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Bergner, Heinrich [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 24): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Naumburg — Halle a. d. S., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.25507#0082
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Naumburg. Dom. Die Kreuzgänge.

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ein Stück Mauer in rohen Bruchsteinen des älteren Kreuzganges erhalten. (Fig. 39.)
Es ist nicht zu zweifeln, daß auch dieser Arm, und zwar in der älteren Anlage,
schon nach der Nordwestecke der Marienkirche zu gebrochen war, nach dem
Brande von 1532 aber mit dem dritten Joch abgeschnitten und durch die auf
Fig. 98 sichtbare Stirnmauer mit Spitzbogentür und Stufen geschlossen wurde.
Im Schlußstein des Türbogens J A A H 1748- Das Konglomerat von Mauerteilen,
Vorlagen und Ansätzen der Ostwand ist bunt genug und in kurzen Worten
kaum recht begreiflich zu machen. Wir finden von Norden her die Außenwand
des Südkreuzes mit dem hohen Sockel, die durch Anbau der Arorhalle ent-
standene Nische mit der Ecke der ursprünglichen Portalvorlage, das Zwischen-
stück der erweiterten Portalvorlage, die AVestmauer der Vorhalle mit Sitzstufe
zwischen der pfeilerartig verstärkten Ecklisene und dem noch weiter vor-
gezogenen Gewände der giebelgedeckten Tür, auf der Sitzstufe die beiden AVand-
säulen mit Würfelkelchkapitälen, schließlich ein Stück der alten rohen Kreuz-
gangmauer.

Die Arkadenpfeiler des Osttraktes sind mit kurzen engagierten Eck-
säulchen besetzt, daran steile attische Basen und AARirfelkelchkapitälchen mit
romanischen Rosetten und (späterem)
gotischen Blendornament auftreten,
die Kämpfer mit Platte, Kehle und
AVulst, die Arkadenbögen mit Rund-
stab profiliert; im Nordtrakt sind
die Ecksäulchen jedoch durch AVnlste
in Kehlen ersetzt, welche unten und
oben in einer geschwungenen Linie
zur Ecke auslaufen. Alle AVand-
säulen sind dagegen gleichmäßig
mit Eckblattbasen und ornamen-
tierten Würfelkelchkapitälen ge-
bildet. Im Ornament treten die
drei Grundmotive des Naumburger
Stils, das bodenständige dreiteilige
Schilfblatt, die verschlungene Blatt-
ranke und der Eck- oder Mittel-
baum in der strengen Symmetrie,
der tiefen Unterschneidung, mit den
Diamantrippen, den Achselpfeilen
und den gebohrten Lappen auf, wie
sie sich im letzten Joch des Mittelschiffs ankündigten. Nur das dritte Kapitäl
von Osten zeigt ein Motiv der Tierornamentik, zwei Greife, die rückwärts
gewandt nach einer Eule schnappen, Federn und Behaarung gleichmäßig durch
enge Strichelei angedeutet und die Schwänze in verschlungene Ranken aus-
laufend. — Die Schlußsteine sind runde Platten ohne Ornament.

b) Der nördliche Kreuzgang (Fig. 29) ist nur noch in Gewölbansätzen
am Seitenschiff, am Nordkreuz und am Nordwestturm erkennbar. Hier finden
sich die in die Mauern eingebundenen Schildrippen für neun Längsjoche und je

Kreis Naumburg. * 5
 
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