212
Mansl'elder Gebirgskreis.
Die Kirchenbücher reichen zurück bis zum Jahre 1601. Das älteste von
160t—1617 enthält wichtige Nachrichten über die Familien, die in dem ehemals
erzbischöflich Magdeburgischen „Ritterhofe" (dem jetzigen Giesslerschen Gute)
gewohnt haben, unter anderen über die Geburten, Kopulationen und Todesfälle der
Familie von Zoetsch (Zeutsch), deren Ursitz seit dem Ende des 13. bis Anfang
des 17. Jahrhunderts in dem Dorfe Zeutsch zwischen Kahla und Rudolstadt war/)
aus welcher die Grossmutter der Kaiserin Katharina von Russland stammt.2)
Pastor Böttcher in Vatterode teilt hierüber folgendes mit:3) Schon zu Anfang des
17. Jahrhunderts finden wir die Familie von Zoitsch oder Zeutsch im Besitze
jenes Gutes (Ritterhof); namentlich wird ein Junker Nikolaus von Zeutsch öfters
erwähnt, der im 30jährigen Kriege, etwa um 1630, gestorben ist. Seine erste Frau,
wahrscheinlich Ursula v. Olottra, starb in Vatterode nebst zwei Söhnen im Jahre
1611. Junker Nikolaus vermählte sich schon 1612 wieder mit Martha Amalie
von Baust oder Bausse aus Gross-Omer. Im weitesten Sinne ist derselbe der
Stammvater der Grossmutter der Kaiserin Katharina II. von Russland. Eine Ur-
enkelin von ihm, Eleonore v. Zeutsch auf Hedersleben, vermählte sich 1687 als
Hoffräulein mit dem Prinzen Joh. Ludwig von Anhalt-Zerbst, dessen zweiter Sohn
Christian August, Gemahl der Prinzessin Elisabeth v. Holstein, preuss. General-
feldmarschall und Gouverneur von Stettin war. Ihm wurde dort am 2. März 1720
eine Prinzessin Sophie Auguste Friederike geboren, welche sich mit Peter 111.
von Russland vermählte und 1762 als Katharina II. den russischen Kaiserthron
bestieg.
Walbeck.
/G/ Ein kleines Dorf mit 1880: 540; 1890: 652 Einwohnern, an der Walbke
oder dem Wallbach, von welchem es den Namen hat, 4 km nordwestlich von
Hettstedt (mit Rittergut und Schloss), vormals inr Schwabengau in der Freiherr-
schatt Arnstein gelegen und in den geistlichen Bann des Halberstädtischen Archi-
diakonats Aschersleben gehörig. Der Ortsname (urk. 959 Walbiki, 985 Uualbechi
in pago Suevon, 992 Uualbisci curtis regia in comitatu Caroli comitis sita, 999
Uualbiki in pago Suevon, 1115 Wallebeche, später meist Walbeke, 1436 Walbeck)
wird auf Grund der urkundlichen Formen als Ort an einem Wellen schlagenden
Bache zu deuten sein. 4) Dass der Ort im Mittelalter ein Pfarrkirchdorf war, be-
weist eine Urkunde des Bischofs Volrad v. Halberstadt vom 30. 9. 1259 aufs be-
stimmteste, da in derselben gesagt ist, dass der jeweilige Propst zu Walbeck den
Pfarrer zu Walbeck bestellen solle (parochie ville Walbeke prepositus loci qui
pro tempore fuerit, sacerdotenr pretrciet, qui ab archidiacono loci curam recipiet
animarum), nur wird die Klosterkirche zugleich als Pfarrkirche gedient haben.
Von dem im Jahre 992 hier begründeten Kloster ist infolge des Missge-
schickes, welches über dem Urkundenschatze desselben gewaltet hat, nur sehr
9 Vgl. Vikt. Lommer, Volkstümliches aus dem Saalthal, S. 120. 0 Über diese
Beziehungen gieht es eiue Untersuchung des Herrn Pastor Stenzei inLausigk bei Quellendorf
in Anhalt. 0 Allgemeiner Anzeiger f. d. Grafsch. Mansfeld, 1867, Nr. 7. Q Die nähere
Begründung in Grössler, Erklärung der Ortsnamen des Mansfelder Gebirgskreises in der Zeit-
schrift des Harzvereins XIX, 1886, S. 826.
Mansl'elder Gebirgskreis.
Die Kirchenbücher reichen zurück bis zum Jahre 1601. Das älteste von
160t—1617 enthält wichtige Nachrichten über die Familien, die in dem ehemals
erzbischöflich Magdeburgischen „Ritterhofe" (dem jetzigen Giesslerschen Gute)
gewohnt haben, unter anderen über die Geburten, Kopulationen und Todesfälle der
Familie von Zoetsch (Zeutsch), deren Ursitz seit dem Ende des 13. bis Anfang
des 17. Jahrhunderts in dem Dorfe Zeutsch zwischen Kahla und Rudolstadt war/)
aus welcher die Grossmutter der Kaiserin Katharina von Russland stammt.2)
Pastor Böttcher in Vatterode teilt hierüber folgendes mit:3) Schon zu Anfang des
17. Jahrhunderts finden wir die Familie von Zoitsch oder Zeutsch im Besitze
jenes Gutes (Ritterhof); namentlich wird ein Junker Nikolaus von Zeutsch öfters
erwähnt, der im 30jährigen Kriege, etwa um 1630, gestorben ist. Seine erste Frau,
wahrscheinlich Ursula v. Olottra, starb in Vatterode nebst zwei Söhnen im Jahre
1611. Junker Nikolaus vermählte sich schon 1612 wieder mit Martha Amalie
von Baust oder Bausse aus Gross-Omer. Im weitesten Sinne ist derselbe der
Stammvater der Grossmutter der Kaiserin Katharina II. von Russland. Eine Ur-
enkelin von ihm, Eleonore v. Zeutsch auf Hedersleben, vermählte sich 1687 als
Hoffräulein mit dem Prinzen Joh. Ludwig von Anhalt-Zerbst, dessen zweiter Sohn
Christian August, Gemahl der Prinzessin Elisabeth v. Holstein, preuss. General-
feldmarschall und Gouverneur von Stettin war. Ihm wurde dort am 2. März 1720
eine Prinzessin Sophie Auguste Friederike geboren, welche sich mit Peter 111.
von Russland vermählte und 1762 als Katharina II. den russischen Kaiserthron
bestieg.
Walbeck.
/G/ Ein kleines Dorf mit 1880: 540; 1890: 652 Einwohnern, an der Walbke
oder dem Wallbach, von welchem es den Namen hat, 4 km nordwestlich von
Hettstedt (mit Rittergut und Schloss), vormals inr Schwabengau in der Freiherr-
schatt Arnstein gelegen und in den geistlichen Bann des Halberstädtischen Archi-
diakonats Aschersleben gehörig. Der Ortsname (urk. 959 Walbiki, 985 Uualbechi
in pago Suevon, 992 Uualbisci curtis regia in comitatu Caroli comitis sita, 999
Uualbiki in pago Suevon, 1115 Wallebeche, später meist Walbeke, 1436 Walbeck)
wird auf Grund der urkundlichen Formen als Ort an einem Wellen schlagenden
Bache zu deuten sein. 4) Dass der Ort im Mittelalter ein Pfarrkirchdorf war, be-
weist eine Urkunde des Bischofs Volrad v. Halberstadt vom 30. 9. 1259 aufs be-
stimmteste, da in derselben gesagt ist, dass der jeweilige Propst zu Walbeck den
Pfarrer zu Walbeck bestellen solle (parochie ville Walbeke prepositus loci qui
pro tempore fuerit, sacerdotenr pretrciet, qui ab archidiacono loci curam recipiet
animarum), nur wird die Klosterkirche zugleich als Pfarrkirche gedient haben.
Von dem im Jahre 992 hier begründeten Kloster ist infolge des Missge-
schickes, welches über dem Urkundenschatze desselben gewaltet hat, nur sehr
9 Vgl. Vikt. Lommer, Volkstümliches aus dem Saalthal, S. 120. 0 Über diese
Beziehungen gieht es eiue Untersuchung des Herrn Pastor Stenzei inLausigk bei Quellendorf
in Anhalt. 0 Allgemeiner Anzeiger f. d. Grafsch. Mansfeld, 1867, Nr. 7. Q Die nähere
Begründung in Grössler, Erklärung der Ortsnamen des Mansfelder Gebirgskreises in der Zeit-
schrift des Harzvereins XIX, 1886, S. 826.