Conradsburg.
31
zeigt, wie wir es in der Sangerhäuser Ulrichskirche ausgefübrt sehen. Diese hat
eine Gesamtlänge von 37.8 m bei einer Breite des Chorraumes im Lichten von
13 m. Die Conradsburger Kirche ist 15.60 m breit, die Wimmelburger 15.70.
Vielleicht ist es nun erlaubt, auf ein gleiches Verhältnis von Länge und Breite
wie bei Sangerhausen für Conradsburg und Wimmelburg zu schliessen, wenn man
die Grösseverhältnisse einiger anderen Kirchen in Betracht zieht, deren Länge und
Breite bekannt oder wenigstens genau festzustellen ist. Die Drübecker Kloster-
kirche z. B. hat 16m Breite und 40m Länge; die Ballenstedter frühere Kloster-
kirche hatte eine Länge von 40 m und eine Breite von 15.8; auch die Gernroder
Kirche ist 40 m lang bei 7 m breitem Chorraum (der noch der ersten Anlage
angehört), was auch auf eine ursprünglich geplante Gesamtbreite von etwa 16 m
schliessen lässt. Nach alledem wird man nicht sehr irren, wenn man sowohl der
Wimmelburger als der Conradsburger Kirche eine lichte Gesamtlänge von
40 m zuweist (immer mit Ausschluss der Türme). Diese Annahme dürfte eine
Nachgrabung bestätigen, die umsomehr Aussicht auf Erfolg bieten würde, als
die Grundmauern, wie es scheint, sich dem Auge hie und da bemerkbar machen.
/öS/ Leider hat die Kirchenruine längere Zeit zu den entwürdigendsten Zwecken
dienen müssen; die Oberkirche als Schuppen, die Unterkirche als Schweinestall.
Die letztere war durch die Wirkung der ätzenden Jauche trotz der auf Staats-
kosten bewirkten Restauration und der Ausschlicssung landwirtschaftlicher oder
vielmehr viehwirtschaftlicher Benutzung mit so dunkelgrünem Moder überzogen,
dass es überaus schwer fiel, die schönen Kapitäle zu zeichnen und in ihrer
Schönheit zu gemessen. Nachdem jedoch eine gründliche Reinigung vorgenommen
ist, kommen die Formen, die meist gut erhalten sind, wieder voll zur Geltung.
In einem Aktenstücke des Magistrats von Ermsleben befindet sich ein unvoll-
ständig bewirkter Siegelabdruck, der angeblich und vermutlich auch wirklich aus
dem Kloster Conradsburg herrührt. Derselbe zeigt ein klosterähnliches Gebäude
in dessen Thor ein Schlüssel aufrecht steht und hat anscheinend die verstümmelte
Minuskelinschrift:
ßftntUMt ttcnt fMOH!
/i?/ Die sonst auf der Conradsburg stehenden
Gebäude bieten nichts Bemerkenswertes. Nur
das Wohnhaus reicht den Formen nach in das
16. Jahrhundert zurück. Es hat sich aber ein
merkwürdiges Bildwerk erhalten, das aus einer
Zeit stammt, als die Herren von der Conradsburg
noch nicht daran dachten, ihren Sitz zu verlassen
Es stellt in rundbogigem Rahmen ein betendes
Ehepaar dar. Der Mann mit einer wegen der
Zacken wohl als Krone zu deutenden, sonst ver-
witterten Kopfbedeckung hält in der Rechten ein
Kreuz; die Linke, deren innere Handfläche nach
aussen gekehrt ist, hebt er betend empor. Die
Frau hält beide, mit den Innenflächen ebenfalls
nach aussen gekehrte Hände betend vor sich hin,
und zwar so, dass die Daumen sich kreuzweise
31
zeigt, wie wir es in der Sangerhäuser Ulrichskirche ausgefübrt sehen. Diese hat
eine Gesamtlänge von 37.8 m bei einer Breite des Chorraumes im Lichten von
13 m. Die Conradsburger Kirche ist 15.60 m breit, die Wimmelburger 15.70.
Vielleicht ist es nun erlaubt, auf ein gleiches Verhältnis von Länge und Breite
wie bei Sangerhausen für Conradsburg und Wimmelburg zu schliessen, wenn man
die Grösseverhältnisse einiger anderen Kirchen in Betracht zieht, deren Länge und
Breite bekannt oder wenigstens genau festzustellen ist. Die Drübecker Kloster-
kirche z. B. hat 16m Breite und 40m Länge; die Ballenstedter frühere Kloster-
kirche hatte eine Länge von 40 m und eine Breite von 15.8; auch die Gernroder
Kirche ist 40 m lang bei 7 m breitem Chorraum (der noch der ersten Anlage
angehört), was auch auf eine ursprünglich geplante Gesamtbreite von etwa 16 m
schliessen lässt. Nach alledem wird man nicht sehr irren, wenn man sowohl der
Wimmelburger als der Conradsburger Kirche eine lichte Gesamtlänge von
40 m zuweist (immer mit Ausschluss der Türme). Diese Annahme dürfte eine
Nachgrabung bestätigen, die umsomehr Aussicht auf Erfolg bieten würde, als
die Grundmauern, wie es scheint, sich dem Auge hie und da bemerkbar machen.
/öS/ Leider hat die Kirchenruine längere Zeit zu den entwürdigendsten Zwecken
dienen müssen; die Oberkirche als Schuppen, die Unterkirche als Schweinestall.
Die letztere war durch die Wirkung der ätzenden Jauche trotz der auf Staats-
kosten bewirkten Restauration und der Ausschlicssung landwirtschaftlicher oder
vielmehr viehwirtschaftlicher Benutzung mit so dunkelgrünem Moder überzogen,
dass es überaus schwer fiel, die schönen Kapitäle zu zeichnen und in ihrer
Schönheit zu gemessen. Nachdem jedoch eine gründliche Reinigung vorgenommen
ist, kommen die Formen, die meist gut erhalten sind, wieder voll zur Geltung.
In einem Aktenstücke des Magistrats von Ermsleben befindet sich ein unvoll-
ständig bewirkter Siegelabdruck, der angeblich und vermutlich auch wirklich aus
dem Kloster Conradsburg herrührt. Derselbe zeigt ein klosterähnliches Gebäude
in dessen Thor ein Schlüssel aufrecht steht und hat anscheinend die verstümmelte
Minuskelinschrift:
ßftntUMt ttcnt fMOH!
/i?/ Die sonst auf der Conradsburg stehenden
Gebäude bieten nichts Bemerkenswertes. Nur
das Wohnhaus reicht den Formen nach in das
16. Jahrhundert zurück. Es hat sich aber ein
merkwürdiges Bildwerk erhalten, das aus einer
Zeit stammt, als die Herren von der Conradsburg
noch nicht daran dachten, ihren Sitz zu verlassen
Es stellt in rundbogigem Rahmen ein betendes
Ehepaar dar. Der Mann mit einer wegen der
Zacken wohl als Krone zu deutenden, sonst ver-
witterten Kopfbedeckung hält in der Rechten ein
Kreuz; die Linke, deren innere Handfläche nach
aussen gekehrt ist, hebt er betend empor. Die
Frau hält beide, mit den Innenflächen ebenfalls
nach aussen gekehrte Hände betend vor sich hin,
und zwar so, dass die Daumen sich kreuzweise