IV. Die Stiftskirche St. Servatii.
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liehe (A) 63 cm breite von der Fußseite der Tumba der Königin ausgefüllt wird,
während die nördlich anschließende (B) mit Steinplatten geschlossen ist. Diese
ist übrigens 80 cm breit, und ihre nördliche Hälfte ist von anderer Ausführung
als die südliche; dieser Bogen ist also später erweitert, der Schlußstein (x), der
verschoben war und die ursprüngliche Bogenmitte bezeichnet, beweist dies auch.
Der amtliche Bericht vom 30. April 1878 folgert daraus, daß der anzunehmende
Steinsarg des Königs später durch diese Öffnung hinausgeschafft worden sei. Der
Rest der Wand ist eine aus großen Bruchsteinen bestehende Masse, am nörd-
lichen Ende als Untermauerung der nordöstlichen Säule der Krypta gekenn-
zeichnet. Die entsprechende südliche Säule hat eine solche Untermauerung nicht,
steht dagegen über der südöstlichen Ecke des Sarges der Königin. — Aus dem
Halbkreis vor dieser Wand sind acht 62 cm breite Rundbogennischen heraus-
gearbeitet, die von
30 cm breiten Pfeilern
getrennt sind. Nur
der mittelste Pfeiler
ist mit 71 cm erheblich
breiter. Die Höhe der
Nischen beträgt 1 m,
vom Fußboden aus
1,25 m. Daß diese
Nischen zur Aufnahme
von Reliquien be-
stimmt gewesen seien,
ist sehr unwahrschein-
lich, denn dann müßten
die in der Wiperti-
krypta dieselbe Be-
stimmung gehabt ha-
ben zu einer Zeit, wo
yon zahlreichen Re-
liquien noch keine
Rede war. Ich halte
sie für einfache Sitz-
nischen, die in dem
engen Raume wohl angebracht waren, wo doch auch der Altar der Heiligen
Petrus und Servatius noch Platz finden mußte. Solche Sitznischen scheinen auf
uralter Überlieferung zu beruhen; in der dem 6. Jahrhundert angehörenden
Gertraudenkapelle über Salzburg sind deren sechs in ähnlicher Ausführung aus
dem Felsen herausgearbeitet. Die unterirdische halbrunde Kapelle bei Erdberg
hat auch acht Sitznischen, und hierher gehört auch der unterirdische, mit vier
Sitznischen ausgestattete Raum des ,,Erdstalles‘; bei Olbersdorf im großen Maharts-
berge x). Die Nischen in der Schloßkrypta und in St. Wiperti sind so groß, daß
ein erwachsener Mann bequem darin sitzen kann. — Die Wände dieser eigen-
r) Henne am Rhyn, Kulturgeschichte I, S. 50 u. 51.
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liehe (A) 63 cm breite von der Fußseite der Tumba der Königin ausgefüllt wird,
während die nördlich anschließende (B) mit Steinplatten geschlossen ist. Diese
ist übrigens 80 cm breit, und ihre nördliche Hälfte ist von anderer Ausführung
als die südliche; dieser Bogen ist also später erweitert, der Schlußstein (x), der
verschoben war und die ursprüngliche Bogenmitte bezeichnet, beweist dies auch.
Der amtliche Bericht vom 30. April 1878 folgert daraus, daß der anzunehmende
Steinsarg des Königs später durch diese Öffnung hinausgeschafft worden sei. Der
Rest der Wand ist eine aus großen Bruchsteinen bestehende Masse, am nörd-
lichen Ende als Untermauerung der nordöstlichen Säule der Krypta gekenn-
zeichnet. Die entsprechende südliche Säule hat eine solche Untermauerung nicht,
steht dagegen über der südöstlichen Ecke des Sarges der Königin. — Aus dem
Halbkreis vor dieser Wand sind acht 62 cm breite Rundbogennischen heraus-
gearbeitet, die von
30 cm breiten Pfeilern
getrennt sind. Nur
der mittelste Pfeiler
ist mit 71 cm erheblich
breiter. Die Höhe der
Nischen beträgt 1 m,
vom Fußboden aus
1,25 m. Daß diese
Nischen zur Aufnahme
von Reliquien be-
stimmt gewesen seien,
ist sehr unwahrschein-
lich, denn dann müßten
die in der Wiperti-
krypta dieselbe Be-
stimmung gehabt ha-
ben zu einer Zeit, wo
yon zahlreichen Re-
liquien noch keine
Rede war. Ich halte
sie für einfache Sitz-
nischen, die in dem
engen Raume wohl angebracht waren, wo doch auch der Altar der Heiligen
Petrus und Servatius noch Platz finden mußte. Solche Sitznischen scheinen auf
uralter Überlieferung zu beruhen; in der dem 6. Jahrhundert angehörenden
Gertraudenkapelle über Salzburg sind deren sechs in ähnlicher Ausführung aus
dem Felsen herausgearbeitet. Die unterirdische halbrunde Kapelle bei Erdberg
hat auch acht Sitznischen, und hierher gehört auch der unterirdische, mit vier
Sitznischen ausgestattete Raum des ,,Erdstalles‘; bei Olbersdorf im großen Maharts-
berge x). Die Nischen in der Schloßkrypta und in St. Wiperti sind so groß, daß
ein erwachsener Mann bequem darin sitzen kann. — Die Wände dieser eigen-
r) Henne am Rhyn, Kulturgeschichte I, S. 50 u. 51.