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Haupt, Richard; Weysser, Friedrich
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Kreise Herzogtum Lauenburg (Band 1): Die Bau- und Kunstdenkmäler im Kreise Herzogtum Lauenburg — Ratzeburg, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.25183#0077
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St. Georgsberg.

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gonnm und noch ehe der Dombau in Angnff kam. vollendet ist. Weiter macht
die Lage der ursprünglichen Portale und im Gegensatz dazn die der Fensterpaare
wahrscheinlich. daß man bei der Gestaltung des Grnndrisses noch nicht die Ein-
wölbung beabsichtigte, sie aber, als man die Mauern hinaufführte. sich vorbehielt.
Die Kirche hat 1561 nach einem Brande eine Erneuerung oder einen Umbau
erfahren. Ein Balken im Dache zeigte die Namen der nm 1566 lebenden Pa-
storen. Brauns Stadtbild hat die Kirche noch ohne Dachreiter; der jetzige ist
also noch jünger als 1588.

Der Bau ist fast ganz einheitlich: einjochiger quadratischer Chor — Apsis
verschwunden, aber Apsisösfnung erhalten — Schiff zu einschiffiger Wölbung in
zwei quadratischen Jochen bestimmt, gleichbreiter Turm im Westen. Sein quadra-
tisches Gewölbe ist samt dem Turmbogen und dem ganzen Oberbau verschwun-
den nnd der Turmraum ist zu dem Raume des Schiffes gezogen.

Ueberall derselbe etwas rohe, außen durch seine Schichtung an die Art des
Uebergangsstils erinnernde Granitunterbau (nördlich, wo Anbauten waren und
ein Portal entfernt ist, find jetzt z. T. dafür Ziegel eingetreten). Westteil von
dickeren Mauern, indem die Lisenen hier fehlen (also auch Sockel und Gesims)
und auch nach innen die Wand etwas dicker ist. Der Tnrmbogen war sast
2 m stark. Die Schildwände im Turme sind nach Uebergangsart sehr ver-
stärkt (Spuren türzlich entfernt). die Fenstersohlen getreppt; die Wände setzen
innen in Fensterbogentämpferhöhe etwas ab. Die Turmfensterpaare sind natür-
lich (da das Geschoß höher war als das ungewölbte Schiff) etwas höher als im
Schiffe. Jn der Nord- und Süd-Westecke Reste der Stützung von sehr starten
Wandbogen, und, in den Winkeln dazwischen, aufsteigende Rundstäbe, rot und
schwarz abwechselnd.

Das Schiff hat Lisenen, angeschrägten Sockel dazwischen, und für zwei Joche
gepaarte Fenster. Alle alten Fenster stechen, wenn anch zum Teile fast unmert-
lich. Bogen in 2 Kränzen gemauert. Die Portale des Schiffes saßen da, wo zwischen
den Jochen die Wandstütze hätte sein müssen, wenn das Schisf gewölbt gewesen
wäre. Das südliche hat über sich eine große, nicht hohe Blende, mit steilem
Dreiecksbogen gedeckt. Wenn später das Schiff gewölbt ward, mußten die Türen
verlegt werden, wie cs auch geschah.

Gesimse (teilweis zerstört) am Schiffe doppeltes deutsches Band in von Kon-
solen getragener Platte, am Chore, nur langseits, sich kreuzende Rundbogen unter
deutschem Bande. Die Chorostwand ist ohne Verband mit dem Anstoßenden;
sie erscheint alt (13. Jahrh.d), aber nicht ursprünglich. Die Randlisenen steigen
daselbst ausfallender Weise vom Boden auf, Sockel sehlt. Den Giebel schneidet
ein doppeltes deutsches Band ab.

Ein niederes rippenloses Kreuzgewölbe deckt den Chor (s. d. Lichtdr.).
Schildbogen breit, zwei rund, zwei schwach spitz. Zwischen ihren Einsprüngen
steigt ein Stab auf, der eine Art Würfelknauf hat. Diese drei Glieder umzieht
ein Kämpscrgesims aus Wnlst und Platte. z. T. auch aus einsach angekehlter
Platte bestehend. So auch am östlichen Bogen, der vordem Apsisöffnung war.
 
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