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Mansfelder Gehirgskreis.
An der Nordseite der der Kirche nördüch vorgebauten Vorhalte ist zur
rechten Seite der in dieselbe führenden Thür ein ziemlich rohes steinernes Bild-
werk eingemauert, weiches G. Sommer als den Grabstein eines Kindes ansieht,
ich dagegen als die Darstellung einer heidnischen weiblichen Gottheit, worauf
schon die Haltung der Hände der offenbar nackt dargestellten Gestalt hindeutet,
welche übrigens mit einer der an der Müllerdorfer Kirche im Saalkreise darge-
stellten und ebenfalls für heidnisches Bildwerk geltenden Gestalten eine auffallende
Ähnlichkeit hat. (Nr. 108.)
Nr. 108.
Der Taufstein stammt aus dem Jahre 1718. Über dem Altar befindet
sich ein kleines in Öl gemaltes Abendmahl.
ln der Glockenstube hängen 2 Glocken von 1,07 und 0,87 Meter Durch-
messer, über deren grössere ich mich in der Zeitschrift des Harzvereins XI,
35 bereits ausführlich geäussert habe,i) und welche in Majuskeln aus gotischer
Zeit den leonischen Hexameter
+ - BIT - THPHBTAT2IOJ PHR - MH -
GHKVB - OMHH FV6AT2HI.
welcher im Mansfeldischen öfter auf Glocken vorkommt, trägt, und welchem ausser
dem bekreuzten apokalyptischen Omega und Alpha noch die kleine Kreuzigung
(Christus am Kreuz, mit Maria und Johannes zur Seite) folgt.
Die kleinere Glocke vom Jahre 1587 trägt die nachstehende Inschrift:
Aus dem Feuer bin ich entsprossen,
Eckhart Kucher hat mich in Erffurt gossen
Anno MDLXXXVII.
Sinsleben.
/G/ Kirchdorf mit 1880: 548; 1890: 486 Einwohnern, 16 km nordwestlich von
Hettstedt, unweit der Stadt Ermsleben, vormals im Schwabengau in der Grafschaft
Falkenstein gelegen und in den Halberstädtischen ArchidiakonatsbezirkGatersleben
gehörig. Der Ortsname (urk. 964 Sinsleve, 1045 Sinislebo, 1207 und 1227 Sins-
leve, 1221 Sinesleve, 1296 Zinsleve und Sinsleve, 1583 Seinenszleben!) enthält den
namentlich in Niederdeutschland nachweisbaren Personennamen Sini oder Sino,
dessen Grundbedeutung vermutlich „Kraft, Dauer" ist (vgl. Sinflut = grosse, starke
Flut, Singrün = dauerndes Grün) und bedeutet: Erbgut des Sini.
Das Dorfsiegel mit der Umschrift
Gemeinde - Siegel - z Sinsleben i8iy V
zeigt als Siegelbild eine Kirche mit vorliegendem Turm, auf dessen Haube (im
9 Vgl. auch daselbst die Abbildung der Inschrift auf Tafel 1, Nr. 11.
Mansfelder Gehirgskreis.
An der Nordseite der der Kirche nördüch vorgebauten Vorhalte ist zur
rechten Seite der in dieselbe führenden Thür ein ziemlich rohes steinernes Bild-
werk eingemauert, weiches G. Sommer als den Grabstein eines Kindes ansieht,
ich dagegen als die Darstellung einer heidnischen weiblichen Gottheit, worauf
schon die Haltung der Hände der offenbar nackt dargestellten Gestalt hindeutet,
welche übrigens mit einer der an der Müllerdorfer Kirche im Saalkreise darge-
stellten und ebenfalls für heidnisches Bildwerk geltenden Gestalten eine auffallende
Ähnlichkeit hat. (Nr. 108.)
Nr. 108.
Der Taufstein stammt aus dem Jahre 1718. Über dem Altar befindet
sich ein kleines in Öl gemaltes Abendmahl.
ln der Glockenstube hängen 2 Glocken von 1,07 und 0,87 Meter Durch-
messer, über deren grössere ich mich in der Zeitschrift des Harzvereins XI,
35 bereits ausführlich geäussert habe,i) und welche in Majuskeln aus gotischer
Zeit den leonischen Hexameter
+ - BIT - THPHBTAT2IOJ PHR - MH -
GHKVB - OMHH FV6AT2HI.
welcher im Mansfeldischen öfter auf Glocken vorkommt, trägt, und welchem ausser
dem bekreuzten apokalyptischen Omega und Alpha noch die kleine Kreuzigung
(Christus am Kreuz, mit Maria und Johannes zur Seite) folgt.
Die kleinere Glocke vom Jahre 1587 trägt die nachstehende Inschrift:
Aus dem Feuer bin ich entsprossen,
Eckhart Kucher hat mich in Erffurt gossen
Anno MDLXXXVII.
Sinsleben.
/G/ Kirchdorf mit 1880: 548; 1890: 486 Einwohnern, 16 km nordwestlich von
Hettstedt, unweit der Stadt Ermsleben, vormals im Schwabengau in der Grafschaft
Falkenstein gelegen und in den Halberstädtischen ArchidiakonatsbezirkGatersleben
gehörig. Der Ortsname (urk. 964 Sinsleve, 1045 Sinislebo, 1207 und 1227 Sins-
leve, 1221 Sinesleve, 1296 Zinsleve und Sinsleve, 1583 Seinenszleben!) enthält den
namentlich in Niederdeutschland nachweisbaren Personennamen Sini oder Sino,
dessen Grundbedeutung vermutlich „Kraft, Dauer" ist (vgl. Sinflut = grosse, starke
Flut, Singrün = dauerndes Grün) und bedeutet: Erbgut des Sini.
Das Dorfsiegel mit der Umschrift
Gemeinde - Siegel - z Sinsleben i8iy V
zeigt als Siegelbild eine Kirche mit vorliegendem Turm, auf dessen Haube (im
9 Vgl. auch daselbst die Abbildung der Inschrift auf Tafel 1, Nr. 11.