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Größler, Hermann [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 18): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Mansfelder Gebirgskreises — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25512#0167
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Leimbach.

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wieder seitdem den Titel Hofprediger führt, liegt dieser Schluss nahe. Aus dem
wüsten Schlosse wurden Colonistenwolmungen gemacht. (Vgl. Öser, Topogr. 8. 302.)
Übrigens ist zu beachten, dass das vorgenannte Geschlecht der Kaga offenbar
Veranlassung zur Entstehung des Dörfchens Kagendorf gegeben hat, welches un-
weit von Leimbach weiter abwärts an der Wipper liegt.
Bei der Erbteilung von 1420 wurde das Dorf Leimbach dem Grafen Gebhard
vom Mittelort zugesprochen. Nach dem Aussterben des älteren Mittelorts im
Jahre 1492 wurde Leimbach bis 1499 von den Grafen gemeinsam besessen, kam
aber in der neuen Teilung des Jahres 1501 an den Vorderort, bei dem es in der
Folge verblieb. Als dann auf dem Schlosse Mansfeld an Stelle der Wirtschafts-
gebäude ein neues stattliches Schloss, der Hinterort, erbaut wurde, verlegte man
erstere nach dem nahen Leimbach zu und nannte die neue Anlage „das neue
Vorwerk" (urk. 1565), welches als „Leimbacher Amtshof" zwischen Leimbach
und Schloss Mansfeld noch jetzt fortbesteht. Zu dem neuen Amte wurden die
Dörfer Leimbach, Vatterode, Piskaborn, Grätenstuhl, Annarode, Thondorf, Benndorf,
Volkstedt, Blumerode und Gorenzen geschlagen, die seitdem bis in unser Jahr-
hundert zu dem Amte Leimbach gehört haben.
Infolge der Verstärkung des Berg- und Hüttenbetriebs zu Anfänge des
16. Jahrhunderts scheint auch die Bevölkerung Leimbachs beträchtlich sich ver-
mehrt zu haben, was die damals noch lebenden Grafen des Vorderorts, Hoier und
Ernst, veranlasste, sich an Kaiser Karl V. mit der Bitte zu wenden, er möge
Leimbach zur Stadt erheben. Sie machten geltend, dass ihrer „Unterthanen Ein-
kommen und Geniess am meisten aus dem Bergwerk wäre, wie denn auch viele
fremde Personen ihre Nahrung und Unterhalt darin suchten und hätten," und
dass wegen der Menge des Volkes die Erhebung mehrerer Mansfelder Dörfer zu
Städten wünschenswert sei. Darauf begnadigte denn auch der Kaiser Karl V.
den Flecken Leimbach — seit wann das Dorf als Flecken galt, lässt sich nicht,
sagen — mit Stadtrecht, mit Handwerken, mit einem Jahrmarkt und einem Wochen-
markt im Jahre 1530, was später die Kaiser Ferdinand I. und Maximilian II.
bestätigten.
Beim Eintritt der Sequestration mehrerer Fünftel der Grafschaft fand man
das Amt Leimbach so überschuldet, dass es im Jahre 1571 den Gläubigern von
Dalwig, von Bodenhausen, von Dieskau, von Krosigk, von der Schulenburg, von
Drachsdorf überlassen werden musste. Die Rechte dieser Gläubigerschar brachte
Ernst Hans von der Asseburg an sich, dessen Familie dann das Amt im Jahre
1601 an Jakob von Schenk auf Flechtingen für 25,000 Thaler verkaufte. Eine
Urkunde des Grafen Franz Maximilian von Mansfeld bezeichnet im Jahre 1668
„Christian Volrad, Albrecht Antonius, Christian Werner, Rudolf Busso und
Jakob, alle von Schenk" als Besitzer. Bei der Familie von Schenk ver-
blieb das Amt bis zum Jahre 1859, in welchem es der Freiherr von der Reck
durch Kauf erwarb.
Da das Städtchen Leimbach öfter durch Brände gelitten hat, so hat es kein
altertümliches Gepräge. Dasselbe gilt von der jetzigen Petri-Pauli-Kirche,
welche aus dem Jahre 1776 herrührt, da die ältere in demselben Jahre durch
Feuer zerstört worden war.
In der Kirche findet sich ein altes Messing-Taufbecken mit der bekannten,
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