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Größler, Hermann [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 18): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Mansfelder Gebirgskreises — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25512#0134
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Mansfelder Gebirgskreis.

Namensform unwiderleglich zeigt. Das „Siegel der Gemeinde Friesdorf' hat zum
Siegelbilde einen palmenartigen Baum, hinter weichem ein Bauerstein zu sehen ist,
oder auch — da das Bild undeutlich ist — eine Umzäunung. Es versinnbildlicht
offenbar die Dorfgemeinde durch Darstellung ihres AMrsamnrlungsplatzes. Das
Dorf war ein Zubehör der Herrschaft Wippra bezw., nach der Vereinigung beider
Herrschaften, der Herrschaft Rammelburg. Sonst ist über seine Geschichte fast
nichts bekannt
Die Kirche, deren Schutzheiliger S. Martin sein soll, stammt in ihrem jetzigen
Gebäude aus dem Anfänge dieses Jahrhunderts, Auch die beiden Glocken von
0,68 und 0,77 m Durchmesser sind von geringem Alter; die grössere ist 1862 von
den Gebrüdern Ulrich, die kleinere 1845 von C. H. Gcttwert in Halberstadt
gegossen.
Gorenzen.
t!' /G/ Kirchdorf, 14 km südwestlich von Het.tstedt, hoch auf einem Berge im nördlichen
Ilosgau (im Burgbezirk Ritthagesburg?) an dessen Grenze gegen das Friesenfeld
bezw. im Banne Eisleben in der Grafschaft Mansfeld 'gelegen. Ein Teil von Go-
renzen heisst Schönbeck (1347 Sckonenbeke) und ist vermutlich das ältere Dorf,
dessen Name allmählich von dem anscheinend später gegründeten Gorenzen ver-
drängt worden ist. Da der Name Gorenzen (1554 Jorentz, 1565 Jorenxs, 1641
Jurentzen) zweifellos slavischen Ursprungs ist (von dem slav. gora Berg, in andern
Mundarten hora) und eine auf dem Berge gelegene Ansiedlung bedeutet, so muss
auch Gorenzen ursprünglich mit slavischen Bewohnern besetzt gewesen sein,
sicherlich eine der am weitesten nach Westen vorgeschobenen slavischen Ansiede-
lungen. Sind aber Slaven die Urheber des Dorfes Gorenzen, so muss dasselbe
erheblich älter sein, als die bisher bekannten urkundlichen Erwähnungen es er-
scheinen lassen. Das Gemeindesiegel, welches oben die Buchstaben G. R. Z, unten
die Buchstaben G. S. führt, zeigt als Siegelbild den h. Laurentius mit dem
Feuerrost in der Rechten, zu seiner Linken eine Pflanze mit drei Blumen. Das
Ganze ist von zwei kranzförmig sich kreuzenden Zweigen umfasst. Ausser dem
Heiligen also, welchem die Kirche von Gorenzen (oder vielleicht ursprünglich von
Schönbach) gewidmet ist, scheint ein Sinnbild ertragstähigen Bodens darin enthalten
zu sein, wenn nicht eine ganz bestimmte Pflanze mit bestimmter Beziehung zur
Darstellung gebracht werden sollte, die freilich unbekannt ist.
In Gorenzen giebt es ein Freigut, welches zu Anfang des 17. Jahrhunderts
der Familie von Könitz gehörte. Ein Fräulein von Könitz aus Gorenzen wurde
die Gemahlin des Grafen Jobst von Mansfeld, der in seinem dritten Jahre erblindet
war. Später war das Gut im Besitz der Herrn von Benckendorf und dann derer
von Kalkreuth. Die „Ausführliche topogr. Beschreib, des Herzogt. Magdeb. und
der Grafsch. Mansfeld, Berlin, Decker 1785, S. 446 nennt dasselbe „ein zum ad-
lichen von Schenkschen Amte Leimbach gehöriges Dorf mit schriftsässigem Ritter-
gute, dessen Eigentümer der Herr von Kalkreuth ist." Das Rittergut hat nur
Gerichtsbarkeit über 15 Häuser, deren Bewohner demselben dienstpflichtig sind;
das Dorf steht unter der Gerichtsbarkeit des Amtes Leimbach. Das Dorf selbst,
wurde in der Erbteilung von 1420 dem Vorderorte zu Mansfeld zugeteilt.
 
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