegel mit der Umschrift: „Gemeine Siegel Annarode" zeigt eine
verschleierte Frauengestalt mit einem Rosenkränze in der Hand und, auf beide
Seiten verteilt, die Jahreszahl 1746 oder 1716. Es liegt also offenbar eine Beziehung
des Siegelbildes auf die h. Anna oder auf die Gräfin Anna der Sage vor. Im
dreissigjährigen Kriege wurde das Dorf ganz verwüstet, so dass in der Kirche, die ein
Aufenthalt von Räubern geworden war, fünfzehn Jahre lang nicht gepredigt wurde.
Das Freigut war Mitte des IS. Jahrhunderts im Besitze der Familie von Sperling.
Die der h. Anna geweihte Kirche, deren Rechnungen und Lehnbücher bis
1546, deren Personenregister bis 1662 zurückreichen und angeblich wertvolle
geschichtliche Aufzeichnungen enthalten, stammt aus dem Jahre 1520, hat halb-
achteckigen Altarschluss und bietet nichts Anziehendes. Doch muss eine ältere Kirche
dagewesen sein, da Anenrode in der Halberstädter Matrikel des Jahres 1400 ver-
zeichnet ist. Der Kirchturm, dessen Wetterfahne bereits besprochen ist, ist im
Jahre 1714 neu erbaut worden. /öS/ Auf demselben hängen zwei Glocken von
1,07 und 0,95m Durchmesser, deren grössere die schöne Majuskelinschrift trägt:;


Der deutlich erkennbare Buchstabe R zu Anfang der Inschrift ,ist rätselhaft.
Ausserdem zeigt die Glocke drei Engel (?) -Figuren mit Heiligenschein.
Die kleinere Glocke goss 1694 Johann Jacob Hoffmann in Halle.

0 Vgl. Grösster, Sagen der Grafschaft Mansfeld, S. 23 Nr. 22.
 
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