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Größler, Hermann [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 18): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Mansfelder Gebirgskreises — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25512#0076
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Mansfeldcr Gebirgskrcis.

Alterode.
/G/ Kirchdorf an der Eine, 9,5 km westnordwestlich von Hettstedt, vormals zur
Grafschaft Ballenstedt, erst seit dein 14. Jahrhundert zu der Freiherrschaft Arnstein
im Schwabengau gehörig und vermutlich innerhalb des Burgbezirks der bei
Stangerode belegenen Moseburg, bezw. im Harzbann (bannus nemoris) gelegen,
ist ohne Zweifel eine alte Ansiedelung. Der Name (urkundlich 1216 Aldenrode,
1394 und 1400 Alderode, 1583 Oldenrode, im Volksmunde jetzt Oierode, wie auch
die auf der Höhe nebenbei gelegene Altenburg die Oieburg benannt wird) kann
Rodung des Aldo bedeuten, aber auch ,,zu dem alten Rode". Falls letztere
Bedeutung die richtige ist, wäre für Alterode das verhältnismässig höchste Alter
unter den es umgebenden Rodungen angedeutet. Das Dorfsiegel zeigt als Siegel-
biid einen Laubbaum (offenbar die Dorflinde), neben welchem ein überdachter
Ziehbrunnen mit Winde steht.
Das Dorf war Sitz eines gleichnamigen niedern Adelsgeschlechtes, von
welchem zuerst 1216 der Ministerial Richman von A. genannt wird. Das Dorf
gehörte bis zum Jahre 1394 als anhaitisches Lehn den Edelherren von Hakeborn,
kam aber 1394 durch Kauf an den Grafen Ulrich von Regenstein, welcher es als
Afterlehn dem Sander Mörder und dann dem Kloster Wiedorstedt ilberliess. 1404
schenkten die Fürsten Otto und Bernhard von Anhalt dem genannten Kloster das
Dorf zu eigen. 1524 verkauften es die Wiederstedter Nonnen an den Grafen Hoier
von Mansfeld.
Die bereits erwähnte Alten b ürg oder Oienburg lag nach Pansfelde zu auf
einem Berge, wo noch jetzt Ruinen sichtbar sind. 1284 und 1295 erscheinen als
anhaitische Vasallen Dietrich und Conrad von Altenburg.
Die grosse moderne Kirche ist auf alle Fälle alten Ursprungs, da bereits
1216 sie selbst und auch der Pfarrer Conrad von Alderode genannt wird. Das
„Siegel der Parochie Alterode" zeigt ein turmloses, von der Giebelseite auf-
genommenes Kirchengebäude von Fachwerk mit grosser Wetterfahne. 1394 schenkte
Graf Ulrich von Regenstein den Patronat über „das Kerklen zu Alderode", den
vermutlich vor ihm die Edelherren von Hakeborn gehabt, dem Kloster Wieder-
stedt. /K/ Das jetzige Kirchengebäude ist in keiner Hinsicht merkwürdig. Doch
befindet sich in ihm noch der Rest eines Altar schreins, dessen zwölf Figuren zu
dem jetzigen Altar aus der Renaissancezeit mit verwendet worden sind. Hinter
dem Altäre ist das Mittelstück des Schreins, die Geburt. Christi in hübscher
Gruppierung darsteliend, angeheftet. Drei Engel singen in der Nähe, und im
Hintergründe in einer Loge sieht man zwei Männer. Auf den Rückseiten der
ehemaligen Flügel befinden sich ziemlich gut gemalte Oelbilder vom Jahre 1517,
unter denen „S. Jorgeus" und „8. Mauricius" hervorzuheben sind.
Der zopfige Taufstein stammt etwa aus dem Jahre 1600.
Auf dem Turme hängen drei Glocken von 1,06, 0,92, 0,69 m Durchmesser.
Die grosse ist 1790 durch Zeitheim in Naumburg, die mittlere 1701 durch Peter
Wildt in Naumburg gegossen. Die kleine, deren Schrift aus unleserlichen, vertieft
in den Mantel geritzten Cursivbuchstaben besteht, scheint wegen ihrer einem
Bienenkörbe ähnlichen Form sehr alt zu sein.
 
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