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Größler, Hermann [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 18): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Mansfelder Gebirgskreises — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25512#0102
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Mansfelder Gebirgskreis.

schneiden. Ihr Haar, in der Mitte gescheitelt und leicht gewellt, scheint von
einem Diadem umschlossen zu sein, welches ziemlich weit nach dem Scheitel zu
aufsitzt. Dass das Relief uralt ist, beweisen u. a. auch die die Kleider beider
Gestalten schmückenden Borten, die mit Knöpfen und Edelsteinen besetzt sind-
Wenn die Kopfbedeckungen Krone und Diadem sind, so stellt dieses Bild ein
deutsches Königspaar dar.

Creisfeld.
/ 6r / Pfarrkirchdorf, 13 km südlich von Het.tstedt, an der bösen Sieben, vormals
im nördlichen Hosgau, bezw. im geistlichen Banne Eisleben gelegen. Die böse
Sieben war hier, wie in Wimmei bürg, Hergisdorf und Ahlsdorf geistliche und
weltliche Grenze. Der Name des Ortes (urkundlich 1184 Orebezinvelt, 1200 Crebiz-
velt, 1203 Creuezinvelt, 1206 Crebezvelt, 1214 Crevezenvelt, 1262 Orevettenfeld,
1400 Creventenfeld! 1417 Kreuethinfelt, 1484 Krebissenfelde, 1554 Kressenfelt, im
Volksmunde jetzt Kräesfeld und Kreiesfeld) bedeutet Feld oder Waldrodung des
Krebs. Das Gern eine Siegel in Creizfelt," zeigt als Siegelbild zwei über Kreuz
gelegte Berghämmer. Auf die 4 Ecken der Kreuzung sind die Ziffern der Jahres-
zahl 1717 verteilt; darüber erblickt man eine Krone. Das Ganze ist von zwei
sich kreuzenden, einen Kranz bildenden Zweigen umfasst. Dieses Siegelbild will
offenbar den Bergbau als Hauptbeschäftigung der Bewohner des Dorfes hervor-
heben. Das Dorf ist freilich ohne Zweifel erheblich älter, als der Beginn des
Bergbaues, wie aus den kirchlichen Verhältnissen geschlossen werden muss.
In Creisfeld hatte ein gleichnamiges, zum niedere Adel gehöriges Geschlecht
seinen Sitz, von welchem seit 1203 ein Mitglied urkundlich erscheint. Ihm
gehörte jedesfalls eines der vor Zeiten in Creisfeld vorhandenen Freigüter. Eins
dieser Freigüter war ein Klosterhof, wahrscheinlich zu Whnmelburg gehörig.
1649 erwarb der Kapitän-Lieutenant Jeremias Ernst eins der Freigüter zu Cress-
t'eld. Noch im Jahre 1755 werden 3 Freigüter angeführt, das Thomasiussche,
Ziegesche und von Wülknitzsche; aber schon 1780 scheinen die drei Güter in
eins zusammengeschlagen gewesen zu sein, da die topographische Beschreibung
des Herzogtums Magdeburg aus diesem Jahre nur noch ein Freigut, das Heiden-
reichsche, in Creisfeld kennt.
Die dem Bekehrer des benachbarten Gaues Friesenfeld, dem h. Wigbert,
geweihte Kirche, ist sicher uralt, was schon die Wahl dieses Schutzpatrons
anzunehmen nötigt und die romanische Bauart der Kirche selbst bestätigt. Ja,
da es nicht unwahrscheinlich ist, dass Wigbert hier selbst als Heidenbekehrer
aufgetreten, so ist auch die Annahme zulässig, dass Creisfeld zu seiner Zeit (im
8. Jahrhundert) schon ein bewohnter Ort gewesen. An der Kirche selbst sind
die Spuren sehr weit von einander entfernter Bauzeiten wahrzunehmen. Der
nächste Eindruck ist der einer Kirche gotischen Stils, und zwar erblickt man in
der Nord- und Südwand des Altarraumes je ein, aus einem einzigen Block des
in der Nachbarschaft gebrochenen Rothegenden gearbeitetes Kleeblattfenster,
während das Schiff spätgotische Spitzbogenfenster hat, die namentlich auf der
unverbauten Nordseite zahlreich sind. Dagegen gehört der romanischen Bau*
periode das westliche Stück der südlichen Kirchenmauer (bis zum Beginn des
 
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