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Mansfelder Gebirgskreis.
man einen vor einem Crucifix knieenden Ritter nebst einer knieenden Frau. Dabei
steht die Inschrift in einem Distichon:
Hoc templum pietas et sedula cura Johannis
Brantini cathedram iussit habere novam.
Die drei Glocken haben 1,33, 1,13 und 0,83 m Durchmesser, von denen die
grösste im Jahre 1720 durch Peter Becker in Halle gegossen worden ist. Sie
trägt den Namen und das Wappen des Kirchenpatrons (Freiherrn v. Knigge). Die
beiden andern Glocken stammen noch aus katholischer Zeit. Die mittlere aus dem
Jahre 1523 trägt die Minuskelumschrift:
Anim tunnini ütHtc(!!H0 qHblU'HtftiüH'
uiff(!!!10 tcrtio. tt ft!t!ft(l Autitnm Hüte
no$ Minbohtüt uinrerf.
Auf der einen Seite erblickt man das Bild der Heiligen mit Geissei, teuflischem
Tier und Körbchen. Vermutlich ist es die S. Juliana Falconiera, welche, wie
8. Antonius de Padua, von Teufels-Anfechtungen viel zu leiden hatte. /Tr/ Doch
kann ebensowohl an die Märtyrerin Juliana virgo aus Nikomedien (*(* ^ 304),
welche mit dem an der Kette liegenden Teufel dargestellt zu werden pflegt, ge-
dacht werden.
/G/ Die dritte Glocke aus dem Jahre 1472 trägt folgende Minuskelinschrift:
atmo Rottthti ütrarHiii
# fnnrtn Btoaimffnn ftnm luo nuntc
ti ttohb
Zwar wird Magdalena gewöhnlich mit einer Salbenbüchse dargestellt, doch finden
sich auch Darstellungen, in welchen sie von Teufelchen umflogen oder umgeben
ist. (Otte, KunstarchäologieV. Aufl. I, S. 584.) Vielleicht war die Weibsleber Kirche
der h. Juliana, oder der h. Magdalena, oder beiden geweiht.
(Ober-) Wiederstedt.
/(r/ Kirchdorf mit 1880: 1010; 1890: 1271 Einwohnern, 2 km nördlich von
Hettstedt, auf dem linken Ufer der Wipper im ehemaligen Schwabengau iu
der Freiherrschaft Arnstein gelegen, in kirchlicher Hinsicht aber dem Archi-
diakonus des Halberstädtischen Bannes Aschersleben, nicht aber dem des nahe ge-
legenen Unter-Wiederstedt untergeordnet. Der Name des Dorfes (urk. 944 Wedersfede,
947 Uuidersfeti, 960 Uuihferstedi, 1046 Widerstat, 1221 Widherstede, magnum
(maior) Wederstede, 1256 Widerstede, 1270 alta Widerstede, 1284 maior Wedder-
stede, 1387 dat oberdorp Wederstede, 1486 das Oberdorf Wiederstedt) ent-
hält als Bestimmwort den Personennamen Withar, Witheri oder Widar, bedeutet
also „zur Wohnstätte des Widar."*) Die Bezeichnung Ober-, Hohen- oderGrossen-
Wiederstedt soll das Dorf von dem weiter abAvärts gelegenen, nur durch eine
9 Vgl. Grössler, Erklärung der Ortsnamen des Mansfelder Gebirgskreises (Harz-
zeitsclir. XIX. S. 333, 1886), wo der Name eingehender besprochen ist.
Mansfelder Gebirgskreis.
man einen vor einem Crucifix knieenden Ritter nebst einer knieenden Frau. Dabei
steht die Inschrift in einem Distichon:
Hoc templum pietas et sedula cura Johannis
Brantini cathedram iussit habere novam.
Die drei Glocken haben 1,33, 1,13 und 0,83 m Durchmesser, von denen die
grösste im Jahre 1720 durch Peter Becker in Halle gegossen worden ist. Sie
trägt den Namen und das Wappen des Kirchenpatrons (Freiherrn v. Knigge). Die
beiden andern Glocken stammen noch aus katholischer Zeit. Die mittlere aus dem
Jahre 1523 trägt die Minuskelumschrift:
Anim tunnini ütHtc(!!H0 qHblU'HtftiüH'
uiff(!!!10 tcrtio. tt ft!t!ft(l Autitnm Hüte
no$ Minbohtüt uinrerf.
Auf der einen Seite erblickt man das Bild der Heiligen mit Geissei, teuflischem
Tier und Körbchen. Vermutlich ist es die S. Juliana Falconiera, welche, wie
8. Antonius de Padua, von Teufels-Anfechtungen viel zu leiden hatte. /Tr/ Doch
kann ebensowohl an die Märtyrerin Juliana virgo aus Nikomedien (*(* ^ 304),
welche mit dem an der Kette liegenden Teufel dargestellt zu werden pflegt, ge-
dacht werden.
/G/ Die dritte Glocke aus dem Jahre 1472 trägt folgende Minuskelinschrift:
atmo Rottthti ütrarHiii
# fnnrtn Btoaimffnn ftnm luo nuntc
ti ttohb
Zwar wird Magdalena gewöhnlich mit einer Salbenbüchse dargestellt, doch finden
sich auch Darstellungen, in welchen sie von Teufelchen umflogen oder umgeben
ist. (Otte, KunstarchäologieV. Aufl. I, S. 584.) Vielleicht war die Weibsleber Kirche
der h. Juliana, oder der h. Magdalena, oder beiden geweiht.
(Ober-) Wiederstedt.
/(r/ Kirchdorf mit 1880: 1010; 1890: 1271 Einwohnern, 2 km nördlich von
Hettstedt, auf dem linken Ufer der Wipper im ehemaligen Schwabengau iu
der Freiherrschaft Arnstein gelegen, in kirchlicher Hinsicht aber dem Archi-
diakonus des Halberstädtischen Bannes Aschersleben, nicht aber dem des nahe ge-
legenen Unter-Wiederstedt untergeordnet. Der Name des Dorfes (urk. 944 Wedersfede,
947 Uuidersfeti, 960 Uuihferstedi, 1046 Widerstat, 1221 Widherstede, magnum
(maior) Wederstede, 1256 Widerstede, 1270 alta Widerstede, 1284 maior Wedder-
stede, 1387 dat oberdorp Wederstede, 1486 das Oberdorf Wiederstedt) ent-
hält als Bestimmwort den Personennamen Withar, Witheri oder Widar, bedeutet
also „zur Wohnstätte des Widar."*) Die Bezeichnung Ober-, Hohen- oderGrossen-
Wiederstedt soll das Dorf von dem weiter abAvärts gelegenen, nur durch eine
9 Vgl. Grössler, Erklärung der Ortsnamen des Mansfelder Gebirgskreises (Harz-
zeitsclir. XIX. S. 333, 1886), wo der Name eingehender besprochen ist.